Nach Jahren der Corona-Pandemie ist es nicht verwunderlich, wenn sich zuhause in den Schubladen Coronatests und Schutzmasken mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum befinden. Aber was damit tun? Kann man sie weiterhin verwenden oder gehören sie in den Müll? Ein Experte erklärt, was bei zu alten Produkten und falscher Lagerung droht.

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Ob ein Corona-Schnelltest noch sicher verwendbar ist, hängt nicht nur vom Haltbarkeitsdatum, sondern auch von der vorherigen Lagerung ab: Die Tests sollten laut Herstellerhinweis zwischen zwei und 30 Grad Celsius gelagert werden. Eine höhere Temperatur, beispielsweise wenn Tests im Sommer im Auto lagen, kann dazu führen, dass sie nicht mehr richtig funktionieren und das Ergebnis falsch ist. Aber warum genau wird die Hitze für den Antigen-Corona-Schnelltest zum Problem?

"In dem Testsystem befinden sich im Wesentlichen drei verschiedene Komponenten: Das Röhrchen mit dem Extraktionsmittel, die Testkassette mit dem Teststreifen und der Abstrichtupfer", erklärt Andreas Dotzauer vom Laboratorium für Virusforschung der Universität Bremen. Was den Abstrichtupfer und das Extraktionsröhrchen, den sogenannten Extraktionspuffer, angeht, sieht er keine grössere Gefahr, dass sich diese Komponenten bei sachgemässer Lagerung verändern.

Hitze kann Antikörpern auf Teststreifen schaden

"Was den Teststreifen anbelangt, sieht es anders aus", sagt der Experte. Auf ihm sind Antikörper enthalten, durch die der Nachweis des Virusproteins erst möglich wird. "Sie wandern los, wenn die Lösung aus dem Extrationspuffer aufgetropft wird. Sind Virusproteine in ihr vorhanden, binden diese sich an die Antikörper und werden zusammen mit ihnen transportiert", erklärt der Fachmann. Wo dann die roten Testlinien erscheinen, sind diese über den Teststreifen wandernden Virusprotein-Antikörper-Verbindungen durch weitere Antikörper, die hier aber fest gebunden sind, quasi gestoppt worden.

Epidemiologe erwartet Rückkehr der Maskenpflicht im Herbst

Der Epidemiologe Hajo Zeeb erwartet einen Anstieg der Zahl der Corona-Infektionen im Herbst. Er geht davon aus, dass auch die Maskenpflicht zurückkomme, zumindest in speziellen Einrichtungen.

Der Test basiert auf Wechselwirkungen zwischen Virusproteinen und Antikörpern. Und genau hierbei kann bei falscher Lagerung oder nach dem Ablaufdatum ein Problem entstehen: "Antikörper sind generell zwar relativ stabil, aber es sind Proteine. Hier kann es passieren, dass es durch eine Lagerung über 30 Grad über einen längeren Zeitraum oder im Auto bei grösserer Hitze zu Veränderungen kommt", betont der Wissenschaftler.

Ist der Test gültig, wenn bei "C" ein Strich erscheint?

Die Bindung zwischen Antikörpern und Virusprotein findet dann nicht statt, da die Antikörper beschädigt sind. Hat keine Verbindung stattgefunden, werden die auf dem Teststreifen wandernden Antikörper, die auch zur Farbmarkierung dienen, nicht auf der Höhe der Testlinien gestoppt und auf dem Teststreifen zeigt sich auch keine rote Linie. Das kann den Teststrich für ein positives Testergebnis "T" ebenso betreffen wie die Kontrolllinie "C".

Erscheint letztere nicht, zeigt das deutlich, dass der Test nicht mehr verwendbar und auf das Testergebnis kein Verlass ist. Es kann aber auch sein, dass "C" erscheint und "T" nicht, obwohl Viren vorhanden sind. Das liegt dann daran, dass im Teststreifen für beide rote Linien unterschiedliche Antikörper verwendet werden. Der Test zeigt dann ein falsch negatives Ergebnis an, obwohl das Kontrollfeld "C" funktioniert. Fazit: Man kann nur in manchen Fällen erkennen, ob ein Test nicht mehr funktioniert.

Was aber hat es nun genau mit dem Haltbarkeitsdatum auf sich?

Das Herstellungsdatum findet sich neben dem Symbol einer Fabrik auf der Verpackung des Tests, neben einer Sanduhr ebenso das Ablaufdatum. Zwischen beiden liegen zwischen 12 und 24 Monate. Das ist die Frist, innerhalb derer der Corona-Schnelltest gemäss der EU-Verordnung über In-vitro-Diagnostika 2017/746 ohne Verminderung der Leistung sicher verwendet werden kann.

