Wer noch nie Yoga gemacht hat, empfindet wohl bereits so einige Standard-Stellungen als akrobatisch. Acro Yoga geht noch einen Schritt weiter und stellt den akrobatischen Aspekt gänzlich in den Vordergrund. Eine weitere Besonderheit: Teamwork ist gefragt. Acro Yoga macht man gemeinsam mit Partnern.
Während die Ursprünge des Yoga auf eine über 2.000-jährige Geschichte zurückblicken, ist Acro Yoga kaum 20 Jahre alt. Warum ausgerechnet diese Yoga-Variante auch in den sozialen Medien besonders beliebt ist, erklärt sich, wenn man Bilder davon sieht: Mit der Mischung aus klassischem Yoga, tänzelnder Leichtigkeit und zirkusreifen Verrenkungen sieht Acro Yoga natürlich deutlich spektakulärer aus als eine statische Atemübung.
Aber Hingucker-Fotos für Instagram und Co. zu produzieren sollte nicht der Grund sein, warum man sich dieser Yoga-Form zuwendet. Es gibt deutlich bessere Gründe. Zum Beispiel: Fitnesstraining auf eine ganz eigenwillige Art. Der akrobatische Ansatz ist zudem ein interessantes Angebot für alle, denen das klassische Yoga zu meditativ erscheint. Wem es gelingt, vertrauensvoll loszulassen, der empfindet eine tiefe Entspannung, die nach dem Training als Prophylaxe gegen den Alltagsstress nachwirkt.
Acro Yoga ist ein Teamsport
Während man klassisches Yoga auch allein praktizieren kann, braucht es zum Acro Yoga mindestens zwei Personen. Empfohlen wird aber eine dritte Person. Nicht zuletzt, weil das Verletzungsrisiko bei der Akrobatik höher ist als bei anderen Yoga-Praktiken. Der flotte Akrobaten-Dreier setzt sich zusammen aus:
- Flyer (Flieger): die Person, die "fliegen" darf. Will heissen: Der Flyer wird vom anderen Partner in die Luft gestemmt und schwebt über den Dingen - vorausgesetzt, er kann die Balance halten.
- Base (Basis): Der Gegenpart zum Flyer liegt oder hockt auf dem Boden, um den Flyer zu stützen und in der Luft zu stabilisieren.
- Spotter (Beobachter): Der Spotter ist - bildlich gesprochen - der Notfallschirm für den Flieger. Er ist nicht direkt in die Stellung einbezogen, sondern achtet darauf, ob Base und Flyer die Übungen sicher beherrschen oder Korrekturen nötig sind.
Sinnvollerweise sollte der Spotter also Erfahrung im Acro Yoga haben. Sind alle drei auf dem gleichen Erfahrungslevel, können die Rollen durchgetauscht werden. Oft ist es allerdings so, dass ein Mann die Rolle der Basis einnimmt, weil für diesen Part mehr Muskelkraft nötig ist und Frauen zumeist leichter sind.
Wie man an dieser Konstellation sieht, ist ein Schlüssel zur Freude am Acro Yoga das gegenseitige Vertrauen. Teambuilding im Schwebezustand sozusagen.
Sonne, Mond und Flieger
Unterschieden werden in der Praxis zwei Varianten:
- Die Lunar-Akrobatik ist der langsame "Flugmodus". Diese ruhigere Variante wird auch als "therapeutisches Fliegen" bezeichnet. Im Grunde handelt es sich dabei um statische Positionen, die den Asanas im Yoga entsprechen. Der Unterschied ist lediglich, dass der Flyer dabei keinen Bodenkontakt hat, sondern mit der menschlichen Basis verbunden ist. Langsame Bewegungen sind allerdings denkbar, so kann der Partner, der die Base-Rolle übernimmt, den Flieger drehen, dehnen und massieren. Der Flyer selbst aber bleibt stets ruhig.
- Die Solar-Akrobatik dagegen ist Bewegung im Fluss und wird dem Namen Acro Yoga noch mehr gerecht. Der Kraftaufwand ist hier für beide Beteiligten deutlich höher. In fliessenden Bewegungen gehen die Posen ineinander über. Drehungen und Sprünge erinnern an tänzerische Einflüsse.
Die Namen der beiden Elemente erinnern an Sonne (Solar) und Mond (Lunar). Und wie im echten Universum entscheiden sich auch die Acro-Yoga-Fans nicht nur für einen dieser Himmelskörper, sondern beide sind wichtig. Solar- und Lunar-Übungen werden in der Regel zu einem ganzheitlichen Ansatz kombiniert. Denn zum Wesen des Acro Yoga gehört das Gegenspiel von Statik und Dynamik, Kraft und Loslassen, Entspannung und Konzentration.
Gerne wird auch klassisches Yoga mit seinen Atemtechniken und Asanas mit den Acro-Yoga-Elementen kombiniert. Dennoch gibt es aber auch Angebote, die wahlweise den ruhigeren oder den sportlicheren Aspekt stärker in den Vordergrund rücken.
