Luft im Bauch ist unangenehm. Oft es gar nicht so einfach, den Ursachen auf die Spur zu kommen: Viele Faktoren können zu Blähungen beitragen. Von der Ursache hängt aber ab, wie man die Blähungen am besten wieder loswird. In einigen Fällen sollte man zudem besser einen Arzt konsultieren.

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Leiden Sie auch unter Blähungen? Viele Menschen kennen das unangenehme Gefühl, übermässig viel Luft im Bauch zu haben.

Oft hängt das mit der Ernährung zusammen: Bohnen oder Paprika führen beispielsweise häufig zu Blähungen. Was aber, wenn die Luft im Bauch immer wiederkommt? Und ab wann sollte man mit seinen Blähungen zum Arzt?

"Letztlich gibt es dafür keine absoluten Zahlen", sagt Professor Dr. Thomas Frieling. Er ist Internist, Gastroenterologe und Direktor der Medizinischen Klinik II am Helios Klinikum Krefeld.

Grundsätzlich lassen Menschen, abhängig von Nahrung von Verdauung, am Tag etwa 10- bis 20-mal Luft aus dem Darm ab. Insgesamt sind das 800 bis 1.200 Milliliter.

Im Zweifel sollte man zum Arzt gehen

"Es gibt aber auch Menschen, die deutlich mehr Luft im Bauch haben", sagt Frieling. "Das ist häufig abhängig davon, was man isst."

Herauszufinden, ob die Blähungen einer Krankheit geschuldet sind, liegt allein in der Hand der Betroffenen. "Viele Menschen tolerieren Blähungen und gehen damit nicht zum Arzt", sagt der Internist. "In diesem Fall gelten sie auch nicht als krank."

Vorsicht ist unbedingt geboten, wenn die Blähungen sehr plötzlich auftreten, lange anhalten oder bestimmte Alarmsymptome hinzukommen.

"Dazu zählen zum Beispiel Stuhlveränderungen, Blut im Stuhl oder auch ein Gewichtsverlust", sagt der Experte. "In diesem Fall sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen und die Blähungen abklären lassen." Der Arzt wird in diesem Fall eine bösartige Erkrankung ausschliessen wollen.

Ursachen für Blähungen können vielseitig sein

Die Ursachen für Blähungen können sehr vielseitig sein – und sind oft gar nicht so einfach zu diagnostizieren. Sehr häufig ist es in der Tat die Ernährung, die Blähungen begünstigt. "Das gilt insbesondere dann, wenn jemand sich vermeintlich gesund ernährt und viele Ballaststoffe zu sich nimmt", meint Frieling.

Nicht jeder Mensch verträgt aber beispielsweise Leinsamen oder Vollkornprodukte – insbesondere dann nicht, wenn man die Ernährung sehr plötzlich darauf umstellt.

"Diese Lebensmittel führen häufig zu Blähungen", sagt der Gastroenterologe. "Dann ist es hilfreich, auf besser verträgliche Ballaststoffe umzusteigen. Leinsamen kann man beispielsweise durch Flohsamen ersetzen."

Hastiges Essen kann zu mehr Luft im Bauch führen

Eine weitere Rolle spielt auch die Art und Weise der Nahrungsaufnahme. "Es hilft oft gegen Blähungen, nicht zu grosse Mahlzeiten zu essen", rät der Experte. Auch Essen spät am Abend kann in der Nacht zu Blähungen führen, die den Schlaf stören. "Die Hauptmahlzeit sollte man also nicht erst vor dem Schlafengehen zu sich nehmen."

Manche Menschen neigen zudem dazu, viel Luft zu schlucken. Das kann gerade dann passieren, wenn man sehr hastig isst. Einige Menschen schlucken auch generell Luft, ohne das im Alltag selbst zu merken. Diese Luft gelangt in den Magen-Darm-Trakt und führt ebenfalls zu Blähungen.

Unverträglichkeiten können Verdauung stressen

Eine weitere mögliche Ursache für Blähungen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten. "Besonders häufig sind dabei Milchzucker- und Fruktose-Unverträglichkeiten", sagt der Internist.

Ein Arzt kann eine solche Unverträglichkeit über einen Atemtest diagnostizieren. "Auch Sorbit wird häufig nicht vertragen", sagt der Experte. Sorbit ist als Austauschzucker in vielen Lebensmitteln enthalten.

Doch nicht jeder hat eine Unverträglichkeit auf einen dieser drei Stoffe. "Es ist bislang leider schwierig, andere Unverträglichkeiten zu diagnostizieren", sagt Frieling.

Er empfiehlt Patienten mit unklaren Beschwerden deshalb, vier Wochen lang ein Ernährungstagebuch zu führen. Dort tragen sie jeweils ein, was genau sie gegessen haben und welche Beschwerden möglicherweise danach aufgetreten sind.

