Sollen Kinderzimmer eine smartphonefreie Zone sein? Deutschlands Kinderärzte raten: So ein Gerät soll es erst ab zwölf Jahren geben. Denn zuviel Daddeln - so eine neue Studie - kann krank machen.

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Mangelnde Konzentration, Zappeligkeit, Fettleibigkeit - das können Folgen übermässiger Smartphone-Nutzung bei Kindern und Jugendlichen sein.

Die Bundesdrogenbeauftragte zeigt sich bei der Vorstellung einer neuen Studie alarmiert. Experten raten zu Grenzen und festen Regeln - ein Überblick:

In welchem Ausmass können Smartphones zum Gesundheitsrisiko werden?

Laut der am Montag vorgestellten Studie ist das Risiko von Konzentrationsstörungen bei mehr als einer halben Stunde Smartphone-Nutzung pro Tag bei 2- bis 5-Jährigen drei Mal höher als normalerweise, bei 8- bis 13-Jährigen sogar sechs Mal höher.

Auch die Sprachentwicklung kann bei Jüngeren behindert werden, das Risiko für motorische Hyperaktivität liegt 3,5 Mal höher.

Welche Folgen können noch auftreten?

Die Studienautoren sagen, sie hätten auch Hinweise gefunden, dass Säuglinge eher Bindungsstörungen entwickeln, wenn Mütter neben der Betreuung ins Handy gucken.

Auch der Konsum von Süssigkeiten und gezuckerten Getränken bei Kindern steige im Schnitt bei regelmässiger Smartphone-Nutzung - und damit das Risiko, dick zu werden.

Ist Fernsehen genauso riskant?

Nicht ganz - so die Erhebung. Das Risiko von Konzentrationsstörungen liege bei mindestens einer halben Stunde Fernsehen pro Tag bei 2- bis 5-Jährigen nur zwei Mal höher, bei den 8- bis 13-Jährigen fünf Mal höher - jeweils etwas weniger als bei Smartphones.

Wie kamen die Ergebnisse zustande?

In 79 Kinderarztpraxen bundesweit wurden Fragebögen für mehr als 5.500 Teilnehmer ausgefüllt, befragt wurden die Kinder, bei kleinen Kindern die Eltern.

Laut den Studienautoren ist die Erhebung repräsentativ.

Waren frühere Computerspiele nicht genauso riskant?

Studienautor Rainer Riedel meint: Nein. Denn die Verbreitung der Smartphones sei grösser, so der Direktor des Instituts für Medizinökonomie und medizinische Versorgungsforschung Köln.

Und Kinder und Jugendliche könnten mit den kleinen Geräten auch leichter unbemerkt in die virtuelle Welt versinken - manchmal stundenlang.

Ab wann sollen Kinder überhaupt Smartphones bekommen?

Uwe Büsching vom Vorstand des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte sagt: "Ein Handy braucht ein Kind nicht vor dem 12. Geburtstag." Die Medien-Pädagogin Kristin Langer gab in einem "Spiegel Online"-Interview zu bedenken, Smartphones seien teuer und dürften nicht geklaut werden.

"Ein Smartphone ist also auch mit mehreren Stressfaktoren belegt, das kann ein zehnjähriges Kind belasten." Gerade die Kleinen schickten sich aber eher harmlose Dinge zu.

Wie häufig nutzen Kinder Handy oder Smartphone?

Laut der "KIM-Studie" des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest nutzen 67 Prozent der 6- bis 13-Jährigen Handy oder Smartphone selten oder öfter.

Das Kommunizieren mit Textnachrichten steht bei 38 Prozent von ihnen an erster Stelle, etwa jeder Vierte nutzt täglich Apps oder das Internet.

Was sollten Eltern tun?

Pädagogin Langer rät dazu, dass Eltern beim Elternabend Bedenken ansprechen - dann falle es gemeinsam leichter, den Kindern den Wunsch nach einem Smartphone noch nicht in der fünften oder sechsten Klasse zu erfüllen.

"Wichtig ist, passwortgeschützte Sicherheitseinstellungen vorzunehmen, so dass Kinder nicht allein ins Internet gehen können", sagt sie. Kinderarzt Büsching rät zu einer automatischen Zeitabschaltung.

Vor dem Handykauf sollten Eltern und Kinder Regeln vereinbaren - in Form eines Vertrags. Die Eltern müssten dann aber auch gucken, ob die Regeln eingehalten werden.

Was sollten Eltern noch beachten?

Sie sollten darauf hinwirken, dass ihre Kinder andere Dinge tun, die ihnen Spass machen - malen, klettern, schwimmen, Fussballspielen.

Handyfreie Zeit und handyfreie Orte könnten helfen, so der Experte Riedel.

Gibt es auch technische Angebote für mehr Jugendschutz?

Ja, etwa die Filtersoftware JusProg, die die Kinder vor nicht altersgerechten Inhalten im Internet schützt.

Riedel meint zudem, gegen mögliches Online-Mobbing kann es helfen, wenn Eltern die Chats der Kinder mitlesen.  © dpa

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