- 16 Stunden die Finger von Lebensmitteln lassen. Acht Stunden Zeit, zu essen.
- Die 16:8-Diät ist eine beliebte Fastenmethode.
- Eine neue Studie zeigt jedoch, dass der Effekt nicht so gross ist, wie ihn sich wohl so manche(r) erhofft.
Innerhalb von acht Stunden die komplette Tagesration essen – und dann 16 Stunden die Finger von Lebensmitteln lassen. Das ist das Prinzip der 16:8-Diät. Anders als bei einigen anderen Fastenkuren, lässt sich die Methode auch dauerhaft – also nicht etwa auf eine Woche begrenzt – umsetzen.
Ob durch eine 16:8-Diät tatsächlich die Pfunde purzeln, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Denn Intervallfasten führt nicht zum Erfolg, wenn man sein Essverhalten nicht ändert. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie, die im "The New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde.
Es kommt auf die Gesamtkalorien an, nicht auf die Intervalle
Die Forscher der Southern Medical University in Guangzhou, China, schreiben in der Studie: "Bei Patienten mit Fettleibigkeit war eine zeitlich begrenzte Essenseinschränkung nicht vorteilhafter in Bezug auf die Verringerung des Körpergewichts, des Körperfetts oder der metabolischen Risikofaktoren als eine tägliche Kalorienrestriktion."
Für die Studie beobachteten sie ein Jahr lang 139 Menschen mit Fettleibigkeit. Ein Teil der Studienteilnehmenden durfte nur zeitlich begrenzt essen: zwischen 8 und 16 Uhr. Die andere Gruppe durfte essen, wann sie wollte. Alle Teilnehmenden machten für zwölf Monate eine kalorienreduzierte Diät, die 1.500 bis 1.800 Kilokalorien pro Tag für Männer und 1.200 bis 1.500 für Frauen umfasste.
Insgesamt schlossen 118 Patienten den Test ab. Nach dem verstrichenen Jahr verglichen die Wissenschaftler die beiden Versuchsgruppen. Im Schnitt hatten die Teilnehmenden acht Kilogramm verloren – die Gruppe, die im 16:8-Intervall ass, im Vergleich ein klein wenig mehr.
Laut den Forscherinnen und Forschern sei allerdings "kein signifikanter Unterschied" festzustellen. Auch beim Vergleich von Taillenumfang, Körperfett und der fettfreien Körpermasse schnitten die beiden Versuchsgruppen ähnlich ab. Dasselbe galt für Risikofaktoren wie den Blutzuckerspiegel, Insulinempfindlichkeit, Blutfette oder Blutdruck.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einschränkung der Kalorienzufuhr den grössten Teil der positiven Effekte erklärt, die mit dem zeitlich eingeschränkten Essensregime beobachtet wurden", zitiert die "New York Times" den Ernährungsforscher Dr. Ethan Weiss von der University of California in San Francisco. Unterm Strich bedeute das: "Es bringt nichts, in einem engen Zeitfenster zu essen."
Für wen lohnt sich Intervallfasten?
Macht Intervallfasten dann überhaupt Sinn? "Wir haben noch keine eindeutige Antwort darauf, ob diese Strategie den Menschen beim Abnehmen hilft", zitiert die "New York Times" Courtney Peterson, eine Forscherin an der University of Alabama in Birmingham. Und dennoch kann Intervallfasten bei einigen zum gewünschten Abnehm-Erfolg führen.
Der Grund liegt auf der Hand: Kleine über den Tag verteilte Snacks sind Tabu, genauso wie die Leckereien abends vor dem Fernseher – denn die Zeit der Nahrungsaufnahme ist schliesslich begrenzt. Peterson vermutet, dass die Diät den Menschen helfen könnte, indem sie die Anzahl der Kalorien, die sie täglich zu sich nehmen können, einschränkt.
Auch Dr. Christopher Gardner, Direktor für Ernährungsstudien am Stanford Prevention Research Center, würde die 16:8-Methode trotz der neuesten Studienergebnisse noch nicht abschreiben. "Fast jede Art von Diät, die es gibt, funktioniert bei manchen Menschen", meint er.
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Weitere Studien zum Intervallfasten erforderlich
Dass Intervallfasten, wie bei der 16:8-Methode, durchaus einen Effekt haben kann, hat auch der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) beobachtet. Die bisherigen Daten deuteten darauf hin, "dass das intermittierende – also mit Unterbrechungen – Fasten sich positiv auf die Gesundheit und die Gewichtsabnahme, insbesondere dem geringeren Abbau von fettfreier Masse, auswirken kann". Negative Nebenwirkungen sind demnach bislang nicht bekannt. Allerdings betonen die Expertinnen und Experten auch: "Ob die Compliance im Vergleich zu anderen Diätformen grösser ist, bleibt abzuwarten."
Weitere Studien sind nötig, um noch mehr Aufschluss über die trendige Fastenmethode zu geben. Denn laut dem DGE liegen derzeit keine Studien zu Langzeitfolgen vor. Und auch inwiefern das intermittierende Fasten andere Parameter wie die Stimmung, die körperliche Belastbarkeit, kognitive Leistungsfähigkeit oder das Risiko für Essstörungen beeinflusst, könne derzeit nicht beurteilt werden.
Verwendete Quellen:
- The New England Journal of Medicine: Studie "Calorie Restriction with or without Time-Restricted Eating in Weight Loss" (21. April 2022)
- The New York Times: "Scientists Find No Benefit to Time-Restricted Eating" (20. April 2022)
- Website der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, dge.de: "Intervallfasten"
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