• Bei vielen Menschen steht jetzt die Boosterimpfung an.
  • Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Impfstoffkombination und viele sind unsicher, womit sie sich boostern lassen sollten.
  • Geeignet sind die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna. Es könnte leichte Vorteile bei einer Kreuzimpfung geben.

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Viele Menschen fragen sich, welchen Impfstoff sie für ihre Boosterimpfung verwenden sollten und was am besten zu ihren ersten beiden Impfungen passt: Die Erst- und Zweitimpfung ist mit dem Impfstoff von Biontech erfolgt – und jetzt? Ist der Impfstoff von Moderna bei den ersten beiden Impfungen zum Einsatz gekommen oder eine Kombination verschiedener Impfstoffe? Wie sollte man dann am besten boostern? Es gibt Empfehlungen für die Auffrischungsimpfung auf Grundlage der ersten beiden Impfungen.

Welche Impfstoffe kommen zum Boostern überhaupt infrage?

Klar ist: Grundsätzlich soll die Boosterimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Dafür kommt also entweder der Impfstoff von Biontech oder der Impfstoff von Moderna infrage – wobei Moderna nur noch für Menschen eingesetzt werden soll, die 30 Jahre oder älter sind. Der Grund ist, dass es bei diesem Impfstoff in der Vergangenheit in seltenen Fällen zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen gekommen ist. Für Menschen, die älter als 30 Jahre sind, besteht laut Robert Koch-Institut (RKI) kein Risiko.

Sind die mRNA-Impfstoffe zum Boostern zugelassen?

Es liegt für die beiden mRNA-Impfstoffe eine Zulassung der EU-Kommission für Auffrischungsimpfungen vor.

Wie lauten die offiziellen Empfehlungen für die Kombination der mRNA-Impfstoffe?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat Empfehlungen für die Kombination von Impfstoffen bei der Boosterimpfung herausgegeben. Diese sieht für alle unter 30-Jährigen eine Boosterimpfung mit Biontech vor.

Wer die erste und die zweite Impfung mit Biontech bekommen hat, sollte den Impfstoff laut Stiko auch für die Auffrischungsimpfung erhalten. Wer bei beiden Impfungen den Impfstoff von Moderna hatte, sollte ihn laut Stiko für die Auffrischung ebenfalls erhalten.

Aber auch eine Kreuzimpfung mit beiden mRNA-Impfstoffen ist möglich und könnte sogar gewisse Vorteile bieten (mehr dazu weiter unten). "Ich rate dazu, bei den mRNA-Impfstoffen nicht wählerisch zu sein, sondern das zu nehmen, was gerade verfügbar ist", sagt der Allgemeinmediziner Malik Böttcher, Leiter des Impfzentrums am Krankenhaus Havelhöhe in Spandau im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Stiko betrachtet beide mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.

Was sollte man wählen, wenn man zunächst den Impfstoff von Astrazeneca erhalten hat?

Grundsätzlich ist hierfür ebenfalls einer der beiden mRNA-Impfstoffe vorgesehen. Wer zunächst den Astrazeneca-Impfstoff erhalten hat, hat in der Regel bereits eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten. Dieser sollte laut Stiko auch zum Boostern eingesetzt werden – sofern er vorhanden ist. Ansonsten ist auch hier der jeweils andere mRNA-Impfstoff möglich. Dieses Vorgehen hat sich in einigen Untersuchungen sogar als effektiver erwiesen. "Wenn die beiden ersten Impfdosen mit dem Impfstoff von Astrazeneca erfolgt sind, rate ich den Patienten, schnell zum Boostern zu kommen", sagt Böttcher. "Wir haben immer wieder erlebt, dass es sonst zu Impfdurchbrüchen kommen kann."

Wie sieht das empfohlene Impfschema aus, wenn man sich mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson hat impfen lassen?

Auch hier ist idealerweise bereits eine Zweitimpfung mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgt. Auch dafür sind beide RNA-Impfstoff möglich, auch wenn die Stiko zum selben Impfstoff wie der Grundimmunisierung rät. "Nach einer Erstimpfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson rate ich dringend zu einer Boosterimpfung", sagt der Arzt. "Wir haben hier immer wieder gesehen, dass der Impfschutz hier keine sechs Monate anhält, sondern es bereits nach drei Wochen zu Impfdurchbrüchen kommen könnte."

