Las Vegas (dpa) - Die Unterhaltungselektronik-Messe CES hat schon so manchen Formatkrieg erlebt. In der Mutter aller Schlachten buhlten Ende der 70er Jahre die Videokassettenformate VHS und Betamax um die Gunst der Kunden.
Es dauerte damals Jahre, bis sich die von JVC entwickelte VHS-Videokassette gegen den technisch ausgeklügelteren Betamax-Standard von Sony durchgesetzt hatte. Auch die Ära des hoch auflösenden Fernsehens begann mit einem Streit um das richtige technische Format. Damals traten die rivalisierenden Standards Blu-ray und HD-DVD gegeneinander an, als es darum ging, ein Nachfolgeformat für die herkömmliche DVD zu finden.
Hinter Blu-ray standen Elektronik-Riesen wie Panasonic, Sony oder Philips, während HD-DVD von deutlich kleineren Konkurrenten wie Toshiba oder NEC unterstützt wurde. Die grossen Player setzten sich durch, daran konnten auch Computergiganten wie Microsoft und Intel nichts ändern, die sich zuletzt noch für HD-DVD stark gemacht hatten.
Im aktuellen Formatstreit geht es vor allem um die Frage, wie Helligkeitskontraste und Farbverläufe auf dem Fernseher dargestellt werden. Bei neuen Fernsehgeräten sind inzwischen Geräte mit einer hohen 4K-Auflösung (UHD) quasi Standard. Unter den 4K-Geräten gibt es aber deutliche Unterschiede bei der Bildqualität. Fernseher mit HDR (High Dynamic Range) versprechen, Bilder im Bezug auf Helligkeit und Kontrast so darzustellen, dass sie sich von der Realität kaum noch unterscheiden.
Ein herkömmlicher Fernseher ohne HDR beherrscht 256 Helligkeitsstufen (8 Bit). Ein HDR-Standard-Fernseher kann dagegen 1024 Helligkeitsstufen (10 Bit) anzeigen. Davon profitieren vor allem Filme mit Sequenzen, die sehr hell oder sehr dunkel sind (zum Beispiel Aufnahmen im Schnee oder in einer Höhle).
Die Firma Dolby Laboratories, die vor allem mit Systemen zur Tonoptimierung bekannt wurde, ging noch einen Schritt weiter und entwickelte ein System mit zwölf Bit (4096 Helligkeitsstufen) und einer dynamischen Anpassung je nach Filmsequenz. Bei Dolby Vision werden die Metadaten nämlich nicht für den gesamten Film festgelegt, sondern für jedes Bild einzeln übertragen, was die Bilddarstellung noch einmal deutlich verbessert. Das herkömmliche HDR ist dagegen statisch und passt sich nicht an einzelne Szenen an.
Eigentlich dürfte einem Siegeslauf von Dolby Vision so gesehen nichts im Wege stehen, doch es gibt ein Problem: Dolby will mit dem Verfahren Geld verdienen und verlangt Lizenzgebühren von Filmstudios und Herstellern der TV-Geräte. Unternehmen wie Samsung wollen das aber nicht hinnehmen. Vor diesem Hintergrund entwickelten die Südkoreaner HDR10+ als offenen Standard, der ebenfalls eine dynamische Anpassung ermöglicht und bei dem keine Lizenzgebühren fällig werden.
Nun kommt es vor allem auf die Inhalte-Anbieter an. Die TV-Anbieter in Deutschland - von den Öffentlich-Rechtlichen bis hin zu den meisten privaten Sendern - spielen dabei quasi keine Rolle, weil sie bis auf wenige Ausnahmen noch nicht einmal in 4K senden. Verbreitungskanäle für 4K-Inhalte sind die Blue-ray-Scheiben, TV-Boxen wie Apple 4K, Amazons FireTV oder der Decoder von Sky. Von dem Filmstudios unterstützen die grossen Player Sony, Paramount und Universal Dolby Vision. 20 Century Fox positioniert sich als Unterstützer von HDR10+, während Warner auch Titel in Dolby Vision anbietet. Der Unterhaltungsriese Disney, der 20th Century Fox kaufen will, unterstützt bisher nur Dolby Vision und HDR10.
Entscheidend könnte die Formatpolitik der Streamingdienste sein. Seit Ende Dezember kann man in Deutschland HDR10+-Videos über Amazon Video auf aktuellen 4K-TVs von Samsung wiedergeben. Netflix bietet seinen Kunden sowohl Filme in HDR10 (UltraHD Premium) als auch in Dolby Vision an. Bei HDR10+ warte Netflix zunächst einmal ab, wie Produktchef Greg Peters sagte. Auch iTunes streamt Filme auf dem Apple TV in HDR10 und Dolby Vision.
Eine vermittelnde Rolle im Format-Streit übernimmt Panasonic. Auf der CES stellten die Japaner einen Player für Ultra HD Blu-rays vorn, der die beiden konkurrierenden HDR-Formate Dolby Vision und HDR10+ unterstützt. Allerdings zogen andere Hersteller bislang nicht nach, so dass es doch zu einem harten Showdown kommen könnte. Zugleich sei es auch so, dass während die Diskussion über Format-Feinheiten läuft, viele Verbraucher noch nicht einmal den Begriff HDR gehört hätten, schränkt Samsung-Manager Kai Hillebrandt ein. © dpa
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