Der von Elon Musk in X umbenannte Kurznachrichtendienst Twitter zieht vor Gericht gegen Online-Forscher, die Hassrede und Falschinformationen im Netz aufdecken. Die X Corp. wirft der Organisation CCDH in der Klage vor, sie habe widerrechtlich auf Daten von Twitter zugegriffen. X sei durch die Berichte der Forscher Schaden entstanden, weil Werbekunden abgesprungen seien.

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Die in der Nacht zum Dienstag eingereichte Klageschrift hat einen anderen Fokus als eine vorherige Klagedrohung von Musks Anwalt an CCDH (Center for Countering Digital Hate). In dem am Montag bekanntgewordenen Schreiben ging es um einen Bericht der Gruppe von Juni. Musks Anwalt kritisierte das Fazit, dass Twitter bei 99 Prozent der Hassrede nichts unternehme, wenn sie von zahlenden Abo-Kunden komme. Er verwies darauf, dass die Basis dafür 100 gemeldete Tweets gewesen seien. Die Anwältin des Zentrums nannte den Brief "lächerlich" und warf der Firma vor, Kritiker einschüchtern zu wollen.

Für die tatsächlich eingereichte Klage suchte sich die X Corp. frühere Berichte des CCDH heraus, in denen es unter anderem über Falschinformationen zum Coronavirus ging. Dem CCDH wird zum einen vorgeworfen, die Organisation habe dafür in Verletzung der Nutzungsregeln grössere Mengen von Tweets abgerufen. Zum anderen habe sie unrechtmässig auf Daten zugegriffen, die einer Analysefirma zur Verfügung gestellt worden seien.

Elon Musk hatte Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar (rund 40 Mrd Euro) gekauft. Der Tech-Milliardär warf der vorherigen Twitter-Führung vor, rechte politische Ansichten unterdrückt zu haben, und versprach "absolute Redefreiheit". Das schreckte einige grosse Werbekunden ab. Musk und die von ihn berufene Twitter-Chefin Linda Yaccarino behaupten, die Verbreitung von Hassrede bei dem Dienst sei stark gesunken - liefern jedoch keine Zahlen dazu. Zugleich kappte Musk den früher existierenden breiten Zugang unabhängiger Forscher zu Twitter-Daten.  © dpa

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