Die Übernahme des bekannten Kurznachrichtendienstes WhatsApp durch Facebook löst bei vielen Nutzern Besorgnis um die Sicherheit der eigenen Daten aus. Seit dem Milliardendeal steigen die Downloads anderer Anbieter wie Threema oder myENIGMA. Gerade bei Threema stellt die Stiftung Warentest jetzt in Sachen Datenschutz einen deutlichen Vorsprung gegenüber anderen Apps fest.
In den deutschsprachigen Ländern ist man aufgrund der immer neuen Enthüllungen um die Überwachung durch die NSA für die Themen Sicherheit und Verschlüsselung sensibilisiert. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Advise mit dem Online-Panelanbieter respondi AG kann sich ein Drittel der deutschen WhatsApp-User vorstellen, ihren Anbieter zu verlassen. Bedenken um den Datenschutz bei WhatsApp bestanden ohnehin seit langem. Erst die Meldung, dass Facebook bereit war 19 Milliarden (47,50 Dollar für jeden der 400 Millionen Nutzer) für eine App zu zahlen, liess die User handeln. Nun bestätigt die Stiftung Warentest dieses Misstrauen und stuft WhatsApp in einem Datenschutz-Test als "sehr kritisch" ein. Auch andere Apps mit Messenger-Funktion wie Line, Telegram oder der Blackberry Messenger konnten nicht überzeugen.
WhatsApp setzt keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein, Nachrichten können zwar während des Transports nicht abgefangen werden, liegen aber auf dem Server in unverschlüsselter Form vor. Abgesehen davon werden Kontaktdaten aus dem Adressbuch ohne Zustimmung des Nutzers oder der betroffenen Dritten übermittelt. Gemäss der Allgemeinen Geschäftsbedingungen gehen auch noch sämtliche Nutzerdaten durch den Verkauf an den neuen Eigentümer Facebook. Durch die vielen Neuanmeldungen bei Threema verliert auch die überwältigende Verbreitung als Hauptargument für WhatsApp an Überzeugungskraft.
Threema ist "unkritisch"
Die Konkurrenz-App, die von dem Schweizer Manuel Kasper entwickelt wurde, legt den Fokus bewusst auf den Datenschutz. Threema bietet im Grunde die gleichen Funktionen wie Whatsapp, jedoch deutlich mehr Sicherheit: Stiftung Warentest bewertet die App als "unkritisch", denn sie unterstützt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, diese erfolgt direkt auf dem jeweiligen Gerät. Ausserdem werden Adressbucheinträge nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Nutzers gespeichert – wer dies nicht zulässt, kann die App aber weiterhin nutzen. Die Angabe von Mailadresse oder Handynummer ist nicht erforderlich für die Kontaktaufnahme, die Threema-ID reicht hierfür aus. Ein Ampelsystem informiert über die Vertrauenswürdigkeit der Kommunikationspartner.
Meedia.de hat die App ebenfalls getestet und bemängelt das triste Layout und die umständliche Installation der App, zudem fehlten Informationen darüber, inwiefern die Threema-Server selbst geschützt sind. Auch Manuel Kasper gibt im Gespräch mit stern.de zu: "Wir sind zwar von unserer App überzeugt, aber wir können nicht wissen, ob es zum Beispiel in den gängigen Betriebssystemen anfällige Hintertüren gibt, über die Apple und Co. alle Tastatureingaben oder den Bildschirminhalt mitschneiden können."
Obwohl die Nutzung von WhatsApp im ersten Jahr noch gratis ist, Threema hingegen beim Download für Android 1,60 Euro bzw. für iOS 1,79 Euro kostet, hat die Schweizer App die Konkurrenz überflügelt. Auch andere Anbieter profitieren vom Unmut gegenüber den Datenarchiven von WhatsApp und Facebook. Anfallende Kosten oder eine eventuell schlechtere Benutzerfreundlichkeit spielen eine geringere Rolle als die Offenheit der Daten.
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