Was ist, wenn ich nach einer mRNA-Impfung eine heftige Impfreaktion hatte? Sollte ich dann zum Boostern besser den anderen mRNA-Impfstoff wählen und eine Kreuzimpfung machen?

"Es kommt darauf an, ob man die Nebenwirkungen nach der ersten, der zweiten oder nach beiden Impfungen erlebt hat", sagt Böttcher. Wenn die Impfreaktion erst nach der zweiten Impfung heftig gewesen sei, reagiere das Immunsystem auf die Reaktivität des Impfstoffs. Das ist sogar durchaus gewünscht, weil das Immunsystem reagiert und arbeitet, um gegen den Erreger immun zu werden.

Ein Wechsel des Impfstoffs aufgrund von Nebenwirkungen ergibt eher Sinn, wenn man bereits nach der ersten Impfung eine heftige Reaktion erlebt hat. "Wenn es erst nach der zweiten Impfung zu starken Beschwerden gekommen ist, hat unsere Erfahrung gezeigt, dass es nicht besser, sondern eher noch heftiger wird, wenn man zum Boostern den Impfstoff wechselt", sagt der Experte. "Das empfehle ich auf Grundlage einer Impfreaktion eigentlich nur, wenn es zu sogenannten atypischen Nebenwirkungen als Reaktion auf den Impfstoff gekommen ist, zum Beispiel zu Gesichtsnerv-Lähmungen. So etwas kommt zum Glück nur sehr selten vor und bildet sich fast immer zurück."

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Was spricht für eine Kreuzimpfung beim Boostern, also einen anderen Impfstoff zum Boostern zu verwenden als für die ersten beiden Impfungen?

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US-Arzneimittelbehörde empfiehlt Zulassung des Corona-Medikaments Molnupiravir

Die US-Arzneimittelbehörde empfiehlt die Zulassung des umstrittenen Medikaments Molnupiravir der Firma Merck. Die Zulassung müsse jedoch an Bedingungen geknüpft sein. Laut Hersteller helfe Molnupiravir Patientinnen und Patienten auch bei einer Infektion mit der neuen Coronavirus-Variante Omikron.

"Bislang liegen dazu nicht ausreichend Daten vor", sagt Böttcher. Veröffentlicht wurde bisher eine Studie aus den USA, die einen leichten Vorteil darin sieht, die mRNA-Impfstoffe wechselseitig zu kombinieren, also einen anderen Impfstoff zum Boostern zu verwenden als bei den ersten beiden Impfungen. Dem schliesst sich auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach an, der auf Twitter zu einer Kreuzimpfung rät.

Die Ergebnisse aus der Studie sind allerdings nur eingeschränkt auf die Booster-Impfung übertragbar: Dort wurde Moderna in einer Dosis von 100 Mikrogramm eingesetzt. "Für die Boosterimpfung sind aber nur 50 Mikrogramm zugelassen, um die Nebenwirkungen zu reduzieren", sagt Böttcher. Daher kann man nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Kreuzimpfung die genannten tatsächlich Vorteile mit sich bringt.

"Wir haben vor Ort allerdings schon beobachtet, dass die Antikörperspiegel nach einer Kreuzimpfung im Schnitt leicht höher lagen als bei einer Booster-Impfung mit demselben mRNA-Impfstoff", sagt der Arzt aus Berlin. "Allerdings ist nicht allein die Anzahl der Antikörper für den Schutz entscheidend, sondern es spielen sehr viele verschiedene Faktoren hinein."

Er habe etwa schon erlebt, dass Personen mit einem hohen Antikörperspiegel trotzdem an Covid-19 erkrankt seien, während andere mit niedrigen Antikörperwerten auch nach engem Kontakt zu infizierten Personen gesund blieben. "Wir sollten uns nicht allein auf die Antikörperspiegel verlassen", sagt Böttcher. "Wir haben zwei sehr gute und wirksame mRNA-Impfstoffe und es ist meiner Ansicht nach viel entscheidender, dass möglichst viele Menschen sich schnell boostern lassen, als dass jeder einen Impfstoff auswählt."

Über den Experten:
Malik Böttcher ist Allgemeinmediziner und Leiter des Impfzentrums am Krankenhaus Havelhöhe in Spandau. Er ist für die Impfungen sowohl im Impfzentrum wie auch in seiner Praxis am Kleistpark in Berlin-Schöneberg im Einsatz (Terminvergabe für Impfungen).

Verwendete Quellen:

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