München (dpa/tmn) - Ob auf Reisen, für ein Selfie oder ein kurzes Foto der angeschriebenen Öffnungszeiten beim Lieblingsfriseur: Das Smartphone hat in den vergangenen Jahren bei vielen Nutzern die Kompaktkamera nahezu komplett ersetzt.
Die Telefon-Kameras sind mittlerweile so gut, dass eine zusätzliche Kamera für die Hosentasche nicht mehr notwendig ist. Von Haus aus ist bei den Geräten bereits eine Kamera-App vorinstalliert.
"Schon ab Werk bieten die Handy-Kameras viele Funktionen", sagt Heico Neumeyer. Dazu gehören zum Beispiel unterschiedliche Seitenverhältnisse, HDR-Kontrastverbesserung, Panoramaaufnahmen oder Selbstauslöser. "Ein Nachtmodus verbessert die Bildqualität in dunkler Umgebung, die Gesichtserkennung hilft bei Portraits und Selfies", erklärt der Mitarbeiter der Fachzeitschrift "Color Foto".
Einige Hersteller bieten für fortgeschrittene Nutzer auch umfangreichere Profi-Funktionen, beispielsweise bei Samsung-Geräten. Diese muss man erst in den Einstellungen freischalten. "Nun steuern Sie zum Beispiel Belichtungszeit und Empfindlichkeit - damit entscheiden Sie wesentlich über Bildrauschen und die Wirkung eingefrorener Bewegungen", sagt Neumeyer.
Manche Profifotografen wie Robert Kneschke aus Köln sehen die Fotoaufnahme mit dem Smartphone eher pragmatisch: "Ich nutze vor allem die hauseigene Kamera-App von Apple, weil sie die einzige ist, die vom Sperrbildschirm aufrufbar ist und somit am schnellsten erreichbar ist." Es kommt bei allen Einstellungsparametern auch auf Schnelligkeit an. Man sollte vermeiden, dass "die Einstellungen so lange dauern, dass das gefundene Motiv wieder weg ist".
Bei Fotoaufnahmen sollte vorab klar sein, was man von einem Handy erwarten kann. "Die Stärken bei einem Smartphone sind einfach die Flexibilität, für professionelle Bearbeitung muss es allerdings schon eine Spiegelreflexkamera sein", betont Fotograf Joachim Jagomast aus Berlin. Und gerade anspruchsvolle Fotografen geraten mit den vorinstallierten Apps immer wieder an ihre Grenzen. Abhilfe wartet im App Store - hier gibt es für Android und iOS viele Kamera-Apps.
Open Camera : "Zu den besten kostenlosen Kamera-Apps für Android zählt Open Camera", sagt Heico Neumeyer. Die Open-Source-Anwendung lässt sich sehr effizient anstelle von vorinstallierten Aufnahme-Tools verwenden. Zahlreiche Nutzer arbeiten kostenlos an der Verbesserung der App. Die Oberfläche ist einfach gehalten, erlaubt aber ein grosses Bearbeitungsspektrum - zum Beispiel die Belichtung anpassen oder Features wie Bildstabilisierung oder Timer verwenden.
ProCam4 : Für iPhone-Nutzer empfiehlt Foto-Journalist Heico Neumeyer die App ProCam 4 für rund fünf Euro. Zahlreiche Aufnahmemodi wie Nachtmodus, Langzeitaufnahmen oder Serienbilder, manuelle Bildschärfe, Belichtung, ISO oder Weissabgleich richten sich bereits an Smartphone-Nutzer mit Foto-Erfahrung - diese sollten nahezu keinen Unterschied mehr zu den Einstellungen einer Kompaktkamera bemerken.
Manual Camera : Android-Nutzern rät Heico Neumeyer ausserdem zur App Manual Camera für drei Euro. Konzipiert für erfahrene Knipser, bietet diese eine auf den ersten Blick kompliziertere Oberfläche. Hier lassen sich viele Parameter wie ISO-Wert, Verschlusszeit oder Belichtung individuell justieren. Interessant ist auch die Möglichkeit, die Aufnahmen im RAW-Format abzulegen und sie später am Rechner in allen Details nachzubearbeiten.
ProCamera HD : Eine weitere Empfehlung des Fotoexperten Heico Neumeyer ist die App ProCamera HD. Sei es Verwacklungsschutz, ein Neigungsmesser zur Haltungskontrolle oder LowLight-Features für Aufnahmen bei Dunkelheit - für fünf Euro erhält man eine vielseitige Foto-App für anspruchsvolle Handy-Fotografen. Für junge Nutzer interessant: Bei Selfie-Aufnahmen leuchtet der Bildschirm zusätzlich einmal auf, um als weitere Beleuchtungsquelle zu dienen.
Camera MX : Aufnahme verwackelt oder zu früh oder spät den Auslöser gedrückt? Die Android-App Camera MX kann das Bild vielleicht doch noch retten. Beim Feature der Live Shots zeichnet das Smartphone bereits vor der Bildaufnahme im Hintergrund ein Video auf, das man später entweder als Video-Datei oder animierte Bilderserie verwenden kann. Oder man spult bei einer misslungenen Aufnahme kurz zurück, um den richtigen Moment auszusuchen und als eigenes Bild abzuspeichern. © dpa
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