• Ayurveda ist eine seit Jahrtausenden praktizierte Naturmedizin aus Indien.
  • Auch wenn ihre heilsame Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist, habe sie doch ihre Gültigkeit bewiesen, meint der Mediziner Dietrich Grönemeyer.
  • Hier erklärt er, dass viele sich bereits unwissentlich ayurvedisch ernähren - und wie das auch mit regionalen Lebensmitteln geht.

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Der Begriff weckt Vorstellungen von Curry, Kurkuma und Kreuzkümmel: Ayurveda ist ein traditionelles und ganzheitliches Medizinsystem, das vor Jahrtausenden vermutlich in der Region des Himalaya entstanden ist.

Neben der Ernährung umfasst das "Wissen vom Leben", wie Ayurveda übersetzt heisst, Elemente, die auch im Westen längt im Mainstream angekommen sind; regelmässige Bewegung und Yoga gehören dazu, aber auch Achtsamkeitsübungen und Meditation.

Dennoch gilt hierzulande oftmals: Der Einstieg in eine ayurvedische Lebensweise führt über das Essen. Und viele Menschen praktizieren es schon jetzt - ohne sich dessen bewusst zu sein.

Dietrich Grönemeyer: "Auch Omas Kartoffelsuppe ist Ayurveda"

Wer nämlich exotischen Lebensmitteln und Gewürzen nichts abgewinnen kann, muss dennoch nicht auf eine ayurvedische Ernährung verzichten. "Der elementare Ansatz ist, dass alles, was den Menschen nährt, ihn auch heilen kann", erklärt der Mediziner und Ayurveda-Kenner Dietrich Grönemeyer.

Im Kern gehe es darum, die Gaben der Natur so zuzubereiten, dass es den Stoffwechsel entlaste. Zudem solle die Ernährung an die individuellen Voraussetzungen, den eigenen Körper und Ernährungsgewohnheiten angepasst sein. Daher sagt Grönemeyer: "Auch Omas Kartoffelsuppe ist Ayurveda!"

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Gesundheit vom Wochenmarkt

Um ayurvedische Rezepte auszuprobieren, muss auch niemand einen Asien-Supermarkt aufsuchen. Der Wochenmarkt um die Ecke bietet alles, was es für den Start braucht:

  • Vollkornprodukte etwa fördern durch ihren hohen Anteil an Ballaststoffen die Verdauung.
  • Gleiches gilt für ballaststoffreiche Gemüsesorten wie Kürbis und Aubergine.
  • Pastinaken etwa haben viermal so viele Faserstoffe wie Möhren.
  • Meerrettich hilft gegen Völlegefühl.
  • Gerste fördert die Zahl der guten Darmbakterien.
  • Die ätherischen Öle im Fenchel haben eine heilende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt.
  • Staudensellerie mindert entzündliche Reaktionen im Verdauungstrakt.

"Es gibt zahlreiche Nahrungsmittel, die der Verdauung nicht nur guttun, sondern sie unterstützen und in Schwung bringen", erklärt Grönemeyer.

Was sagt die Wissenschaft?

Er erinnert zudem daran, dass die ayurvedische Medizin in Indien und Sri Lanka bis heute ein fester Bestandteil des Gesundheitswesens ist.

Neben chronischen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts würden auch Beschwerden der Gelenke und neurologische Störungen wie das Parkinson-Syndrom oder Multiple Sklerose behandelt. "Zunehmend sind auch westliche Institutionen davon überzeugt, die Neurologie mit einer Ayurveda-Abteilung zu ergänzen", sagt er.

Dabei steht der endgültige wissenschaftliche Beweis für die Wirksamkeit der asiatischen Gesundheitslehre noch aus. "Die Theorien und die daraus erfolgten Anwendungen sind Jahrtausende lang immer wieder in der Praxis geprüft und erprobt worden und haben bis heute ihre Gültigkeit bewiesen", betont hingegen Grönemeyer.

Dennoch seien bisher nur wenige Methoden und Medikamente wissenschaftlich begründbar, wie zum Beispiel die antientzündliche, antioxidative und kortisonartige Wirkung von Kurkuma. Die Wissenschaft ist erst noch dabei, die Wirkung einzelner Elemente nachzuvollziehen.

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Selbstfürsorge für jeden Tag

Die ayurvedische Heilkunst sei für jeden Menschen geeignet: "Es geht darum, jeden Einzelnen als Persönlichkeit wahrzunehmen, mit all seinen Besonderheiten – und diese systematisch zu erfassen", meint Grönemeyer.

Denn wie jeder Mensch sei auch jeder Stoffwechsel anders, jede Krankheit erzeuge bei jedem Menschen unterschiedliche Reaktionen oder Symptome und müsse deshalb individuell behandelt werden: "Sich die Zeit zu nehmen, die es braucht, um sich menschlich auf die Kranken und Bedrückten einzulassen, das sollten wir von traditionellen Heilweisen lernen."

Eine ayurvedische Lebensführung allein ist dennoch keine Garantie für dauerhaftes Wohlbefinden. "Wer ernsthafte Beschwerden hat, sollte immer einen guten Arzt aufsuchen", mahnt Mediziner Grönemeyer. Aber Ayurveda helfe, sich gesund zu halten: "Es ist eine gute Grundlage für alle, die ihre eigene Gesundheitsvorsorge im Blick haben."

Der Experte: Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer ist Mediziner, Medizinunternehmer, Autor und gemeinnütziger Stifter. Er war bis 2012 Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke und gilt als "Vater der Mikrotherapie".

Verwendete Quellen:

  • "Heilsam Kochen mit Ayurveda", Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer und Volker Mehl, Gräfe und Unzer Verlag, 2021
  • Schriftliche Antworten von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer am 30. August 2021
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