Sie lauern überall: Keime - und am häufigsten da, wo man es gar nicht erwartet hätte. Ob an Handtaschen, Türklinken, Einkaufswagen, an den Haltebändern der Rolltreppen, auf den Tasten der Geldautomaten und auf Telefonhörern. Wir haben uns nach den beliebtesten Tummelplätzen der winzigen "Bio-Terroristen" umgeschaut – und ein paar erstaunliche Entdeckungen gemacht.

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Keimparadies Handtasche

Handtaschen sind für viele Frauen Kleiderschränke to go. Hier stauen sich Ersatzklamotten, Deos, Makeup, Handcremes und vieles mehr. Ständig wird darin nach irgendwelchen Sachen gesucht, die Handtaschen sind somit immer im Kontakt mit unseren Händen und deswegen ein wahres Paradies für Bakterien. Eine Studie des Hygiene-Dienstleiters "Initial Hygiene" hat ergeben, dass die Oberfläche von Leder-Handtaschen der perfekte Ort für die Ausbreitung und das Wachstum von Bakterien sind.

Die Tests gehen noch weiter und untersuchten auch den Inhalt der Taschen. Wie die britische Zeitung "Daily Mail" berichtet sind demnach die Handcremes die schlimmsten Keimschleudern. Denn auf den Creme-Tuben tummeln sich mehr Bakterien als auf einem durchschnittlichen Toilettensitz.

Die Wissenschaftler raten Handtaschenträgerinnen dazu, sich regelmässig die Hände zu waschen und die Taschen mit antibakteriellen Tüchern oder Gel zu reinigen.

Keime am Schreibtisch

Ebenfalls äusserst beliebt für Keime aller Art sind Computermäuse, Telefone und Tastaturen. Man sollte nicht glauben, was sich beispielsweise zwischen den Ritzen und Fugen der Computertasten im Laufe der Zeit an Essensresten, Körpersekreten und Hautschuppen ansammelt.

Oft trauen sich die Putzkolonnen beim Reinigen der Büros nicht an die technischen Geräte heran. Deshalb lieber selbst ab und zu mal mit Brillenputztüchern oder desinfizierenden Tüchern über Handys, Maus und Tastatur wischen. Und vielleicht bei aller Eile im Büro das Brötchen lieber doch draussen essen, anstatt krümel vor dem Bildschirm zu verteilen. Und ganz wichtig: Die Hände sollten möglichst oft gewaschen werden.

Wer übrigens glaubt, mit dem glatten Touchscreen sei man fein raus, wird enttäuscht. Gerade die modernen Bildschirme im öffentlichen Raum dienen Keimen und Hefen als Tummelplatz.

Holz- oder Plastikbrettchen – das ist hier die Frage

So schön sie sind, die beliebten Holzbrettchen in der Küche: Als Tummelplatz von Viren und Bakterien stehen sie ganz oben auf der Liste der kontaminierten Haushaltsgegenstände. Schon das Zerlegen eines rohen Hühnchens hinterlässt mit höchster Wahrscheinlichkeit das fiese Campylobacter jejuni Bakterium auf der Unterlage. Wer dann vergisst, das Brett gründlich zu waschen und Salat darauf schnippelt, fängt sich bestimmt eine Infektion mit Fieber oder Durchfall ein.

Wer nun aber glaubt, Plastik sei die uneingeschränkte Alternative, der irrt. Wie Studien der University of California – Davis belegen, ist die Überlebenschance der unerwünschten Kleinstlebewesen auf diesem Material tatsächlich sogar noch signifikant höher als bei der Holzvariante. Bakterien finden hier optimale Bedingungen zur Vermehrung, während natürliche Stoffe im Holz die Krankmacher eher absterben lassen.

Also doch Holz? Nicht unbedingt. Der Vorteil des Plastiks besteht darin, dass es leichter abzuspülen ist – zumindest wenn es noch keine gravierenden Gebrauchsspuren aufweist. Optimal wäre die Lösung, ein Plastikbrett zu kaufen, dieses aber häufig auszutauschen und stets gründlich zu waschen.

Spülschwämme: Brutstätten für Krankmacher

Im Haushalt sind es ausgerechnet die Spülschwämme und Putzlappen, in denen sich die meisten Bakterien, Viren und Keime tummeln. Wissenschaftler der Universität in Florida haben herausgefunden, dass fast alle Reinigungs-Utensilien regelrechte "Dreckschleudern" sind, weil winzige Reste von Ei, Gemüse oder Fleischfasern und natürlich Feuchtigkeit einen perfekten Brutplatz für die Keime bilden. Selbst scharfe Reiniger und häufiges Waschen scheinen diesen Erregern nichts anzuhaben.

