Die Erkältung ist eigentlich vorbei, aber der Husten will einfach nicht weggehen? Oder Sie hatten gar keinen Infekt, aber Hals und Nase sind trotzdem ständig verschleimt? Dann kann das Postnasal-Drip-Syndrom dahinterstecken.

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Von dieser Erkrankung haben wohl die wenigsten Menschen schon einmal gehört: Postnasal-Drip-Syndrom, kurz PNDS. Wobei es sich dabei nicht um eine eigenständige Krankheit handelt, wie Michael E. Deeg, Facharzt für HNO-Heilkunde, erklärt. Vielmehr ist es "ein Symptomenkomplex mit Überproduktion von Schleim auf der Nasenschleimhaut, beziehungsweise den Nasennebenhöhlen, die zu einer Sekretansammlung im Rachenbereich führt".

Es kann dahinterstecken, wenn man beispielsweise nach überstandenem Infekt an andauerndem Hustenreiz leidet oder wenn Hals und Rachenraum auch ohne Erkältung ständig verschleimt sind.

Zur Erklärung: Die Drüsen der Nasenschleimhäute bilden ein Sekret, das als Teil des körpereigenen Schutzsystems die Aufgabe hat, die Atemluft zu befeuchten und Schmutzpartikel aus der Luft zu binden. Wird das eigentlich nützliche Sekret im Übermass produziert und sammelt sich im Rachen an, führt es zu Beschwerden, die oft im Liegen schlimmer werden.

Dazu zählen:

  • Fremdkörpergefühl oder Juckreiz im Rachen
  • Räusper- oder Hustenzwang
  • gereizter Rachen
  • Heiserkeit oder belegte Stimme
  • verstopfte oder laufende Nase
  • Gesichtsschmerzen
  • in schweren Fällen Atemnot
  • Mundgeruch

Ursachen für das Postnasal-Drip-Syndrom

Warum zu viel Sekret gebildet wird, kann unterschiedliche Ursachen haben. "Die Ursache ist in der Regel eine Rhinitis oder Rhinosinusitis, die häufig allergischen Ursprungs ist. Es kommen aber auch andere Ursachen vor", so HNO-Facharzt Deeg.

Was sind Rhinitis und Rhinosinusitis?

  • Eine Rhinitis ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut. Wenn gleichzeitig noch eine Entzündung der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen vorliegt, spricht man von einer Rhinosinusitis.

Weitere Ursachen können nicht auskurierte Infekte, hormonell bedingte Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen, aber auch anatomische Faktoren wie verengte Atemwege, Polypen oder bestimmte Medikamente sein.

Auch ein gestörter Transport des Sekrets, beispielsweise weil die Flimmerhärchen der Atemwege, die den Schleim abtransportieren, durch Zigarettenkonsum geschädigt oder krankheits- oder altersbedingt weniger aktiv sind, kann die Beschwerden auslösen.

Diagnose und Behandlung von PNDS

Neben der Linderung der akuten Beschwerden steht bei der Behandlung des Postnasal-Drip-Syndroms insbesondere die Therapie der Grunderkrankung im Fokus. Um diese herauszufinden, können umfangreiche Untersuchungen nötig sein.

"Die Diagnostik erfolgt üblicherweise in einer HNO-ärztlichen Untersuchung, wobei meist auch eine Endoskopie der oberen Atemwege durchgeführt wird. Ausserdem ist eine Allergiediagnostik erforderlich, eventuell eine sonografische Untersuchung der Nasennebenhöhlen oder in manchen Fällen auch eine Röntgendiagnostik", so Deeg.

Weiter sagt er: "Falls eine Allergie festgestellt wurde, muss diese behandelt werden. Ist eine andere Ursache festzustellen, etwa eine entzündliche Veränderung, kommen entsprechend dafür geeignete Massnahmen infrage – als medikamentöse Behandlungsoptionen Antiallergika, gegebenenfalls auch Antibiotika, Nasenspülungen und Inhalationen. Da es sich um eine spezifische Erkrankung im HNO-Fachgebiet handelt, sollte grundsätzlich auch der HNO-Facharzt konsultiert werden."

Unterstützende Massnahmen gegen Reizhusten und verstopfte Nase

Die meisten kortisonhaltigen Nasensprays sind verschreibungspflichtig und werden bei entsprechender Diagnose ärztlich verordnet. Mit schleimlösenden Medikamenten, Nasensprays mit Meerwasser und dem Wirkstoff Dexpanthenol, der die Nasenschleimhaut pflegt, können akute Symptome gelindert werden.

Ratsam ist auch, die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen zu erhöhen und viel Wasser oder Tee zu trinken, zum Beispiel aus schleimlösenden Heilpflanzen wie Spitzwegerich, Fenchel oder Anis. Halten die Beschwerden trotz der gezielten Massnahmen an, sollte eine weiterführende Diagnostik erfolgen.

Redaktioneller Hinweis

  • Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Michael E. Deeg ist Facharzt für HNO-Heilkunde und Allergologe mit Praxis in Freiburg im Breisgau und Pressesprecher des Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Verwendete Quellen

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