München (dpa/tmn) - Das Smartphone als Helfer in der Not: Das versprechen diverse Notfall-Apps. Der Markt dafür ist durchaus sehr vielseitig, sagt Jörg Geiger vom Fachmagazin "Chip".
Doch braucht man überhaupt eine App? 110 oder 112 ist doch schnell eingegeben. Dafür muss man das Telefon nicht mal entsperren, da die Notruftaste auch auf dem Sperrbildschirm wählbar ist. "Einiges kann man sich dazu selbst einrichten", erläutert der Experte. Dazu zählt das Festlegen von Kurzwahlen, um im Ernstfall schnell den richtigen Helfer zu erreichen.
Auch Textlisten mit wichtigen Informationen wie der Blutgruppe, Krankheiten und Allergien oder eingenommenen Medikamenten lassen sich einfach anlegen. In kostenlosen Apps wie Evernote oder Google Notizen sind sie schnell erstellt und bleiben immer abrufbar - für Ersthelfer können sie dann wertvolle Hinweise liefern.
Viele Mobiltelefone haben auch eine Notruffunktion. Bei speziellen Senioren-Handys rufen sie etwa mehrere, vorab festgelegte Nummern an. Bei manchen wird die Schleife unterbrochen, wenn am anderen Ende ein Anrufbeantworter anspringt, erklärt die Stiftung Warentest. Das versuchen andere zu umgehen, indem sie vorher mit einer Ansage dazu auffordern, eine bestimmte Taste zu drücken. Der Angerufene sollte in diesem Fall aber wissen, wer anruft, um nicht einfach aufzulegen. Darum sollte man sich mit den Nothelfern seiner Wahl vorher besprechen und auch ausmachen, was im Ernstfall zu tun ist, raten die Experten.
Wem die Funktionen des Telefons nicht ausreichen, kann zu den Notfall-Apps greifen. Die gibt es etwa für Outdoor-Sportler, für Risikogruppen wie Herzpatienten oder für Eltern, die ihre Kinder überwachen wollen, zählt er auf. Auch für Gehörlose sind spezielle Programme für das Smartphone erhältlich.
Doch was bringen die kleinen Helfer-Programme in Notsituationen? "Grundsätzlich sind sie meist gut", sagt Geiger. Doch man sollte bei der App der Wahl genau hinschauen. Denn in den Funktionen können sie sich stark unterscheiden - und Extras lassen sich die Anbieter nicht selten ordentlich bezahlen.
Was die meisten Apps gemeinsam haben, ist eine schnelle Notruf-Option. Häufig geht das laut Geiger mit einem Klick. Doch bereits an dieser Stelle unterscheiden sich die Apps. Manche rufen direkt in einer Rettungsleitstelle an. "Dann muss man selbst jedoch noch sprechen können", erklärt der Experte.
Bei anderen Apps geht der Notruf über eine eigene Zentrale. Die können den Notruf weiterleiten, auch wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, zu sprechen oder in einer Bedrohungssituation gar nicht sprechen kann. "Anhand der Daten zur Person und zum Standort wissen sie, wer dran ist und wo man ist", erklärt Geiger. Allerdings ist der Service mit eigener Zentrale, den etwa die Apps "Mein Notruf" und "Protegon SOS" bieten, in der Regel kostenpflichtig. Auch beim Datenschutz kann man seine Bedenken haben, findet Geiger. "Das ist die Schattenseite. Man kann dann immer geortet werden."
Bei vielen der Apps sind Notrufe über einen Tastendruck und das Hinterlegen von Informationen sowie Notfallnummern noch kostenlos. Viele weitere Funktionen lassen sich dem Experten zufolge erst über In-App-Käufe freischalten. "Von drei bis über zehn Euro können dann im Monat fällig werden", sagt Geiger. Vorsicht: Meist sind das Abos. Das heisst: Mit einer einmaligen Zahlung ist es nicht getan, sondern man muss jeden Monat diesen Betrag entrichten.
Eine dieser Extrafunktionen können automatische Notrufe sein, wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, einen Notruf abzusetzen. Das gibt es etwa bei der App "Uepaa!" als Premium-Funktion. Laut Angaben des Herstellers hat sie eine Unfallerkennung, die registriert, wenn man in Schwierigkeiten ist und automatisch Hilfe holt. Ausserdem kann man einen Zeit-Alarm aktivieren, der selbstständig Hilfe ruft, falls man auf Interaktionen der App in bestimmten Zeiträumen nicht reagiert.
Grundsätzlich gilt: Ohne eine Netzverbindung sind auch die meisten Notfall-Apps hilflos. Denn nur so können sie Notrufe absetzen. © dpa
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