Leipzig (dpa/tmn) - Gerade in der grauen Jahreszeit kennen viele diese Gedanken: Wenn ich mir doch jetzt einfach die Decke über den Kopf ziehen könnte und gar nicht erst aufstehen müsste!

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Meist verziehen sich diese Befindlichkeiten von ganz allein wieder. Depressiv ist man erst, wenn mehrere Anzeichen zusammenkommen und mindestens zwei Wochen permanent anhalten. Wer ständig bedrückt, freudlos und erschöpft ist, schlecht schläft, keinen Appetit hat oder sich nicht konzentrieren kann, hat möglicherweise eine Depression entwickelt, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Universitätspsychiatrie in Leipzig.

Ob jemand depressiv wird oder nicht, hat mit Veranlagung zu tun. "Es gibt Menschen, die erleben viel Frust und bekommen nie eine echte Depression." Bei anderen fragt man sich: Wie kann dieser erfolgreiche Mensch bitte depressiv sein? "Dass sie jeden treffen kann und nicht nur den, der scheinbar Gründe dafür hat, das ist eine ganz wichtige Erkenntnis."

Wer die Veranlagung hat, ist nie davor gefeit, in eine Depression zu rutschen. Trotzdem kann jeder das Risiko ein wenig minimieren. "Da ist die oft zitierte Achtsamkeit sich selbst gegenüber", sagt Armin Rösl aus München, der sich bei der Deutschen DepressionsLiga um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. "Wenn man merkt, man bürdet sich zu viel auf, sollte man sich selbst gegenüber ehrlich sein und sagen: "Ich muss mal kürzer treten"."

Was Rösl immer wieder hilft, ist das Zurückziehen in sich selbst, wie er sagt. Damit meint er nicht das Grübeln, sondern ein Besinnen auf die eigenen Stärken. Auch Karl Heinz Möhrmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK), sieht einen wichtigen Schlüssel im Stressmanagement. Wer anfällig für Depressionen ist, muss versuchen, übermässigen Stress zu vermeiden.

Prof. Ulrich Hegerl
Prof. Ulrich Hegerl ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Universitätspsychiatrie in Leipzig. © dpa / Stefan Straube/Stiftung Deutsche Depressionshilfe/dpa-tmn

Ungünstig ist auch - so paradox es klingt - viel Schlaf. Da entsteht ein Teufelskreis, beschreibt Hegerl: Die Menschen sind erschöpft und müde, gehen früh schlafen, wachen am Morgen aber nie erholt auf. "Man kann versuchen, etwas gegenzusteuern, indem man die Zeit im Bett auf circa acht Stunden beschränkt und sich auch tagsüber nicht hinlegt."

Was jedoch bei aller Vorbeugung wichtig ist: schnell zu reagieren, wenn die Depression da ist. "Alleine kommt man nicht raus", betont Rösl. Der Weg führt oft zuerst zum Hausarzt. "Wenn sich die Depression auch nach mehreren Wochen nicht bessert oder schwer ausgeprägt ist, dann kann man auch direkt zu einem Facharzt gehen, das heisst zu einem Psychiater oder Nervenarzt."

Einen Selbsttest und eine Liste mit Anlaufstellen finden Betroffene und Angehörige auf der Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die DepressionsLiga bietet unter anderem eine Mailberatung an. Die DepressionsLiga informiert auf ihrer Homepage auch über verschiedene Hilfsorganisationen, die erste Hinweise geben können.

Service:

Weitere Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige: Deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)  © dpa

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