• Alltägliche Lebensmittel können für Allergiker gefährlich werden.
  • Produkte wie Milch oder sogar Wasser lösen bei einigen Menschen heftige Reaktionen aus, die sogar tödlich enden können.
  • Die Zahl derer, die auf Lebensmittel allergisch reagieren, ist jedoch deutlich niedriger als bislang angenommen.

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Für die meisten Menschen gehören Produkte wie Wasser und Milch zum Alltag, bei anderen lösen diese Flüssigkeiten heftige körperliche Reaktionen aus. Allergien wie Heuschnupfen oder Hausstaub-Anfälligkeit gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen.

Kontakt mit Wasser kann bei manchen Menschen heftige Hautreaktionen hervorrufen, andere schweben in Lebensgefahr, sobald sie bestimmte Lebensmittel essen. Während man gegen Pollen und Co. noch mit einigen Hilfsmitteln und Gadgets reagieren kann, endet das Unterschätzen einer Lebensmittelallergie womöglich tödlich.

Wenn Allergien die Lebensqualität einschränken

Allergische Reaktionen können als übermässige Reaktion des Immunsystems auf den Kontakt mit eigentlich harmlosen Stoffen wie Pollen, Milben, Tieren, Insekten und Medikamenten beschrieben werden. Auch auf Lebensmittel reagieren manche Menschen mit Beschwerden.

Diese können unterschiedlich ausfallen. Mal ist es ein Niesen oder eine allergische Bindehautentzündung. Oder es kommt zu Rötungen der Haut. Manche Allergien wirken sich so stark auf den Körper aus, dass sie zu schweren Einschnitten im Alltag führen.

Je exotischer oder seltener die Allergie ist, umso wichtiger ist es für die behandelnden Ärzte, die Ursachen für die Beschwerden zu finden und Ansätze zur Behandlung herauszuarbeiten.

Gibt es eine Wasserallergie?

Angeblich haben weltweit etwa 40 Menschen eine Wasserallergie. Sie berichten, dass der Kontakt mit Wasser bei Ihnen Hautausschläge auslöst und auch zu Juckreiz und zu grossen Schmerzen führt.

"Tatsächlich gibt es keine Wasserallergie", sagt Ludger Klimek .Er ist Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen und Leiter des Allergiezentrums Wiesbaden. "Das liegt daran, dass unser Immunsystem Wassermoleküle nicht als Allergene erkennt", erläutert Klimek. Deshalb sei der Begriff Allergie fehl am Platz.

Unumstritten ist für den Experten, dass manche Menschen besonders heftig auf den Kontakt mit Wasser reagieren. Kommen Patienten mit solchen Beschwerden in seine Praxis, versucht er herauszufinden, wo die Ursachen liegen.

Worauf reagiert der Körper bei einer Allergie?

Oft sind es Bestandteile im Wasser wie chemische Verunreinigungen, manchmal auch Geschmacksstoffe oder andere Beimischungen, die heftige Reaktionen hervorrufen.

Für die Patienten, die sich in einer sehr belastenden Situation befinden, ist das oftmals eine erleichternde Erkenntnis, weiss der Arzt. "Zu wissen, dass es nicht das Wasser ist, sondern dass der Betroffene vielleicht nur die Bezugsquelle des Wassers ändern muss, nimmt den Betroffenen die Angst", erklärt der Experte.

Und was ist mit den Menschen, die über Probleme nach dem Duschen oder Baden klagen? "Wenn die Haut anschwillt, sich rötet oder zu jucken anfängt, handelt es sich in den allermeisten Fällen nicht um eine allergische Reaktion, sondern um eine extreme Überempfindlichkeit der Haut", sagt Ludger Klimek.

Würden diese Menschen etwas anderes auf die Haut aufbringen, würden sie vermutlich auch darauf reagieren. Die Beschaffenheit der Haut spiele dabei eine grosse Rolle.

Lebensgefahr durch Lebensmittelallergie

Wird etwa die natürliche Schutzschicht durch das Wasser ausgewaschen, kann es zu Rötungen, einem Brennen oder dem Austrocknen kommen. "Hier können Patienten mit entsprechenden Pflegeprodukten oder speziellen Waschzusätzen entgegenwirken", erklärt der Arzt.

Doch nicht nur Wasser kann manchen Menschen schaden. Auch andere Lebensmittel wie Milch oder Nüsse können zu Überreaktionen bis hin zum Tod führen.

