Kardiologen aus Düsseldorf sind einer bislang unbekannten Wirkung von Aspirin auf die Spur gekommen. Die Blutplättchen-hemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) trägt laut den Ärzten offenbar auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung bei.
Neue Wirkung von Aspirin entdeckt: Dass die Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff in Aspirin, eine Blutplättchen-hemmende Wirkung hat, ist Kardiologen bestens bekannt. Nun haben Ärzte entdeckt, dass der Wirkstoff auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung beiträgt, wie Kardiologen aus Düsseldorf auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC) berichten.
Die regelmässige Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) spielt eine wichtige Rolle in der Sekundärprävention einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) und ist Bestandteil der Plättchenhemmung nach Stent-Implantation. Stent-Implantationen sind Eingriffe, bei welchen ein Drahtgeflecht als Gefässstütze für verengte Herzarterien eingesetzt wird. An den Engstellen können sich Verklumpungen, sogenannte Thrombosen, bilden. Löst sich eines dieser Gerinnsel und verstopft die Arterie, kommt es zum Herzinfarkt.
Hilft Aspirin auch gegen Entzündungen? Das wurde untersucht
Allerdings bestehen deutliche individuelle Unterschiede in der Wirkung der Acetylsalicylsäure (ASS) auf die Hemmung der Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten-Funktionshemmung). Eine eingeschränkte Wirkung ("High on-treatment platelet reactivity", HTPR; "Aspirin-Resistenz"), steht mit einer höheren Häufigkeit von Stent-Thrombosen und höherer Sterblichkeit in Zusammenhang.
Ob die Wirkung des Aspirin-Wirkstoffs gegen systemische Entzündungen mit der verklumpungshemmenden Wirkung verbunden ist, war unklar und wurde von der Düsseldorfer Forschergruppe an 402 KHK-Patienten unter Dauertherapie mit 100 Milligramm ASS pro Tag untersucht.
Zur Erfassung der antientzündlichen Wirkung wurde die Konzentration bestimmter Proteine von Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung mit jenen von Patienten mit Aspirin-Resistenz verglichen. Die untersuchte Patientengruppe hatte ein Alter von durchschnittlich 73 Jahren:
- 27 Prozent waren übergewichtig
- 27 Prozent waren aktive Raucher
- 6 Prozent hatten Bluthochdruck
- 17 Prozent Diabetes mellitus Typ II
Patienten mit unzureichender Verklumpungshemmung durch ASS (HTPR) zeigten signifikant höhere Werte des Entzündungsmarkers CRP im Vergleich zu Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung. Damit wurde die entzündungshemmende Wirkung bestätigt.
Dr. Annemarie Mohring (Universitätsklinikum Düsseldorf), Koautorin der Studie, fasst die Ergebnisse zusammen: "Verschiedene Studien lieferten bereits Hinweise darauf, dass ASS eine antientzündliche Wirkung hat. Wir konnten nun zeigen, dass eine suffiziente Thrombozytenfunktions-Hemmung durch ASS massgeblich für die Entzündungshemmung ist. Das unterstreicht, dass niedrig-dosiertes ASS Effekte vermittelt, welche über eine reine Hemmung der Thrombozyten-Aggregation hinausgehen. Dies sollte bei der Entscheidung über das optimale antithrombotische Regime bedacht werden." (mgb)
Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.
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