Spezielle Diät hilft manchen Patienten

Auch eine spezielle Diät hilft manchen Patienten. Sie wird als "Fodmap" bezeichnet und setzt sich aus den englischen Abkürzungen für verschiedene Einfach- und Mehrfachzucker wie auch für Alkohole zusammen, die häufig in der Nahrung enthalten sind [Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols, Anm. d. Red.].

"Bis zu 70 Prozent der Patienten sprechen darauf an und berichten, dass ihre Beschwerden sich deutlich gebessert haben", sagt Frieling.

Die Diät hat aber auch einen Nachteil: Die "Fodmaps" sind in fast allen Lebensmitteln enthalten. Dadurch schränkt die Diät den Alltag der Betroffenen sehr ein, bereits nach sechs Wochen drohen Mangelerscheinungen.

"Eine solche Diät sollte man nur unter medizinischer Aufsicht durchführen", sagt Frieling. "Ausserdem ist sie keine Dauerlösung, weil man sehr viele Nahrungsmittel ausschliesst. Sie liefert aber erste Anhaltspunkte für eine Diagnose.

Zusammensetzung der Bakterien im Darm

Mögliche weitere Ursachen für Blähungen sind Störungen im Mikrobiom, also in der Zusammensetzung der Bakterien, die im Darm leben und dort die Verdauung unterstützen.

"Herkömmliche Stuhltestes helfen da allerdings nicht weiter", sagt Frieling. "Der Stuhl wird dabei mit der Post verschickt und ist mehrere Tage unterwegs. Dabei ändert sich die Zusammensetzung der Bakterien, die in dieser Zeit den Stuhl zersetzen."

Einen Versuch wert ist bei Blähungen laut Frieling die Einnahme von Probiotika, die beispielsweise als Zugabe in Joghurt oder in höherer Dosis auch in Kapseln angeboten werden.

"Nicht jeder Patient spricht auf jedes Probiotikum gut an", sagt er. "Unter Umständen muss man mehrere ausprobieren, bis eines wirkt." Er rät zudem dazu, Probiotika unter medizinischer Aufsicht und nicht einfach nach Gutdünken zu Hause einzunehmen.

In einigen Fällen sind Medikamente die Ursache

Darüber hinaus kann eine chronische Verstopfung ebenfalls zu Blähungen führen. "In diesem Fall kann man versuchen, den Stuhl zu regulieren", sagt der Gastroenterologe.

Dabei kommen zum Beispiel Flohsamen zum Einsatz oder bestimmte Medikamente, die dem Darm die Arbeit erleichtern.

Auch die Einnahme von Medikamenten kann Blähungen verursachen. "Blutdruckmedikamente sind zum Beispiel oft nicht gut verträglich", sagt Frieling.

"Wenn jemand neun oder zehn verschiedene Medikamente nimmt und beim Arzt über Blähungen klagt, dann lohnt es sich, die Verträglichkeit zu testen und vielleicht auf ein anderes Mittel umzusteigen."

Intensive Forschung zum Thema Reizdarm

Oft lässt sich aber nach verschiedenen Untersuchungen keine Ursache für Blähungen finden. "Die Diagnose lautet dann oft Reizmagen oder auch Reizdarm", sagt Frieling.

"Leider tun viele Ärzte solche Beschwerden damit noch immer ab und die Patienten fühlen sich nicht ernst genommen", sagt er.

Aktuell werde am Thema Reizmagen intensiv geforscht, sagt der Experte. "Wir arbeiten an verschiedenen Biomarkern, mit dem wir verschiedene Typen eines Reizmagens und eines Reizdarms voneinander unterscheiden wollen", sagt Frieling.

"Auf diese Weise kann man die Beschwerden in Zukunft dann hoffentlich einmal ganz gezielt behandeln."

Je nach Typ eines Reizdarms kommt dafür dann beispielsweise eine Stuhltransplantation infrage oder eine gezielte Therapie mit ganz bestimmten Probiotika. "So weit sind wir heute allerdings leider noch nicht", sagt Frieling. "Bislang können wir in vielen Fällen leider nur die Symptome behandeln."

Eine Ausnahme bilden aber bereits Biomarker zu Gallensäuren. Wenn diese auffällig sind, kann eine Therapie mit Gallensäurebindern helfen. Wichtig ist aber in jedem Fall:

Wer unter einem Reizdarm leidet, bildet sich seine Beschwerden nicht ein, sagt Frieling. Die Medizin sei aktuell aber leider noch nicht weit genug, um in jedem Fall eine Ursache für die Symptome zu finden.

Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.


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