- Es sorgt noch immer für Wirbel: Virologe Christian Drosten hat das Ende der Corona-Pandemie in Deutschland verkündet.
- Was bedeutet das? Lässt sich das Virus vielleicht sogar ausrotten?
- Ein Blick auf verschiedene Ansichten, Fehler und Sorgen.
Etwa drei Jahre ist es her, dass ein unbekanntes Virus aus der chinesischen Stadt Wuhan die Welt verändert hat. Schnell erreichte Sars-CoV-2 auch Deutschland und zog Infektionsschutzmassnahmen von nie da gewesenem Ausmass nach sich.
Mittlerweile hat Corona seinen Schrecken jedoch weitgehend verloren und gehört zu unserem Alltag dazu. Der renommierte Berliner Virologe
Ist die Pandemie tatsächlich vorbei?
Drosten stellte im Berliner "Tagesspiegel" einen Übergang zu einer endemischen Lage in Deutschland fest. Das bedeutet, dass die Krankheit hierzulande regelmässig auftritt wie etwa die Grippe oder Masern. Die Deutsche Gesellschaft der Notfallmediziner (Divi) und die Bundesärztekammer pflichteten Drosten bei, dass die Pandemie auslaufe und in eine Endemie übergehe.
Global ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür zuständig, das Ende der Corona-Pandemie offiziell zu verkünden. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte Mitte Dezember, er hoffe, dass der wegen Corona ausgerufene weltweite Gesundheitsnotstand bis Ende 2023 für beendet erklärt werden könne.
Kurz vorher hatte Tedros allerdings gewarnt, auch wenn jetzt 90 Prozent der Weltbevölkerung eine gewisse Immunität hätten, "könnten Lücken bei der Überwachung, den Tests, der Sequenzierung und der Impfung ideale Bedingungen für das Auftreten einer neuen besorgniserregenden Variante schaffen, die eine höhere Sterblichkeit mit sich bringt". Die Pandemie sei also "noch nicht vorbei".
Lässt sich Sars-CoV-2 ausrotten?
Die Sars-Epidemie 2003, durch die fast 800 Menschen starben, konnte durch Isolierungs- und Quarantänemassnahmen beendet werden. Die Pocken wurden nach einer grossangelegten Impfkampagne der WHO 1980 für ausgerottet erklärt, aber das war die grosse Ausnahme.
"Um ein Virus auszurotten, muss die Krankheit klinisch sichtbar sein, es darf kein tierisches Reservoir geben, zugleich aber muss es einen sehr wirksamen Impfstoff geben, der vor Ansteckung schützt. Corona erfüllt keine dieser Voraussetzungen", sagt der Mikrobiologe Philippe Sansonetti.
Ein Teil der Menschen, die sich mit dem Coronavirus anstecken, hat keine Krankheitssymptome. Und im Gegensatz zu den Pocken kann das Virus zwischen Mensch und Tier hin- und herspringen.
Die Impfstoffe sind zwar sehr wirksam gegen einen schweren Krankheitsverlauf, schützen aber weniger vor Ansteckung, und Auffrischungsimpfungen bleiben notwendig. "Dieses Virus wird nicht verschwinden", sagt auch WHO-Chef Tedros.
Was sind die grössten Risiken?
Der Genforscher Etienne Simon-Lorière vom Institut Pasteur findet, dass dem Virus zu viel Freiheit gelassen wird. Jedes Mal, wenn sich jemand neu infiziert, könne es in eine gefährlichere Variante mutieren. Insofern gibt die derzeit rasante Ausbreitung des Coronavirus in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, Anlass zur Sorge. "Auch wenn es uns entgegenkommt zu glauben, dass das Virus harmloser wird, gibt es keinen Grund, davon auszugehen", warnt Simon-Lorière.
Drosten sagte dem "Tagesspiegel", grundsätzlich sei ein Mutationssprung beim Coronavirus zwar weiterhin möglich. "Aber auch das erwarte ich im Moment nicht mehr."
Nach Ansicht des Epidemiologen Arnaud Fontanet "lässt sich viel am Anfang einer Epidemie machen und dann muss es auch passieren". So hatte Dänemark 2020 sehr früh Ausgangssperren verhängt und konnte damit die Pandemie früher eindämmen.
Auch sei es notwendig, die Kapazitäten zur Entwicklung von Schnelltests zu haben, um die Infizierten schnell zu isolieren. "Unglücklicherweise sind wir heute immer noch in der Reaktionsphase, nicht in der Vorbeugungsphase", sagt Fontanet.
Damit sich die Fehler der Corona-Pandemie nicht wiederholen, strebt die WHO ein neues internationales Abkommen zur besseren Vorbereitung auf und Bewältigung von Pandemien an. Die 194 WHO-Mitgliedstaaten wollen ab Februar über den Entwurf eines solchen Abkommens verhandeln. (AFP/af)
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