Wer in Deutschland zu Bio-Lebensmitteln greift, findet sich oft in einem Dschungel aus verschiedenen Siegeln wieder. Welche Logos bedeuten was?

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Ökologisch erzeugte Lebensmittel sind in Deutschland beliebt wie nie - Bio wird zur Massenware. Dabei bleibt die ursprüngliche Philosophie von einer Produktion im Einklang mit der Natur manchmal auf der Strecke. Zwar sind auch günstige Bio-Lebensmittel für Mensch, Tier und Umwelt sinnvoller als konventionell erzeugte Ware. Wer jedoch auf höhere Qualität und Nachhaltigkeit setzt, ist oft mit den Produkten der Öko-Verbände besser beraten. Das steckt hinter den wichtigsten Bio-Siegeln.

Deutsches staatliches Bio-Siegel

Biosiegel
Seit 2001 verlassen sich Verbraucher auf das deutsche staatliche Biosiegel. © Bundesministerium für Verbraucherschutz

Im September 2001 wurde das deutsche staatliche Bio-Siegel eingeführt, um Verbrauchern eine Orientierungshilfe zu geben. Die mit diesem Logo gekennzeichneten Produkte müssen beispielsweise ohne synthetische Pflanzenschutzmittel oder Dünger erzeugt werden, dürfen keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe sowie Emulgatoren enthalten und müssen weitgehend ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt werden.

Seit Juli 2012 wurde das sechseckige Siegel endgültig durch das allgemeine EU-Bio-Logo ersetzt. Das alte Siegel findet man wegen seiner Popularität weiterhin auf vielen Verpackungen.

Bio-Logo der EU

Bio-Siegel der EU
Dieses Siegel gilt für die gesamte EU, garantiert aber nur den Mindeststandard. © Europäische Kommission

Das Bio-Logo der EU kennzeichnet die Mindestanforderungen gemäss der EU-Öko-Verordnung aus dem Jahr 2009, denen auch das deutsche staatliche Bio-Siegel entspricht. Demnach müssen die Inhaltsstoffe verpackter Fertigwaren zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen und dürfen höchstens 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material enthalten, was grosse Kritik am EU-Siegel auslöste. Werden diese Kriterien erfüllt, darf eine Ware in der EU mit den geschützten Begriffen "bio", "öko" oder "aus kontrolliert biologischem Anbau" benannt und verkauft werden.

Allerdings handelt es sich bei den EU-Kriterien um "Mindestanforderungen", die von Organisationen wie Foodwatch als zu lasch kritisiert werden. Die EU-Kriterien beinhalten kaum Regelungen zum Tierschutz. So ähneln die Zustände in manchen Bio-Betrieben denen in industrieller Tierhaltung.

Neben den offiziellen Anforderungen gibt es verschiedene private Bio-Verbände, deren Standards weitaus strenger sind als die der EU. Hat ein Lebensmittel die EU-Richtlinien erfüllt, kann es zusätzlich ein solches Verbandszertifikat erhalten und trägt dann neben dem EU-Logo beispielsweise auch das Siegel von Bioland oder Demeter und Co.

Bioland

Bioland
Bioland-Betriebe haben strengere Standards als von der EU vorgegeben. © Bioland

Bioland e.V. wurde im Jahr 1971 gegründet und ist inzwischen der grösste private Bio-Anbauverband Deutschlands. Landwirtschaftsbetriebe, die das Bioland-Siegel wollen, dürfen keine synthetischen Pestizide und chemischen Dünger verwenden, Gentechnik ist in der gesamten Produktion ebenfalls tabu.

In vielen Punkten sind die Bioland-Richtlinien strenger als die des EU-Öko-Verbands. So dürfen nach Bioland-Richtlinien weniger Tiere je Hektar gehalten werden, als von der EU vorgesehen, der Einsatz von Medikamenten ist ebenfalls strenger geregelt.

Demeter

Biokreis Verband
Biokreis will gute Bio-Qualität sicherstellen und unterstützt gleichzeitig die regionale Vernetzung der Öko-Bauern und Lebensmittelhersteller. © Biokreis

Grundlage der strengen Bio-Richtlinien des Verbandes Demeter-Bund e.V. bildet die Weltanschauung des Philosophen und Esoterikers Rudolf Steiner. Demnach werden Lebensmittel nach dem sogenannten biologisch-dynamischen Landbau produziert. Dabei spielen im Gegensatz zum ökologischen Landbau Spiritualität und Anthroposophie eine grosse Rolle.

