• Die ganze Welt redet vom Impfstoff gegen das Corona-Virus, doch die Infektionszahlen steigen weiter.
  • Welche Medikamente helfen gegen Covid-19? Welche Therapien werden in den Kliniken eingesetzt?
  • Wir erklären, woran aktuell geforscht wird und wie man sich vor einer Infektion schützen kann.

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Von allen Corona-Infizierten müssen zwischen fünf und zehn Prozent der Patienten wegen eines schweren Verlaufs von COVID-19 in einer Klinik behandelt werden. Die meisten Patienten müssen die Infektion also zu Hause durchstehen. In vielen Fällen ist der Verlauf vergleichbar einer Erkältung mit grippeähnlichen Symptomen, nicht selten begleitet von Geschmacks- und Geruchsverlust.

Die Therapien für eine Verbesserung des Zustandes sind unspezifisch und symptomatisch. Die eingesetzten Medikamente werden zur Symptomlinderung eingesetzt. "Bei hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen können zum Beispiel Paracetamol, Novalgin oder Ibuprofen verschrieben werden", erklärt Caroline Isner. Sie ist Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Infektiologie des Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikums in Berlin.

Ibuprofen könne mittlerweile wieder bedenkenlos auch während der Akutphase eingenommen werden. "Die anfängliche Vermutung, dass es den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann, hat sich in weiteren Untersuchungen nicht bestätigt", sagt die Infektiologin. Eine ambulante Prophylaxe mit Acetylsalicylsäure (ASS) werde dagegen momentan nicht empfohlen.

Coronavirus: Zwei Phasen der Krankheit - zwei Therapien

Alarmzeichen für eine Verschlimmerung der Krankheit sind Luftnot, Brustschmerzen, Verwirrtheit, blaue Verfärbung der Haut und der Lippen oder des Nagelbetts. Das sind Zeichen für eine Sauerstoffunterversorgung. In diesem Fall deutet sich ein schwerer Verlauf an und damit die Notwendigkeit einer Krankenhausversorgung.

Bei der ambulanten Therapie setzen die Ärzte grösstenteils auf Medikamente, die für andere Krankheiten entwickelt wurden. Es gibt dabei nicht nur das eine, wirksame Medikament. Denn COVID-19 verläuft in mehreren Phasen, in denen es bei der medizinischen Behandlung jeweils auf ganz andere Aspekte ankommt.

Am Anfang der Infektion kommt es zu Viruseintritt und Virusvermehrung. "Hier kommen vor allem virushemmende Medikamente und Antikörpertherapien zum Einsatz, die das Virus abfangen und abschwächen sollen", erklärt Caroline Isner.

Etwa sechs bis zehn Tage nach der Ansteckung beginnt bei Patienten mit schweren Krankheitsverläufen die Phase der Immun-Dysregulation, bei der es zu unkontrollierten Überreaktionen des Immunsystems kommt. Bei der Therapie werden Entzündungshemmer verwendet, vor allem Kortison. Insbesondere komme das Medikament Dexamethason zum Einsatz, erklärt Dr. Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz. "Ansonsten erfolgt überwiegend eine Symptom-orientierte Therapie."

Häufig eingesetztes Medikament ist Immunhemmer

Dexamethason ist bekannt für seine immunhemmende Wirkung, auf welche auch bei anderen Autoimmunerkrankungen gesetzt wird. "In gross angelegten randomisierten Studien wurde die Sterblichkeit um 25 bis 35 Prozent reduziert, was bisher das beste Studienergebnis aller bisher bekannten Therapien gegen Covid-19 darstellt", sagt Caroline Isner. Dexamethason sei jedoch nur bei Patienten sinnvoll, die im Krankheitsverlauf eine Sauerstofftherapie brauchen.

Ein weiteres Problem von COVID-19-Patienten ist der Vitamin-D-Mangel. Laut einer spanischen Studie an einer Klinik in Santander sind davon mehr als 80 Prozent der Kranken betroffen. Vitamin D ist wichtig für ein starkes Immunsystem, für den Calcium-Haushalt und die Knochengesundheit. Mit der Kortisontherapie wird in Kliniken deshalb hochdosiertes Vitamin D zur Erhaltung der Knochengesundheit verabreicht. "Es gibt zudem Hinweise, dass eine Vitamin-D-Substitution zu einer schnelleren Viruselimination und reduzierten Sterblichkeit führt", sagt die Berliner Infektiologin, betont aber, dass es dafür noch keine ausreichende Gewissheit gebe.

Durch die Immun-Dysregulation komme es bei einigen Patienten auch zu einer erhöhten Thromboseneigung, weshalb bei Aufnahme in ein Krankenhaus eine intensivierte Gerinnungshemmung durch Heparin erfolgt. Die Ärztin weist aber darauf hin, dass nach aktueller Studienlage ambulante Covid-Patienten nicht von einer Heparintherapie profitieren.

Remdesivir enttäuscht: Was weniger oder nicht geholfen hat

Soweit der aktuelle Stand. Beim Kampf gegen COVID-19 kamen im vergangenen Jahr auch zahlreiche andere Medikamente zum Einsatz. So wurden zum Beispiel das Anti-Malariamittel Chloroquin, das HIV-Mittel Lopinavir/Ritonavir, das entzündungshemmende Antibiotikum Azithromycin und das Gichtmittel Colchicin eingesetzt, die in Studien keinen Nutzen zeigten.

