• Nicht erst seit dem Totalausfall der Facebook-Dienste suchen Millionen Nutzer nach Alternativen zu WhatsApp.
  • In den App-Charts weit vorn liegt der Messenger Signal, den schon Edward Snowden empfohlen hat.
  • Das Programm gilt als besonders sicher. Aber stimmt das auch? Und was kann Signal?

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"Ich nutze Signal jeden Tag", erklärte Whistleblower und Datenschutzaktivist Edward Snowden schon 2015 auf Twitter. Auch Tesla-Chef Elon Musk und Twitter-Chef Jack Dorsey haben den Messenger schon empfohlen.

Der Ansturm auf das Programm reisst nicht ab: Die Nutzerzahlen hatten sich in den vergangenen Monaten offenbar in kürzester Zeit verdoppelt. Der Messenger gibt allerdings keine offiziellen Zahlen heraus. Im Dezember 2020 gab es laut "Techcrunch" 20 Millionen monatliche Anwender, Anfang diesen Jahres waren es angeblich schon 40 Millionen, schreibt die Seite "BusinessofApps".

Im Vergleich ist das aber immer noch eine sehr kleine Nutzerzahl: WhatsApp hat weltweit zwei Milliarden Anwender. Das ist aber auch der einzige Punkt, bei dem Signal nicht mit dem grossen Konkurrenten mithalten kann.

Das Problem: WhatsApps Datenhunger

Signal profitiert davon, dass immer mehr Anwender WhatsApp verlassen wollen. Die Gründe dafür häufen sich: Der zum Facebook-Universum gehörende Messenger hatte immer wieder neue Nutzungsbedingungen angekündigt. Zudem war der Messenger während des Totalausfalls der Facebook-Dienste am 4. Oktober nicht erreichbar. Viele Menschen stellen sich nun die Frage, ob es bei dieser Panne auch ein Datenleck gegeben haben könnte. WhatsApp erhebt auch jetzt schon viele Daten - etwa Telefonnummer, Profilbild und Geburtstag - von Usern.

Ausserdem werden Nutzerprofile erstellt und festgehalten, wann und wo jemand Nachrichten an wen versendet. Nicht zuletzt synchronisiert das Programm regelmässig Kontakte der Nutzer aus dem Adressbuch. Sie werden gespeichert, um sie abgleichen zu können.

Den Inhalt von Nachrichten kann WhatsApp aber nicht auslesen: Sie sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Eine Nachricht wird dazu auf dem Gerät des Absenders chiffriert und erst auf dem Telefon des Empfängers wieder entschlüsselt. Alle Chats werden auf dem Telefon des Nutzers gespeichert, nicht auf den WhatsApp-Servern.

So sicher ist Signal

Auch Signal nutzt für alle Chats und Anrufe eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Aber die Macher des Messengers haben das entsprechende Verschlüsselungsprotokoll entwickelt: Es stammt genau wie Signal selbst von Open Whisper Systems. Auf diesem Protokoll basiert auch die Verschlüsselung von WhatsApp und Threema.

Der Messenger für Android und iOS ist darüber hinaus eine Open-Source-Anwendung, der Quellcode ist öffentlich zugänglich. Externe Experten können so beispielsweise überprüfen, welche Daten tatsächlich erhoben werden.

Hinter dem kostenlosen Messenger stehen keine geschäftlichen Interessen: Die gemeinnützige Signal-Stiftung betreibt den Dienst, er finanziert sich ausschliesslich aus Spenden. Deshalb hat Signal kein Interesse an den Daten der Anwender, genauso wenig wie an Werbung.

Die App erhebt daher kaum Daten: Sie speichert lediglich die Telefonnummer, die für die Anmeldung notwendig ist. Es ist nicht nötig, der App Zugriff auf das Telefonbuch zu geben. Signal legt Fotos, Chats und andere Daten lokal auf dem Smartphone ab und nicht auf eigenen Servern.

Das gilt auch für Back-ups: Diese werden aus Sicherheitsgründen nur auf dem Telefon gespeichert. WhatsApp erlaubt wahlweise eine Datensicherung bei Google Drive oder iCloud.

Diese Funktionen bringt Signal mit

Signal funktioniert ähnlich wie WhatsApp: Nutzer können Textnachrichten mit Emojis verschicken. Ebenso können sie Gifs, Sticker, Bilder, Videos, Sprachnachrichten, Dateien, Kontakte und den Standort teilen. Ausserdem sind Sprach- und Videoanrufe sowie Chats in Gruppen möglich. In Letzteren sind ebenfalls Videogespräche möglich: Bis zu acht Teilnehmer können mitmachen.

Wenige kleinere Features von WhatsApp hat Signal (noch) nicht: So ist es nicht möglich, eine Statusmeldung zu erstellen, die alle Kontakte sehen. Der Messenger bessert aber immer weiter nach. So gibt es seit einigen Monaten ein "Über mich"-Feld und animierte Sticker.

Diese Funktionen gibt es nur bei Signal und nicht bei WhatsApp

Signal bringt zudem Funktionen mit, die WhatsApp fehlen. Aus Sicherheitsgründen interessant ist ein Feature, das auch Snapchat bietet: Auf Wunsch können Nutzer Nachrichten schreiben, die sich nach einer bestimmten Zeit selbst zerstören. Anwender bestimmen selbst, nach welcher Zeit der Inhalt nicht mehr angezeigt wird – bis zu einer Dauer von vier Wochen ist alles möglich.

Beim Versand eines Fotos können Anwender darüber hinaus einstellen, dass es nur einmal angesehen werden kann, danach wird es vom Gerät des Empfängers gelöscht. Und bei Bedarf lassen sich Teile von Bildern vor dem Verschicken ganz einfach unkenntlich machen, so wie Gesichter oder Autokennzeichen. Nicht zuletzt können Nutzer die App mit einer PIN versehen, damit Unbefugte Chats nicht lesen können.

Selbstlöschende Nachrichten erlaubt WhatsApp zwar auch, allerdings haben Nutzer keine Auswahl: Sie verschwinden nach genau sieben Tagen.

Fazit: Ist Signal die bessere WhatsApp-Alternative?

Wer Signal zum Senden und Lesen von Kurznachrichten, Bildern und anderen Inhalten nutzt, geht auf Nummer sicher: Der Open-Source-Messenger erhebt und speichert deutlich weniger Daten als WhatsApp. Wie dort auch sind alle Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

Im Vergleich zu einer anderen WhatsApp-Alternative hat Signal aber zwei Nachteile. Beim Messenger Threema müssen Nutzer nicht einmal eine Telefonnummer angeben. Dessen Server stehen zudem in der Schweiz und nicht in den USA.

Verwendete Quellen:

  • signal.org/de
  • Twitter-Profile von Edward Snowden, Elon Musk und Jack Dorsey

Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv ,den wir aus aktuellem Anlass neu aufbereitet haben.

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