Infektiöse Mikroorganismen lauern auf Toiletten, unter anderem in Krankenhäusern. Durch eine neue Toilette lassen sich die Bakterien verringern. Das neue System zeigt auch, was jeder Einzelne daheim gegen Bakterien unternehmen kann.
Eine automatische Toilettenspülung könnte in Krankenhäusern die Zahl gesundheitsschädlicher Mikroben verringern. Denn diese funktioniert nur dann, wenn der Klodeckel geschlossen ist. Das zeigt der Versuch einer südkoreanischen Forschungsgruppe. Das relativ einfache System sorgt dafür, dass deutlich weniger infektiöse Mikroorganismen durchs Spülen freigesetzt werden.
Schon 2022 hatte eine in "Scientific Reports" veröffentlichte Studie deutlich gemacht, wie weit winzige Tröpfchen in Form von Aerosolen in die Luft geschleudert werden, wenn man die Toilettenspülung betätigt: Innerhalb von acht Sekunden wurden die Partikel bis zu anderthalb Meter weit befördert und konnten so Böden, Wände, Waschbecken und andere Oberflächen in einem weiten Radius kontaminieren.
Gerade in öffentlichen Toiletten können die Aerosole zudem eine grosse Konzentration erreichen, wie eine andere Studie 2021 ergab, deren Ergebnisse im Fachblatt "Physics of Fluids" publiziert wurden.
Spülen bei offenem Klodeckel fördert Verbreitung von potenziell krankmachenden Bakterien und Viren
Das ist nicht nur unappetitlich, sondern unter Umständen auch ungesund: Spuren unserer Hinterlassenschaften, die so in der Luft verteilt werden, können potenziell krankmachende Bakterien und Viren enthalten.
Hilfreich ist daher, den Toilettendeckel vor dem Spülen zu schliessen. Dazu rät auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Durch das Schliessen des Deckels soll vermieden werden, dass beim Spülen Krankheitserreger in die Umgebung versprüht werden."
Während sich für die meisten Menschen mit gesundem Immunsystem die Vorstellung von Aerosolen aus Fäkalien im Normalfall in einem gewissen Ekelgefühl erschöpft, bekommt das Thema im Krankenhaus eine zentralere Bedeutung. Einige der infektiösen Partikel, die bei einer Toilettenspülung entstehen, können in die unteren Atemwege gelangen und dort zu einer Infektion führen. Zudem kann sich eine Person unter anderem mit Darmkeimen anstecken, wenn sie zuerst eine kontaminierte Oberfläche anfasst und danach ihre Nase oder ihren Mund berührt.
Forschungsgruppe entwickelt neues Toilettensystem mit automatischer Spülung
Um dieses Problem anzugehen, hat eine südkoreanische Forschungsgruppe ein neues Toilettensystem für den Klinikbereich entwickelt. Dieses System spült automatisch, aber nur dann, wenn der Deckel geschlossen ist. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden ihr System auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ESCMID Global Congress) vorstellen, der Ende April in Barcelona stattfindet.
Die Effektivität der automatischen Spülung wurde zuvor in einem Krankenhaus in Seoul mit knapp 3.000 Betten getestet. Für die Studie wurden acht Badezimmer ausgewählt, von denen die Hälfte das neue System erhielt, die andere Hälfte nicht. Um die Toiletten wurden acht Petrischalen mit sogenanntem Blutagar verteilt. Blutagar wird in der Mikrobiologie als Nährboden für Mikroorganismen genutzt.
Eine Schale wurde über dem Wassertank platziert, jeweils eine auf jeder Seite des Klos und drei vor der Toilette in 13, 30 und 45 Zentimeter Abstand. Ausserdem standen zwei Schalen auf dem Toilettensitz beziehungsweise auf dem Klodeckel. Dann wurde gespült, entweder mit offenem oder - beim automatischen System - mit geschlossenem Klodeckel.
Nach jeder Spülung konnten sich die Schwebeteilchen 90 Minuten lang auf der Oberfläche der Petrischalen absetzen. Anschliessend wurden sie eingesammelt und zwei Tage lang bebrütet. In dieser Zeit wuchsen die Mikroben im Blutagar zu messbaren Kolonien heran.
Studie zeigt, wie wichtig es ist, den Klodeckel vor dem Spülen zu schliessen
Die Ergebnisse wurden für die Toiletten mit und ohne automatische Spülung verglichen. Insgesamt ergaben die Analysen, dass im Durchschnitt aller Standorte weniger als halb so viele Bakterienkolonien auf den Oberflächen rund um die Toiletten mit automatischer Spülung zu finden waren wie auf den Toiletten ohne diese Vorrichtungen (sechs gegenüber 14 Kolonien).
"Unsere Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, den Deckel vor dem Spülen zu schliessen [...]."
"Unsere Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, den Deckel vor dem Spülen zu schliessen und automatische Spülvorrichtungen einzubauen, um die Verschmutzung von Toilettenoberflächen zu verringern", sagt Hauptautorin Jihye Park vom Asan Medical Center in Seoul. "Wir werden nun in allen Toiletten des Krankenhauses automatische Spülvorrichtungen zusammen mit einer automatischen UV-Desinfektion installieren, um die Verbreitung von Infektionen zu verringern." (Alice Lanzke, dpa/sbi)
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