- In Deutschland wurden erste Fälle von Omikron bekannt.
- Die neue Coronavirus-Variante bereitet Sorgen.
- Sind die vorhandenen Impfstoffe gegen die Omikron-Variante genauso wirksam?
Bei der neuen Coronavirus-Variante Omikron sind noch viele Fragen offen. Experten vermuten, dass Omikron noch ansteckender ist als die bisherigen Varianten, für die die gängigen Corona-Impfstoffe entwickelt wurden.
Auffrischungsimpfungen mit einer dritten Dosis halten sie dennoch weiterhin für sinnvoll. Ein Überblick.
Sind die vorhandenen Corona-Impfstoffe gegen die Omikron-Variante genauso wirksam?
Das ist eine der drängendsten Fragen zu Omikron. Für eine Antwort ist es allerdings noch zu früh.
Der Chef des US-Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel, äusserte sich Ende November pessimistisch: Er gehe von einer "erheblichen Abnahme" der Schutzwirkung aus, sagte er der "Financial Times". Schliesslich beträfen 32 der 50 Mutationen bei Omikron das Spike-Protein, mit dem das Coronavirus in Zellen eindringt.
Biontech-Mitgründer Ugur Sahin schliesst nicht aus, dass Omikron mehr Infektionen bei Geimpften verursachen könnte. Sehr wahrscheinlich schützten die aktuellen Impfungen aber weiter gegen schwere Verläufe. "Unsere Botschaft ist: Verfallen Sie nicht in Panik, der Plan bleibt derselbe. Beschleunigen Sie die Verabreichung der dritten Dosis."
Weiteren Aufschluss über Omikron sollen Labortests geben, deren Ergebnisse in zwei bis drei Wochen vorliegen dürften. Eine geringere Wirkung der bestehenden Impfstoffe gegen Omikron bedeute aber nicht, dass sie gar keine Wirkung haben, betonen Experten. "Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei Null an, wenn sie einer neuen Variante begegnen", sagte etwa der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, Ende November.
Sollte man sich trotz der Ungewissheit eine Booster-Impfung holen?
Diese Frage haben in den vergangenen Tagen eine Reihe von Experten bejaht. Schliesslich stecke Europa derzeit noch inmitten einer Welle der Delta-Variante des Coronavirus.
Eine Reihe von Ländern beschleunigen gerade ihre Booster-Impfkampagne. In Deutschland haben Bund und Länder das Ziel ausgegeben, bis Weihnachten 30 Millionen Corona-Impfdosen zu verabreichen, darunter auch Auffrischungs-Impfungen.
In Grossbritannien sollen nach dem Willen von Premierminister Boris Johnson bis Ende Januar alle Erwachsenen eine dritte Dosis erhalten. Der Mindestabstand zwischen zweiter und dritter Impfspritze wurde von sechs auf drei Monate herabgesetzt. In den USA haben Biontech und Pfizer die Zulassung einer Booster-Impfung für Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren beantragt.
"Man sollte sich nicht im Feind täuschen, im Moment ist es die Delta-Variante", hob Arnaud Fontanet vom wissenschaftlichen Beirat der französischen Regierung hervor. Es sei nicht sicher, dass Omikron Delta als vorherrschende Corona-Variante ablöst - und wenn dauere dies zumindest mehrere Wochen, wenn nicht Monate.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus appellierte daher vergangene Woche, weiter entschlossen gegen die Delta-Variante zu kämpfen: "Und wenn wir das tun, werden wir auch die Übertragung von Omikron verhindern und Leben retten."
Für wann sind an Omikron angepasste Impfstoffe zu erwarten?
Für den Fall, dass die vorhandenen Impfstoffe nicht so gut gegen Omikron wirken, arbeiten Biontech/Pfizer, Moderna und der US-Hersteller Johnson & Johnson nach eigenen Angaben bereits an einem auf die neue Corona-Variante angepassten Impfstoff. Biontech/Pfizer hatte in der Vergangenheit bereits zwei an die Varianten Beta und Delta angepasste Versionen ihres Corona-Impfstoffs entwickelt, die aber letztlich nicht zum Einsatz kamen.
Die Impfstoffhersteller hätten "sich dahinter versteckt, dass ihre Impfstoffe weiter gegen schwere Formen von COVID schützen", kritisiert der Corona-Spezialist und Forschungsleiter des französischen Forschungszentrums CNRS, Bruno Canard. Dass die Impfstoffe aber nicht auch leichte Corona-Infektionen sicher verhindern, habe dazu beigetragen, dass "das Virus weiter zirkuliert".
Biontech/Pfizer will sein Corona-Vakzin in weniger als 100 Tagen an Omikron anpassen. Bis das Mittel bei Bedarf auf den Markt käme, würde es aber deutlich länger dauern. Canard rechnet damit, dass der angepasste Impfstoff "nicht vor dem Frühling" zu haben sein würde. "Bis dahin schützen die aktuell vorhandenen Impfstoffe gegen schwere Infektionen mit der Delta-Variante." (afp/msc)
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