Berlin (dpa/tmn) - In rund vier Millionen deutschen Haushalten flimmern Nachrichten, Sport und Spielfilme noch immer über einen Röhrenfernseher. Diese Zahl hat TNS Infratest für den Astra-TV-Monitor 2015 ermittelt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Jahr noch einige der klobigen Kisten gegen einen schmalen Flachbildfernseher ausgetauscht werden, ist allerdings hoch: Denn sportliche Grossereignisse wie etwa die bevorstehende Fussball-EM oder die Olympischen Sommerspiele haben in der Vergangenheit den TV-Absatz verlässlich angekurbelt. Die entscheidenden Fragen für Käufer: Sollte das neue TV bereits UHD-Auflösung bieten, macht ein gebogenes Display Sinn und sind HDR-Technologie und ein erweiterter Farbraum wichtig?
Für Peter Knaak von der Stiftung Warentest führt an einem Gerät mit Ultra-HD-Auflösung (3840 mal 2160 Pixel) künftig kein Weg mehr vorbei. "In der Grössenklasse ab etwa 100 Zentimeter wird UHD bald der Standard sein", erklärt er. Seine Empfehlung: Wer ein grosses TV-Gerät in ein kleines Zimmer stellen will, sollte sich für UHD entscheiden. Der Grund: "Auf kurze Distanz kann ein normalsichtiger Mensch oder Brillenträger die Pixelstruktur des HD-Displays sehen, nicht aber die feinere Struktur eines UHD-TVs." Der hat in jeder Dimension nämlich doppelt so viel Bildpunkte wie ein Full-HD-TV.
Gerade kommen die ersten UHD-Blu-rays samt Playern auf den Markt. Experte Knaak geht aber nicht davon aus, dass dies dem Markt spürbare Impulse verleihen wird - im Gegensatz zu den aufkommenden UHD-Angeboten der Streamingdienste: "Wie im Musikgeschäft wird auch die Filmindustrie erleben, dass Datenträger seltener gekauft werden.
Neben Ultra-HD hört man im Zusammenhang mit Flachbildfernsehern immer öfter das Kürzel HDR. Das bedeutet High Dynamic Range, also grosser Dynamik-Umfang. "Gemeint ist dabei ein überdurchschnittlicher Helligkeitsunterschied zwischen Schwarz und Weiss, also ein überdurchschnittlich hoher Kontrast", erklärt Christoph de Leuw von der Zeitschrift "Computerbild". Ausserdem gehöre ein breiteres Farbspektrum dazu. "Mit Hilfe dieser Optimierungen sollen sich Filme natürlicher und lebensechter darstellen lassen", sagt der Experte.
Ein besserer Kontrast und natürlichere Farben hätten nach Ansicht von Peter Knaak schon viel früher Einzug in die Geräte erhalten müssen. Nun seien die Hersteller auf dem richtigen Weg: "Endlich tun sie wieder etwas für die Hauptaufgabe eines Fernsehers: gute Bilder zeigen." Der Trend zu UHD passe dazu: Mit dem Plus an Bildpunkten stellten neue Fernseher die feiner abgestuften Farb- und Kontrastverläufe besser dar. Trotzdem werde die Hoffnung auf eine grössere Detailfülle durch Ultra HD enttäuscht: "Die ist nur bei einem ungewohnt kurzen Sehabstand sichtbar, bei dem der Zuschauer jedoch – wie in der ersten Reihe mancher Kinos – ständig den Kopf drehen muss, wenn ausserhalb der Bildmitte etwas passiert", sagt Knaak. Bei einem 65-Zöller (165 Zentimeter Diagonale) etwa sei die volle Auflösung nur bis zu einem Sehabstand von 1,25 Meter sichtbar. Alles im Blick hätte ein Zuschauer erst ab einer Distanz von knapp zwei Metern.
Von gebogenen TV-Bildschirmen, so genannten Curved-Displays, hält Warentester Knaak nicht besonders viel. Der vielbeschworene Effekt, Zuschauer würden regelrecht ins Bild gezogen, trete wenn überhaupt erst bei aussergewöhnlich grossen Fernsehern jenseits von 65 Zoll und bei fürs Fernsehen untypisch kurzem Sehabstand auf. Und: "Ein gebogenes Display ist beim Fernsehen eher von Nachteil, weil Reflexionen von Lichtquellen präsenter als auf flachen Displays sind und aufgrund physikalischer Besonderheiten mehr stören", weiss Knaak.
Geräte mit klassischer LCD-Technik bekommen aktuell immer mehr Konkurrenz durch OLED-Displays, die mit organischen Leuchtdioden bewegte Bilder zum Leben erwecken. Für Christoph de Leuw hängt die Kaufentscheidung sowohl vom Anwendungszweck als auch vom Budget ab. Die OLED-Apparate seien 20 bis 30 Prozent teurer und spielten in dämmeriger Umgebung ihre Stärken aus, während die LCD-Technik bei Tageslicht Vorteile habe. Knaak attestiert OLED-Geräten zudem einen enorm grossen Blickwinkel.
Je nach Hersteller arbeiten Flat-TVs mit unterschiedlichen Betriebssystemen. Philips und Sony etwa setzen auf Android, LG auf WebOS, Samsung auf Tizen und Panasonic auf Firefox OS. Für den Nutzer macht sich dies primär durch unterschiedliche Bedienoberflächen und abweichender App-Angebote bemerkbar. Auswirkungen auf Funktionsumfang und Ausstattung haben die Betriebssysteme jedoch nicht. © dpa
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