Berlin (dpa/tmn) - Der Messenger Whatsapp sendet Inhalte jetzt in der Standardeinstellung verschlüsselt. Das bedeutet aber nicht, dass automatisch alle Anrufe, Chats und Dateitransfers nur noch vom Sender und Empfänger gehört und gesehen werden können.

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Damit das tatsächlich funktioniert und Dritte nicht mehr mitlesen können, müssen beide zunächst die neueste Version des Messengers installieren. Solange einzelne Teilnehmer einer Unterhaltung noch mit einer veralteten Whatsapp-Version unterwegs sind, bleibt alles beim Alten. Aber kann man das häufig für Datenschutzpannen und schlechte Sicherheit gescholtene Whatsapp mit der Verschlüsselung nun bedenkenlos nutzen?

"Ein gewisses Mass an Grundvertrauen muss da sein", sagt Ronald Eikenberg von der Fachzeitschrift "c't". Die Verschlüsselung mit dem Signal-Protokoll von Open Whisper Systems, dem Entwickler des Kryptomessengers Signal, nennt er zuverlässig. Künftig lassen sich auch Gesprächspartner verifizieren. Scannt man einen QR-Code auf dem Telefon eines Freundes oder vergleicht eine 60-stellige Zahlenfolge, kann man sicher sein, dass Nachrichten nur an jenes Telefon gesendet werden. Auch ältere Smartphone-Plattformen wurden mit ins Verschlüsselungsboot geholt. Eikenberg nennt den Umstieg auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einen grossen Schritt: "Die Entwicklung vom unsicheren Produkt bis hin zum Kryptomessenger ist interessant."

Doch einige Schwachstellen gibt es noch. Zwar ist es nun für Dritte extrem schwierig, Inhalte einer Kommunikation mitzulesen. Doch nach wie vor kennt Whatsapp die Telefonnummern seiner Nutzer, durchsucht deren Adressbücher und kennt die Metadaten einer Unterhaltung. Also: wer wann wen wie lange kontaktiert hat. Diese Daten könnten Strafverfolgungsbehörden oder Geheimdienste im Ernstfall vom Anbieter fordern. Auf dem Telefon lagern die Chats nach wie vor unverschlüsselt, und auch wer Whatsapp-Unterhaltungen mit iCloud synchronisiert, legt sie unverschlüsselt in seinem Onlinespeicher ab.

"Sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel getan", urteilt Ronald Eikenberg. "Letztlich bestand auch Handlungsbedarf." Denn gerade die fehlende Verschlüsselung hat bislang einige Nutzer davon abgehalten, Whatsapp zu nutzen. "Viele sind auch skeptisch, weil Facebook dahinter steckt", sagt Eikenberg. Solche Nutzer setzen oft auf alternative Messenger wie Threema, Signal oder Wire, die ebenfalls mit starker Verschlüsselung arbeiten, aber deutlich weniger über ihre Nutzer wissen.  © dpa

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