Fotos von Unfällen zu machen ist geschmacklos. Sie sind zudem gefährlich, weil Handyfotografen den Weg zum Unfallort blockieren und den Einsatz der Rettungskräfte stören.

Rolf Schwartmann
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Rolf Schwartmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Gaffen tötet" ist eine drastische und traurige Wahrheit, weil schon wenige Minuten Verzug bei der Unfallrettung Leben kosten können. Solche Aufnahmen gehören schon gar nicht in soziale Netzwerke, wo man sie zu Hauf findet. Und das alles, obwohl seit Anfang 2021 Fotos und Filme von Verkehrsunfällen mit Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden können.

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Polizist platze der Kragen: "Willst Du die Leiche sehen?"

Weil dieses Verbot Gaffer nicht scherte, wurde es einem Polizisten zu viel. Nach einem tödlichen Unfall auf der A6 zwischen Roth und Nürnberg griff zu einer drastischen Massnahme, nachdem die Aufforderung nicht zu fotografieren nicht fruchtete. Mit den Worten "Willst du die Leiche sehen?" bot er Gaffern eine Schockbehandlung an. Diese Reaktion ist in der Situation menschlich verständlich. Rechtlich angemessen ist sie nicht.

Bei Foto Warnhinweis: "Stopp! Gaffen tötet."

Wie man Schaulustige am Gaffen und Fotografieren hindern kann und dabei die Grenzen des rechtlich gebotenen wahrt, zeigt ein Projekt der Johanniter-Unfallhilfe. Wenn deren Einsatzkräfte an einen Unfallort kommen, kann es Handyfotografen künftig passieren, dass die Warnung "Stopp! Gaffen tötet!" auf dem Display des Smartphones erscheint.

QR-Code auf Smartphones soll Leben retten

Diese Botschaft könnte künftig automatisch auf Smartphones von Schaulustigen erscheinen. Auf die Handys der Gaffer sollen sie durch einen einfachen Trick gelangen. Sie werden als QR-Codes grossflächig auf Rettungswagen geklebt und in deren Design integriert. Sie finden sich auch auf den Ausrüstungsgegenständen der Rettungskräfte, etwa auf Rucksäcken sowie auf Sichtblenden am Unfallort.

Wird der QR-Code aufgenommen, dann werden die fotografierenden Gaffer per automatischer Umleitung auf eine Website geleitet und sehen dort einen Warnhinweis zu den Gefahren des Gaffens. Wie das konkret aussieht zeigt ein Video der Johanniter-Unfallhilfe.

Viele "smarte" Ideen sind oft nichts anderes als ein freundliches Synonym für datenschutzrechtlich fragwürdige Spielereien. Die Johanniter zeigen, dass es auch anders geht.

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