- Cluster-Kopfschmerzen äussern sich durch extreme, einseitig auftretende Kopfschmerz-Attacken.
- Die Lebensqualität der Betroffenen wird durch die Attacken stark beeinträchtigt.
- Die Behandlung akuter Schmerzen erfolgt durch das Spritzen von Migränemedikamenten oder Aufnahme reinen Sauerstoffs.
In ihrem Podcast erklärte einer der Kaulitz-Brüder, unter Cluster-Kopfschmerzen zu leiden. Dabei handelt es sich um eine seltene Form sogenannter primärer Kopfschmerzen. Der Cluster-Kopfschmerz ist also eine eigenständige Erkrankung und nicht das Symptom einer anderen Krankheit.
Nur etwa einer von 1.000 Menschen leidet darunter, damit sind Cluster-Kopfschmerzen im Vergleich zu anderen Kopfschmerzarten wie Spannungskopfschmerzen oder Migräne äusserst selten. Oftmals tritt das Syndrom im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf, Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen.
Heftige Schmerzattacken im Gesicht
Der Cluster-Kopfschmerz ist der häufigste Typ der sogenannten trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Die Patienten leiden unter plötzlichen bohrenden, stechenden oder brennenden Schmerzen, die einseitig im Bereich des Trigeminusnervs der Schläfenregion beziehungsweise des Auges auftreten. "Die Attacken erreichen ihr Maximum innerhalb kurzer Zeit", erklärt Hans-Christoph Diener, Neurologe und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. "Die Schmerzintensität ist in den akuten Phasen extrem stark." In der Regel dauern die Attacken zwischen 15 Minuten und drei Stunden und werden von körperlicher Unruhe mit Bewegungsdrang begleitet.
Während der Attacke kann es zu Begleiterscheinungen kommen. "Typisch sind Rötungen der Bindehaut oder verstärkter Tränenfluss des betroffenen Auges", zeigt Diener typische Symptome auf. "Dazu kommt es häufig zu einer verstopften Nase, Schwitzen an Stirn und Wangen, einem hängenden oder geschwollenen Augenlid oder einer Überempfindlichkeit gegen Geräusche oder Licht." Insbesondere durch die hohe Intensität der Schmerzen wird die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt.
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Kopfschmerz kehrt phasenweise wieder
Mediziner unterscheiden zwischen episodischem und chronischem Cluster-Kopfschmerz. "Bei rund 90 Prozent der Patienten tritt der episodische Cluster-Kopfschmerz auf, wobei die akuten Phasen typischerweise ein bis zwei Monate andauern", erklärt Diener. Zwischen diesen Episoden oder "Clustern" sind die Betroffenen monate- oder sogar jahrelang beschwerdefrei. "Bei der chronischen Variante gibt es keine beschwerdefreien Phasen, falls doch, dauern sie weniger als zwölf Wochen am Stück."
In der akuten Phase reicht die Häufigkeit von einer Attacke alle zwei Tage bis zu acht Anfällen pro Tag. Oftmals treten die Beschwerden zur gleichen Tages- oder Nachtzeit auf, im Frühjahr oder Herbst häufen sich die Attacken zumeist. Für eine Diagnose ist eine ausführliche Anamnese sowie eine körperliche und neurologische Untersuchung notwendig. Um andere Ursachen auszuschliessen, wird oftmals eine Magnetresonanztomografie, kurz MRT, des Kopfs gemacht.
Von anderen Kopfschmerzarten unterscheidet sich der Cluster-Kopfschmerz durch die Intensität der Schmerzen. Diese ist höher als beispielsweise bei Migräne oder den beidseitig auftretenden Spannungskopfschmerzen, die zumeist durch Fehlhaltungen, verspannte Muskulatur oder Stress ausgelöst werden. Eine Migräneattacke kündigt sich oft durch Symptome wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen an, während der Cluster-Kopfschmerz immer plötzlich entsteht. Dafür ist der Cluster-Kopfschmerz in der Attacke schneller wieder verschwunden, als die Migräne, die mehrere Tage andauern kann.
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Migränemittel und Sauerstoff helfen in der akuten Phase
Die Therapie des Cluster-Kopfschmerzes besteht aus der Behandlung der einzelnen Attacken, der Übergangstherapie bis zum Wirkeintritt der prophylaktischen Behandlung und der eigentlichen präventiven Therapie. "Die einzelnen Attacken sind sehr kurz, daher wird eine Medikation mit Tabletten nicht empfohlen", sagt Diener. Als Akuttherapie eignen sich bestimmte Migränemittel aus der Klasse der Triptane, die als Spritze unter die Haut oder Nasenspray rasche Wirkung zeigen. "Eine ebenfalls wirksame Therapie ist die Inhalation von reinem Sauerstoff." Typische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol wirken hingegen nicht gegen akute Cluster-Kopfschmerzen.
Bei beginnenden Cluster-Anfällen ist eine vorbeugende Therapie notwendig. Bestimmte Medikamente können dabei helfen, häufigen Attacken vorzubeugen. Aktuelle ärztliche Leitlinien empfehlen den Einsatz von Verapamil, auch Lithium kann zur Anwendung kommen. "Wegen möglicher Nebenwirkungen muss die Dosis langsam erhöht werden", betont Prof. Diener. "Daher ist zusätzlich eine Behandlung mit sofortiger Wirkung erforderlich, um die Zeit zur ausreichenden Dosierung zu überbrücken." Diese erfolgt mit Kortison.
Die Ursachen für Cluster-Kopfschmerzen sind nicht bekannt. Ähnlich wie bei Migräne gibt es bei Betroffenen jedoch Auslöser für eine Schmerzattacke, wie bestimmte Stoffe oder Situationen. Beispiele können der Konsum von Alkohol, der Aufenthalt in grossen Höhen oder bestimmte Medikamente sein. Dies gilt jedoch nur, wenn sich der Patient in der akuten Phase befindet. Betroffene können beispielsweise durch das Führen eines Tagebuchs die Auslöser herausfinden und in Akutphasen vermeiden.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Christoph Diener.
- Bundesministerium für Gesundheit: "Cluster-Kopfschmerzen" (abgerufen am 22.03.22)
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: "Okzipitalnerven-Stimulation beim chronischen Cluster-Kopfschmerz" (abgerufen am 22.03.22)
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