- Immer mehr Länder melden Fälle der neuen Corona-Variante Omikron, die Weltgesundheitsorganisation WHO schreibt der Mutante in einer vorläufigen Bewertung ein sehr hohes globales Risiko zu.
- Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech arbeitet bereits an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs.
- Noch ist unklar, ob ein solches Vakzin überhaupt nötig ist - doch die Forscher wollen im Ernstfall auf eine Escape-Variante des Virus vorbereitet sein.
Seit dem Auftreten der Delta-Variante vor gut einem Jahr hat keine neue Variante des Coronavirus so grosse Besorgnis ausgelöst wie die nun in Südafrika entdeckte Variante Omikron. Bislang ist nur wenig über den Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 bekannt. Er verbreitet sich aber weltweit und ist auch schon in Deutschland angekommen.
Zwar liegt die Vermutung nahe, dass die neue Variante die Wirksamkeit der bestehenden Corona-Impfstoffe beeinträchtigt, mit Sicherheit sagen lässt sich das aber noch nicht. Der Virologe
Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech hat bereits eine Prüfung seines Vakzins eingeleitet und arbeitet neben laufenden Labortests zur Untersuchung der neuen Corona-Variante Omikron auch an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs – vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. Auch das US-Unternehmen Moderna kündigte an, eine spezielle Auffrischungsimpfung gegen die Omikron-Variante zu entwickeln.
Biontech will "keine Zeit verlieren"
"Um keine Zeit zu verlieren, gehen wir diese beiden Aufgaben parallel an, bis die Daten vorliegen und wir mehr Informationen darüber haben, ob der Impfstoff angepasst werden sollte oder nicht", teilte eine Biontech-Sprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die beiden Arbeitsgänge decken sich laut Biontech teilweise. "Zum einen haben wir unverzüglich Untersuchungen zur Omikron-Variante begonnen. Zum anderen haben wir ersten Schritte zur Entwicklung eines potenziellen neuen Impfstoffs eingeleitet, die sich mit den Laboruntersuchungen überschneiden", erklärte das Unternehmen.
Die Labortests seien notwendig, um zu beurteilen, ob eine neue Impfung erforderlich sein könnte. Dabei würden Sera von Geimpften mit dem Spike-Protein der Variante konfrontiert. "Die Sera enthalten die Antikörper, die wir nach der Impfung haben", erklärte die Biontech-Sprecherin. Es werde dann darauf geschaut, wie gut sie das neue Spike-Protein neutralisieren, also unschädlich machen.
Neue Variante soll zusätzliche Mutationen am Spike-Protein aufweisen
Biontech ordnete die bereits am Donnerstag eingeleiteten Schritte als "Standardvorgehen" für neue Varianten ein. "Ziel dieses Ansatzes ist es, schnell bei der Entwicklung voranzukommen, sofern ein variantenspezifischer Impfstoff erforderlich sein sollte", erklärte das Unternehmen.
Biontech hatte am Freitag erklärt, dass sich die neue Variante deutlich von bisher beobachteten Varianten unterscheide, da sie zusätzliche Mutationen am Spike-Protein habe. Die Daten aus nun laufenden Labortests gäben demnächst Aufschluss, ob eine Anpassung des Impfstoffs erforderlich werde, wenn sich diese Variante international verbreite. Das Unternehmen rechnete bis Ende nächster Woche mit Erkenntnissen.
Wettlauf gegen Escape-Variante des Virus
Gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer habe man schon vor Monaten Vorbereitungen getroffen, um im Fall einer sogenannten Escape-Variante des Virus den Impfstoff innerhalb von sechs Wochen anzupassen und erste Chargen innerhalb von 100 Tagen auszuliefern, erklärte Biontech. Dafür seien klinische Studien mit variantenspezifischen Impfstoffen gestartet worden, um Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit zu erheben. Diese könnten im Fall einer Anpassung bei den Behörden als Musterdaten vorgelegt werden.
Als Escape-Variante wird eine Virusvariante bezeichnet, die sich der Wirkung der derzeit verfügbaren Impfstoffe zumindest in Teilen entzieht. Ein Impfstoff auf Basis des Botenmoleküls mRNA wie der von Biontech oder Moderna ist schneller herzustellen als herkömmliche Impfstoffe, da nur der Bauplan produziert werden muss, nicht das Antigen selbst. (dpa/afp/mf)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.