Allergisch auf Milch

Die Kuhmilchallergie, nicht zu verwechseln mit Laktoseintoleranz, trifft meistens Babys und Kleinkinder bis zu ihrem dritten oder vierten Lebensjahr. Während sie bei Erwachsenen kaum vorkommt, gehört die Kuhmilchallergie bei kleinen Kindern zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien.

In der Regel wird die Allergie beim Übergang von Muttermilch zu Beikost festgestellt. Nach dem Abstillen hat das kindliche Immunsystem mit der Kuhmilch zum ersten Mal Kontakt mit fremden Proteinen.

Bei einer Milchallergie stuft das Immunsystem das Milcheiweiss fälschlicherweise als gefährlich ein. Der Kontakt mit dem fremden Stoff führt zu einer Überreaktion und zu typischen Allergiesymptomen im Verdauungstrakt, auf der Haut oder in den Atemwegen.

Besteht der Verdacht, dass ein Kind unter der Kuhmilchallergie leidet, sollten sich die Eltern Hilfe beim Experten suchen. Bei einer vorübergehend milchfreien Ernährung kann getestet werden, ob sich die Beschwerden bessern. Auch eine "Provokation" kann Aufschluss geben.

Dabei erhält das Kind unter ärztlicher Aufsicht das Lebensmittel, auf das es allergisch reagiert. Steht die Diagnose fest, ist es das Sinnvollste, auf das Produkt zu verzichten.

"Das ist möglich, und man kann ohne grössere Einschränkungen leben. Es gibt einige Ausweichprodukte, mit denen man gut zurecht kommt und so auf wenig verzichten muss", erklärt Allergie-Experte Klimek.

Die gefährliche Erdnuss

Sie kommt nicht ganz so exotisch daher und ist dennoch sehr bedeutend: Wer unter einer Nussallergie leidet, befindet sich in einer besonders schwierigen Lage, weiss der Allergologe. Schon der geringste Kontakt über die Haut oder durch Einatmen kann allergische Symptome hervorrufen.

In der mildesten Form kann eine Erdnuss- und Nussallergie zu Hautausschlägen, Übelkeit und Atembeschwerden sowie zu einem Anschwellen der Zunge und Lippen führen. In der extremsten Form kann ein anaphylaktischer Schock verursacht werden, der Betroffene in Lebensgefahr bringt.

Wie gehen Betroffene mit der Situation um?

Da der Kontakt mit Erdnüssen so schwere Reaktionen auslösen kann, bleibt Betroffenen nichts anderes übrig, als jeden Kontakt mit Erdnüssen und Nüssen zu vermeiden und Adrenalin mit sich zu führen, um jederzeit möglichst schnell entgegenzuwirken.

Der Verzicht ist allerdings alles andere als einfach. Erdnüsse werden als Zutaten in den unterschiedlichsten Lebensmitteln verarbeitet, in denen man es oftmals gar nicht vermutet. Und auch durch gemeinsam genutzte Produktionsanlagen bei der Herstellung von Waren, können Rückstände von Nüssen in Lebensmittel gelangen, die eigentlich erdnussfrei hergestellt werden.

Egal ob Heuschnupfen oder Erdnussallergie - das Aktionsforum Allergologie, ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen Gesellschaften und Berufsverbänden, empfiehlt Betroffenen, Hilfe beim Spezialisten zu suchen. Hierzu zählen beispielsweise auch die Experten des Deutschen Allergie- und Asthmabundes.

Denn: Werden Allergien nicht angemessen behandelt oder gar ignoriert, können sich daraus weitreichende Folgen für die Betroffenen entwickeln und zu schwerem Asthma oder schmerzhaften chronischen Hauterkrankungen führen. In Einzelfällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock und so sogar zum Tod kommen.

Nur wenige Menschen haben wirklich eine Lebensmittelallergie

Glücklicherweise sind Lebensmittelallergien nicht so verbreitet wie angenommen. Das belegt eine Studie der Havard University, in der Allergologen 2,7 Millionen Patientenakten ausgewertet haben.

Wenngleich 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung angeben, unter einer Lebensmittelallergie zu leiden, sind es in Wirklichkeit weniger als vier Prozent, auf die dies wirklich zutrifft. In allen anderen Fällen handelt es sich lediglich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. (Aktualisierung: ncs)

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