"Als Virus-Hemmer haben wir das einzige für COVID-19 zugelassene Medikament Remdesivir eingesetzt, welches anfangs vielversprechend war, aber in den darauffolgenden Studien enttäuschte", sagt Infektiologin Isner. So habe sich letztlich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende des vergangenen Jahres gegen den Einsatz von Remdesivir ausgesprochen. Auch die Untersuchung des Entzündungshemmers Tocilizumab erbrachte widersprüchliche Studienergebnisse.

Medikamenten-Forschung gegen COVID-19 läuft weltweit

Weltweit wird an neuen Medikamenten gegen Covid-19 geforscht. Eine Übersicht über laufende Projekte führt das US-amerikanische Milken Institute und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VfA) auf laufend aktualisierten Internetseiten.

Dabei konzentriert sich die Forschung auf vier Gruppen.

  • Antivirale Medikamente sollen verhindern, dass die Viren in Körperzellen eindringen oder sich dort vermehren
  • Herz-Kreislauf-Medikamente sollen Blutgefässe und Organe vor Komplikationen durch COVID-19 schützen
  • Hemmende Immunmodulatoren sollen im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung die Abwehrreaktionen des Körpers so begrenzen, dass diese nicht noch mehr Schaden anrichten als die Viren selbst
  • Medikamente für die Lungenfunktion sollen der Lunge helfen, während der akuten Infektion ihre Funktion aufrechtzuerhalten und sich anschliessend möglichst folgenlos zu regenerieren

Bei Medikamenten stützt sich die Hoffnung gerade auf Nasensprays. So konnten Wissenschaftler der Universität Oxford eine Wirksamkeit eines Asthma-Nasensprays mit dem Kortison Budesonid gegen COVID-19 zeigen. Laut der im Magazin "The Lancet" veröffentlichten Studie konnte bei Patienten, die den Wirkstoffs inhalierten, die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufes um 90 Prozent gesenkt werden.

Solche entzündungshemmenden Sprays sind allerdings nur in einer frühen Phase sinnvoll. Patienten im Krankenhaus, die sehr krank sind, bekommen ebenfalls Kortison - allerdings über die Vene oder in Tablettenform in einer deutlich höheren Dosierung als das, was Asthmasprays beinhalten.

Was Antikörper bringen sollen

Ein weiteres Mittel, um die Virusvermehrung zu bremsen, sind Antikörpertherapien. Sie werden in Form synthetisch hergestellter Antikörper oder menschlicher Antikörper beispielsweise durch Blutplasma-Transfusionen intravenös verabreicht. "Einige Antikörpertherapien zeigen vielversprechende Ergebnisse, andere wiederum haben in den ersten Studienergebnissen keinen Nutzen gezeigt", sagt Caroline Isner. Wichtig beim Einsatz dieser Therapien sei auch hier der sehr frühe Zeitpunkt der Verabreichung.

In einer US-amerikanischen Studie konnte ein grosser Nutzen unter Pflegeheimbewohnern, denen Antikörper gleich nach Bekanntwerden eines Ausbruchs verabreicht wurde, gezeigt werden. Diese Therapien seien allerdings sehr teuer und müssten vor dem Einsatz kritisch überprüft werden, so die Medizinerin. "Der Einsatz erscheint vor allem bei Patientinnen und Patienten sinnvoll, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverkauf und ein sehr schwaches Immunsystem haben wie zum Beispiel Ältere, Lungenerkrankte, Adipöse und Diabetiker."

Ebenfalls ist davon zu lesen, dass hoch dosiertes Vitamin C gegen COVID-19 helfen soll. Einige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es bei schwer kranken Patienten mit Lungenentzündungen die Krankheitsdauer verkürzt und das Sterberisiko senkt. Allerdings liegt bei diesen Hochrisikopatienten oftmals ohnehin ein Vitaminmangel vor. Somit ist unsicher, ob das hoch dosierte Vitamin C zusätzlich vor den Viren schützt oder nur einen Vitaminmangel bei den Patienten ausgleicht.

Stressabbau kann vor Corona schützen

Und wie können sich gesunde Menschen - neben der Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln - vor einer Corona-Infektion schützen? "Wesentliche Faktoren, die zur Immunstärkung beitragen und häufig unterschätzt werden, sind Stressvermeidung beziehungsweise Stressabbau und ausreichend Schlaf", sagt Caroline Isner. Dauerhaft erhöhte Stresshormone im Körper führen zu einer schlechteren Immunabwehr. "Im Schlaf bauen wir diese Hormone ab und helfen dem Immunsystem, sich wieder zu regenerieren", sagt sie.

Regelmässige Bewegung und eine gesunde Ernährung, um Übergewicht zu vermeiden, helfen ebenfalls, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. Der Chemnitzer Infektiologe Thomas Grünewald empfiehlt ausserdem den Verzicht auf die Alltagsdrogen Alkohol und Nikotin.

Verwendete Quellen:

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