Berlin (dpa) - Das neue Facebook, das neue Twitter, das neue Instagram: Seit Tagen wird die Smartphone-App Vero als Nachfolger bekannte Sozialer Netzwerke gehandelt.
Tatsächlich kommt die Anwendung als eine Art Mischung bisheriger Angebote daher. Wirkliche Neuerungen bietet die App nach Einschätzung von Experten nicht. Ein Netzwerk ohne Werbung will Vero nach eigenen Angaben sein. Man wolle so vor allem junge Nutzer ansprechen, die sich durch Werbeeinblendungen belästigt fühlten, heisst es auf der Homepage des Unternehmens.
Noch ist die App zwar gratis, irgendwann aber sollen zahlende Abonnenten die Anwendung finanzieren. Als weitere Besonderheit wollen die Macher von Vero keinen Algorithmus einsetzen, der die Beiträge der Nutzer sortiert.
Ganz neu sind diese Aspekte allerdings nicht. "Die Besonderheiten von Vero sind eigentlich alles Dinge, die Facebook, WhatsApp oder Instagram früher auch hatten", sagt der Kölner Social-Media-Experte und Wirtschaftsjurist, Felix Beilharz. "Auch Facebook hat früher ohne Algorithmus funktioniert. Ab einer bestimmten Grösse geht das aber nicht mehr, weil die User dann täglich Tausende Beiträge in ihrem Feed hätten", so Beilharz. Werbefrei seien auch Facebook, Twitter und Instagram zu Beginn gewesen.
Auch deshalb prognostiziert der Experte Vero keine lange Halbwertszeit. Die Anwendung sei schlicht zu ähnlich im Vergleich zur Konkurrenz: "Es kann daher gut sein, dass das in einem halben Jahr wieder vorbei ist." Ähnlich erging es bereits Apps wie Ello vor rund zwei Jahren oder Mastodon im vergangenen Jahr.
Auch beim Thema Datenschutz weckt der Newcomer Bedenken. So verlangt Vero zur Anmeldung zwingend eine Telefonnummer - unter anderem um die Echtheit der Nutzer zu überprüfen, wie es heisst. "Es ist natürlich fragwürdig, ob das sinnvoll ist", sagt Karola Elbrecht, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale. Besonders ärgerlich sei es, dass man vor dem Herunterladen nicht darüber informiert werde.
In den vergangenen Tagen hatten einige Prominente und Influencer ihren Beitritt zu Vero verkündet - in Deutschland unter anderem der Sänger Casper und der Moderator Klaas Heufer-Umlauf mit seiner neuen Sendung "Late Night Berlin". Allerdings melden sich auf Twitter auch vermehrt Nutzer zu Wort, die sich schon wieder von Vero verabschieden. Unter dem Hashtag #deletevero (zu Deutsch: Vero löschen) posten viele ihre Absage an das gehypte Netzwerk - auch weil sie den Machern der App misstrauen.
Seit 2015 gibt es Vero. Hinter der App steht der umstrittene Milliardär Ayman Hariri, Sohn des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafic Hariri. Aus Frustration mit den bisherigen Netzwerken habe er Vero damals gegründet, heisst es auf der Homepage des Unternehmens. © dpa
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