Sünden beichten online - das geht. Selbstverständlich nicht im eigentlichen Sinn einer tatsächlichen Beichte: Findige Seitenbetreiber haben sich des Themas Online-Beichte vom unterhaltsamen Programm bis hin zur augenzwinkernden Website mit einer gehörigen Portion Humor angenommen.
Wir präsentieren Ihnen aus der Vielzahl von Internetseiten, auf denen man seine Sünden loswerden und die Sünden anderer nachlesen kann, eine handverlesene Auswahl. Das sind sie: Die Sündenregister des Internets.
Am einfachsten ist das Konzept des Internetauftritts www.beichte.de: Mit Gebimmel wird der User empfangen. In ein purpurfarbenes Textfeld kann er seine Sünde eingeben (welche auch immer) und auf den Button "Herr, ich habe gesündigt" klicken. Als Antwort erhält der Sünder in der Regel das "Vater unser" angezeigt. Das bekannteste Gebet des Christentums fungiert hier als Paternoster, der die Sünde direkt in den Himmel des Internets transportiert. Hübsche Idee: Wer möchte, kann durch die Eingabe des Datums eine virtuelle Kerze entzünden.
Vorsicht, Suchtfaktor: Auf www.beichthaus.com kann man unendlich viel Zeit verbringen. Im "Beichthaus" kann man keine Beichte ablegen, sondern die Postings auf diesen Seiten lesen sich wie das Sündenregister der Menschheit: Hier gibt es alle Arten von grossen Geschichten, kleinen Anekdoten, Witzen sowie ernste, frivole und humorvolle Kost.
Auf der Startseite wird man mit den züchtigen Worten empfangen: "Willkommen bei der virtuellen Beichte! Schlummert tief in Dir eine bisher nie ausgesprochene Sünde?" Wer den "Drang verspüre", diese Sünde ans Tageslicht zu bringen, könne das jetzt tun - "und das völlig anonym".
Und dieser Aufforderung folgen die Nutzer: Sie posten alles, was sie auf der Seele haben und loswerden wollen. Andere Nutzer lesen das, und ergötzen und erfreuen sich an den gelesen Postings - oder erschauern darüber. Die am schönsten beschriebenen "Sünden" kann man sogar bewerten. Mit über 2000 sogenannten Votes - abgegebenen Stimmen - rangiert ganz vorne unter den Top100 des Sündenpfuhls diese gebeichtete, knackige und prägnante Sünde :
"Ich bin Busfahrer und spreche mit Absicht die Namen der Haltestellen falsch und undeutlich aus."
Da sage noch einer, katholische Busfahrer besässen keinen Humor.
Ganz ähnlich funktioniert www.onlinebeichte.net. Hier posten die Nutzer ihre Sünden über "Penisfechten" und Gynäkologen outen sich als Fachärzte, die sich im Kollegenkreis über die Krankengeschichten ihrer Patienten lustig machen. Die Postings sind auch hier in Kategorien eingeteilt: "Neueste Beichten", "TopKlicks" und "Top Neuaufsteiger" bewerten die Sünden, die den Lesern am besten gefallen haben.
Über den Wahrheitsgehalt der Sünden kann man in allen diesen Portalen wenig Verlässliches sagen - die Angaben können stimmen oder frei erfunden sein. Postings schreiben kann hier jeder ohne Anmeldung, Antworten schreiben ebenfalls. Auch gängige Witze, wie etwa der vom Chef, seinem 40.Geburtstag, seiner Sekretärin, der Überraschungsparty und der nackten Überraschung auf der Couch werden auf dieser Seite von Postern als eigene "Sünde" deklariert. Aber das schadet nicht: Auch hier geht es ausschliesslich um Unterhaltung.
Vollends der Satire hat sich DBO - Der Beichtstuhl Online (www.beichtstuhl-online.de) - verschrieben. Zwei virtuelle Ordensbrüder, Bruder Taddaeus und Bruder Magnus, geben auf ihrer Website spassige Tipps und satirisch-rhetorische Antworten im "Beichtforum". Auch hierher verirren sich ab und zu Menschen, die wirklich online beichten wollen und eine bewegende Geschichte zu erzählen haben. Dann kommen immerhin Antworten wie "Ääääääääääh, hast du nicht mitbekommen, dass das hier eine reine Spassveranstaltung ist???"
Den Spasscharakter unterstreichen auch die Programme, die die Webseiten-Betreiber entworfen haben: "Quick Prayer 2001" ist eine Software, die eigentlich auf jeden Computer gehört. Aus zehn Gebeten, die man bis zu 20 mal wiederholen kann, sucht man sich eines aus, gibt die Anzahl der Gebete ein, drückt auf den Button "Ich bereue", und dann ... aber das sehen Sie sich am besten selbst an. Nur den Button "Ich bereue nichts" dürfen sie nicht anklicken: Sie müssen das Programm und ihre "Quick Prayers" sonst noch einmal ganz von vorne beginnen. Wird jedoch der "Ich bereue"-Button gedrückt, heisst es am Ende: "Danke, dass Du mit dem QuickPrayer 2001 gebüsst hast. Surfe in Frieden!" In diesem Sinn: Sie auch.
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