Wie läuft eine Acro-Yoga-Einheit ab?
Der Ablauf einer Acro-Yoga-Stunde ist üblicherweise eine Steigerung der Aktivität. Man beginnt mit individuellen Aufwärm-Übungen, dann folgt das gemeinschaftliche Aufwärmen mit Partner. Ruhige Asanas aus dem klassischen Yoga können den Einstieg bilden zu den Stützhaltungen mit Flieger und Basis, welche in die kraftvollere, dynamische Akrobatik übergehen können.
Neugierig? Man muss kein Zirkusartist sein, um Schritt für Schritt in diese spannende und spielerische Yoga-Variante einzusteigen. Allerdings sollte eine gewisse Grundfitness gegeben sein.
Acro-Yoga-Übung zum Ausprobieren
Eine Partnerübung, die für den Einstieg in das akrobatische Yoga gut geeignet ist, heisst "Frontbird" oder auch "Flieger". Was die Wahl der Rollen angeht, bietet sich insbesondere bei Anfängern an, dass der Stärkere die Base übernimmt. Bevor der Flieger abhebt, sollte man die Stellung allerdings erstmal als Trockenübung einstudieren. Fühlt man sich mit der bodenständigen Variante sicher, folgt der Jungfernflug.
- 1. Die Base liegt mit angewinkelten Beinen auf dem Boden. Die Arme werden zur Stabilisierung neben dem Körper ausgestreckt. Die Fusssohlen zeigen zum Flyer.
- 2. Der Flyer stellt sich vor die angewinkelten Beine der Basis. Die Zehenspitzen berühren die Fingerspitzen der Base.
- 3. Die Base richtet nun die eigenen Füsse am Flyer aus. Die Beine werden ausgestreckt und die Füsse auf der Hüfte des Flyers positioniert. Hier ist Fussspitzengefühl gefragt: Die Fersen der Basis sollen unter den Hüftknochen des Flyers liegen, die Zehen darüber.
- 4. Die Base hebt die Arme und greift nach den ausgestreckten Armen des Flyers. Beide halten sich an den Händen fest.
- 5. Die Base beugt die Beine beim Einatmen. Mit dem Ausatmen werden die Beine gerade nach oben ausgestreckt. So wird die Basis zur "Hebebühne", die den Flyer hochhebt.
- 6. Der Flyer spannt den Körper an wie ein Brett. Während der Flieger abhebt, sind die Arme ausgestreckt. Die Hände werden auf die Hände der Base gestützt, um stabil zu "fliegen".
- 7. Die Base richtet sich aus, indem die Beine in einem 90-Grad-Winkel zum Boden ausgestreckt werden. Die Schultern der Basis sollten unter den Schultern des Fliegers ausgerichtet sein.
- 8. Der Flyer sorgt dafür, dass der Körper gerade bleibt und angespannt. Vom Scheitel bis zur Sohle - die Fussspitzen werden gerade ausgerichtet. Das Brustbein zieht derweil nach vorne und leicht nach oben.
- 9. Gerät der Flieger ins Trudeln und droht nach vorne oder hinten zu kippen, ist es die Aufgabe der Basis, dies durch die Beugung der Füsse auszugleichen. Dazu sind nur minimale Bewegungen notwendig: Streckt man die Zehen mehr aus, schiebt man den Oberkörper des Fliegers höher, zieht man die Zehen mehr zu sich heran, senkt man den Flieger leicht.
- 10. Wenn sich beide Partner sicher genug fühlen, kann man die Hände des anderen loslassen. Die Base kann nun für mehr Halt sorgen, indem die Arme fest neben dem Körper auf den Boden drücken, wie in der Grundposition.
- 11. Der Flyer zieht die Arme eng an den Körper, legt quasi die Flügel an. Fühlt sich das an wie auf Wolke Sieben? Dann habt ihr alles richtig gemacht!
(tsch)
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Verwendete Quellen:
- Online Trainer Lizenz Blog: "Warum du Acro Yoga unbedingt ausprobieren solltest"
- Utopia: "Acroyoga: Das Wichtigste zu Herkunft und Training"
- Evidero: "Akrobatisches und therapeutisches Fliegen: Mit AcroYoga fliegen lernen"
- Evidero: "Therapeutisches und akrobatisches Fliegen beim Acro-Yoga: So bringt dich Yoga hoch hinaus"
- Flowgrade: "AcroYoga 101: Krafttraining, Yoga und Therapie in einer Aktivität"
- Beat Yesterday: "AcroYoga: Akrobatischer Yoga-Spass mit dem Partner"
- Lotuscrafts: "Acroyoga: Alles über den Yoga-Stil und die besten Übungen"
- Personal Fitness: "Akrobatisches Fliegen zu zweit"
- Yoga Vidya: "AcroYoga"
- Women's Health: "Dieses Yoga-Workout lässt Sie fliegen!"
- Yoga-ska.de: "Acro Yoga – ist üben mit einem Partner"
- Yogabasics: "Achtung, Suchtgefahr! – Mit Acro Yoga kopfüber ins Glück"
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