Der Landwirtschaftsbetrieb wird hierbei als eigenständiger Organismus betrachtet, auf dem möglichst viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten leben sollten. Der Respekt vor Tieren und Natur steht an erster Stelle, statt künstlichem Dünger kommen homöopathische Präparate zum Einsatz und Gentechnik ist in jeglicher Hinsicht tabu. Zudem empfiehlt der Demeter-Verband, kosmische Rhythmen wie Mondphasen und Planetenpositionen bei Aussaat, Ernte und Tierzucht zu berücksichtigen.

Biokreis

Naturland
Das Naturland-Siegel steht für ganzheitlich nachhaltige Produktion. © Naturland e.V.

Der Verband ging 1979 aus einer Verbraucherbewegung hervor, die sich schon zuvor in Kochkursen und Seminaren mit gesunder Ernährung und ökologischem Landbau befasste. Heute liegt der Schwerpunkt bei Biokreis auf der Vernetzung von Landwirten, lebensmittelverarbeitenden Unternehmen und Konsumenten.

Die Kooperationen auf regionaler Ebene sollen es Bauern und Verarbeitern ermöglichen, wirtschaftlich gewinnbringend nach den Qualitätsstandards des Verbandes zu produzieren. Besonders engagierte Verbraucher können dem Biokreis beitreten und dessen Arbeit mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen. Produkte, die das Biokreis-Logo tragen, werden nach den Verbandsrichtlinien geprüft, die deutlich strenger als die Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung sind.

Naturland

Biopark
Ein gentechnikfreier Anbau ist das Schlüsselversprechen von Biopark e.V. © Biopark

Naturland steht nicht nur für einen strengen ökologischen Anbau, sondern auch für den Fairtrade-Gedanken. Nach der Philosophie des Anbauverbandes bilden ökologischer Anbau, sozialer Umgang im Miteinander und faire Handelsbeziehungen drei untrennbare Säulen für Nachhaltigkeit. So ist in den Richtlinien von Naturland nicht nur die ökologische Lebensmittelproduktion festgehalten, sondern beispielsweise auch Arbeitsverhältnis und Lohn der Angestellten. Damit soll der Bio-Anbau Bauern weltweit eine sichere Lebensgrundlage bieten.

Wie auch Bioland und Demeter lehnt Naturland Gentechnik und synthetische Dünger ab. Auch der Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika ist streng reguliert.

Gäa

Neuform
Die Produkte von Neuform sind ausschliesslich in Reformhäusern erhältlich. © Neuform

Der Anbauverband Gäa kümmert sich hauptsächlich um die Förderung des biologischen Landbaus in den neuen Bundesländern. Der Ende der 1980er in der DDR gegründete Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt der Erde zu schützen. Gentechnik und der Einsatz künstlicher Hilfsmittel lassen sich nach Auffassung von Gäa nicht mit ökologischem Landbau vereinbaren und werden abgelehnt. Transparenz bei der Produktion steht dabei genauso im Fokus wie die Aufklärung der Bevölkerung.

Biopark

Ecovin
Bio-Weine werden mit dem Ecovin-Siegel ausgezeichnet. © Ecovin

Das Siegel von Biopark, dem zweitgrössten Anbauverband Deutschlands, steht nicht nur für streng ökologisch produzierte Lebensmittel, sondern auch für soziales Engagement. Der Verband rief schon mehrere Initiativen zu gentechnikfreien Regionen in Deutschland ins Leben und engagiert sich in strukturschwachen Gegenden. Eine gentechnikfreie Region kann mehrere Gemeinden oder sogar einen Landkreis umfassen, innerhalb derer alle Landwirte sowohl im Anbau als auch in der Viehzucht auf Gentechnik verzichten. Dieses gentechnikfreie Umfeld stellt beispielsweise sicher, dass es zu keiner Verunreinigung der Produkte kommt.

Neuform

Neuform ist eine Genossenschaft der Reformhaus-Inhaber. In das Warensortiment werden nur Produkte aufgenommen, die den Neuform-Qualitätsrichtlinien entsprechen: Über die Garantie für eine biologische und gentechnikfreie Herstellung hinaus wird bei Produkten mit Neuform-Siegel auf Tierversuche verzichtet und eine umweltschonende Herstellung sowie ein Minimum an Verpackungsmaterial garantiert. Produkte mit Neuform-Siegel gibt es nur in Reformhäusern zu kaufen.

Ecovin

Inzwischen gibt es eine grosse Auswahl an Bio-Weinen. Der Anbauverband Ecovin hat sich auf ökologischen Weinbau spezialisiert und gewährleistet die strenge Kontrolle von Bio-Weinen.

Nach Ecovin-Richtlinien wird bei der Herstellung des Weines nicht nur auf synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie Gentechnik verzichtet, sondern auch eine natürliche Pflanzen- und Tiervielfalt im Ökosystem Weinberg gefördert.

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