Also in den Müll mit den Lappen? Durchaus nicht, denn es gibt eine erstaunlich einfache Lösung: wie die Forscher ermittelten, werden die meisten Erreger in einer einfachen Haushaltsmikrowelle schon nach zwei Minuten abgetötet. Selbst Zahnbürsten werden dank dieser Methode keimfrei.

Ähnliches wie für Spülschwämme – wenngleich in nicht so extremer Form - gilt übrigens auch für Handtücher. In den meist feuchten Tüchern können sich ebenfalls schnell Bakterien ausbreiten. Deshalb alle drei Tage wechseln und bei mindestens 60 Grad Celsius waschen.

Flugzeug: fliegende Keimschleuder

Gerade im Flugzeug müssen sich oft Hunderte von Passagieren eine einzige Toilette teilen. Kein Wunder, dass sich hier wie im Waschbecken unzählige Keime und Bakterien tummeln. Auch das Barfusslaufen im Flieger ist weniger ratsam, wenn man sich nicht gerade einen Fusspilz einfangen möchte.

Statistisch befinden sich in einem Flugzeug unter 100 Passagieren drei Leute, die gerade an einer Grippe oder Erkältung leiden. Das kuschelige Kissen kann da genauso ansteckend sein wie die Sicherheitsbroschüre oder das Duty-Free-Magazin.

Man muss ja nicht gerade einen Waschzwang entwickeln, um unbeschwert durchs Leben zu gehen. Aber so ein eigenes Kissen – wie es beispielsweise Karl Lagerfeld auf Reisen immer mit sich führt – könnte man sich schon gönnen.

Heilig's Wässerle

Igittigitt! Da geht man in die Kirche und tunkt den Finger ins Weihwasser-Becken und statt des Segens, fängt man sich womöglich eine Infektionskrankheit ein. Keimtester haben herausgefunden, dass Weihwasser-Behältnisse so etwas wie Top-Stars unter den Tummelplätzen für Krankheitserreger sind. Ein einziger Milliliter Flüssigkeit kann bis zu neun Millionen Bakterien beherbergen. Sogar Fäkalbakterien wurden bei diversen Tests schon gefunden! Das Gemeine dabei: je berühmter und frequentierter eine Kirche ist, wie beispielsweise eine Kathedrale oder ein Wallfahrtsort, desto kontaminierter ist auch das heilige Wässerchen.

Wer seinen Glaubensbrüdern- und Schwestern einen Gefallen tun möchte, sollte in seiner Lieblingskirche einmal freundlich nachfragen, wie oft dort das Weihwasser gewechselt wird. In vielen Kirchen passiert dies nämlich nur einmal im Jahr!

Allen Protestanten, die sich jetzt vor Schadenfreude krümmen, darf gesagt sein: ihr seid auch nicht besser dran. In evangelischen Kirchen nämlich lauern die fiesen Krankmacher am Abendmahlkelch, der schön von Mund zu Mund gereicht wird. Hier fand man vor allem den Keim Staphylococcus aureus, ein Eitererreger.

"Ein Drink und eine Infektion, bitte"

Oft stehen auf den Tischen und Theken von Bars und Restaurants kleine Schälchen mit allerhand Knabbergebäck wie Chips, Erdnüssen oder Pistazien. “Oh wie nett”, denkt man und greift munter hinein, denn wo gibt’s heute schon noch etwas umsonst.

Leider ebenfalls kostenlos gibt’s die unzähligen Keime und Bakterien dazu, die es sich in den Behältnissen gemütlich gemacht haben. Man muss sich nur einmal vor Augen führen, wie viele Hände da allabendlich hinein greifen und wie viele davon möglicherweise nach dem Toilettengang nicht gewaschen werden. Da verzichtet man doch lieber ganz auf das nett gemeinte Angebot des Barbesitzers.

So, wir verabschieden uns – zum Glück via Internet und ganz ohne Händedruck. Nach unseren Recherchen würden wir ein Shake-hands wohl auch im persönlichen Kontakt ablehnen. Denn was da an ungewaschenen Händen lauert, ist gar nicht appetitlich. Wer den Körperkontakt zur Begrüssung braucht, der küsse sich lieber auf die Wange – so der Rat eines britisch-amerikanischen Medizinerteams. Noch besser wäre ein Wink aus der Ferne, rein hygienisch betrachtet zumindest.

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