Vor dem Testen unbedingt Blick auf Ablaufdatum werfen

Das Ablaufdatum muss in Studien ermittelt werden. "Diese müssen die Test-Hersteller durchführen, um den Zeitraum angeben zu können, innerhalb dessen das Produkt ohne Beeinträchtigung der Leistung verwendet werden kann", so das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Anfrage von unserer Redaktion. Wird ein Test mit verstrichenem Ablaufdatum angewendet, ist seine Leistungsfähigkeit folglich nicht mehr garantiert. "Daher sollte das auf der Verpackung angegebene Haltbarkeitsdatum vor Testbeginn überprüft werden", so das BMG.

Ablaufdatum bei manchen Coronatests verlängert

"Die Tests hatten, was das Datum anbelangt, zunächst eine Haltbarkeit von einem Jahr. Bei einigen Tests ist auch inzwischen das Ablaufdatum verlängert worden. Es gibt eine Liste der amerikanischen Food and Drug Administration", sagt Dotzauer. Darin hat die US-Überwachungsbehörde FDA Tests aufgelistet, die entsprechend untersucht wurden und deren Haltbarkeitsdatum verlängert wurde. Einige davon sind auch in Deutschland erhältlich.

"Generell würde ich denken: Ein, zwei Monate über das Ablaufdatum hinaus kann man die Tests, wenn sie richtig gelagert wurden, auf eigene Verantwortung noch verwenden", schätzt Dotzauer das Ablaufdatum ein. Danach würde aber auch er dazu raten, sie zu entsorgen. Ein zu alter Test kann dieselben problematischen Veränderungen im Teststreifen mit sich bringen wie eine falsche Lagerung. Auch kann es zu Veränderungen im Extraktionspuffer kommen. Zum Beispiel könnte sich der pH-Wert, also die sauren oder basischen Eigenschaften der Lösung, ändern oder aber die Löslichkeit der Flüssigkeit insgesamt, so das BMG.

Gehören abgelaufene FFP-2-Masken in den Müll?

Auch auf der Verpackung von Coronatests und Schutzmasken findet sich das CE-Zeichen. Dieses garantiert, dass das Produkt die Anforderungen der EU-Richtlinie erfüllt. Wie bei den Coronatests ist auf die Verpackung zudem das Herstellungs- sowie das Ablaufdatum gedruckt. Auch hier ist die volle Funktionalität bei richtiger Lagerung bis zu diesem Datum garantiert.

Die EU-Verordnung über persönliche Schutzausrüstungen legt fest, wie lange FFP-2-Masken im Arbeitsschutz verwendet werden dürfen. Für Menschen, die zum Beispiel im medizinischen Bereich arbeiten, ist damit geregelt, dass es rechtlich verboten ist, Masken mit abgelaufenem Datum zu tragen. Der Arbeitgeber macht sich strafbar, wenn er solche zur Verfügung stellt.

Laut Herstellerhinweise sollten Masken nicht bei über 40 Grad Celsius gelagert werden und auch nicht einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent ausgesetzt sein. Andreas Dotzauer sieht die Funktion von FFP-2-Masken bei falscher Lagerung oder Veralterung als beeinträchtigter an als die von Antigen-Coronatests.

"Masken kritischer als Coronatests"

"Die Masken sind kritischer als Coronatests", betont er. "Es ist eigentlich nichts drin, was sich zersetzen kann oder kaputtgeht. Das Problem ist aber: Wir haben verschiedene Schichten, aus denen die Masken aufgebaut sind. Eine zweilagige Schicht ist aus Baumwolle, das ist unkritisch. Eine weitere Schicht ist ein Feinfilter, eine Nanomembran. Er hält die sehr kleinen Viruspartikel zurück. Zwischen der Baumwolle und der Nanomembran ist eine Kunstfaser, die elektrostatisch aufgeladen ist", erklärt Dotzauer. "Dadurch werden Viruspartikel, die ebenfalls eine elektrische Ladung besitzen, gebunden und in der Maske festgehalten. Trägt man eine Maske lange in der Jackentasche oder bewegt sie viel, kann es sein, dass diese elektrostatische Schicht nicht mehr funktioniert." Dann hat man nur noch die Filterwirkung durch das Netz der anderen Schichten und die Schutzwirkung der Maske ist eingeschränkt.

Bei original eingeschweissten Produkten kann es auch zu einer Entladung kommen, wenn sie zu viel mechanischer Bewegung ausgesetzt sind. Auch mit der Zeit kann diese weniger werden. Deshalb sollte man die Masken nicht länger verwenden, als auf der Verpackung angegeben. Auch sollte man sie nicht mehrfach verwenden oder im Auto aufbewahren. Einen Einfluss auf die Schutzwirkung haben Feuchtigkeit, Hitze und auch Einstrahlung durch UV-Licht und mechanische Einwirkung.

Zur Person:

  • Professor Dr. Andreas Dotzauer ist Hochschuldozent für Virologie und leitet das Laboratorium für Virusforschung an der Universität Bremen.

Verwendete Quellen:

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