E-Zigaretten gelten als weniger gesundheitsschädlich als Tabak-Zigaretten. Aber stimmt das auch? Experten teilen ihre Erfahrungen.
Immer mehr Menschen greifen zur E-Zigarette. Sie soll gesünder sein als ihr Pendant mit Tabak. Allerdings scheiden sich an dieser Annahme die Geister. Und auch zahlreiche Studien zeigen, dass der Gesundheit mit der dampfenden Alternative kein Gefallen getan wird.
E-Zigaretten sind nicht frei von Schadstoffen
"Man muss die E-Zigarette differenziert betrachten - auch daher kommt die Verwirrung in der Öffentlichkeit", erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Nachweislich lasse sich sagen, dass normaler Zigarettenrauch Tausende Substanzen enthalte, von denen an die Hundert krebserzeugend seien. "Im Vergleich dazu enthält das Aerosol aus der E-Zigarette deutlich weniger Schadstoffe. Es ist aber bei weitem nicht schadstofffrei."
Wie hoch die Belastung ist, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Berücksichtigt werden müsste unter anderem, welche sogenannten Liquide verwendet werden und wie leistungsstark die E-Zigarette ist.
Schadstofffrei sei der elektronische Glimmstängel aber nie, so Schaller - nur schadstoffärmer als die klassische Zigarette. "Wir müssen die Schadstoffbelastung aber natürlich auch mit dem Nichtrauchen vergleichen. Und verglichen damit ist es eben eine deutliche und vermeidbare Belastung, gerade bei Jugendlichen."
E-Zigarette rauchen: Wie hoch ist die Krebsgefahr?
Die Hersteller im Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) verweisen auf Studien, die das "Weniger" an Risiko zählbar machen: 95 Prozent weniger Risiko sollen es demnach zum Beispiel sein, die Krebsgefahr soll sogar um 99,5 Prozent sinken.
Doch für solche konkreten Angaben ist es noch viel zu früh, meinen Experten. "Bei Zigaretten hat es Jahrzehnte gedauert, bis wir die Gesundheitsgefährdung richtig einschätzen können" sagt Wulf Pankow von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). "E-Zigaretten gibt es dafür einfach noch nicht lang genug, insofern fehlen uns da die Daten."
Langzeitstudien gibt es noch nicht
Wie gross das Problem ist, zeigt die Frage nach dem Krebsrisiko am deutlichsten: Die ersten Studien zur E-Zigarette, die auf einen etwas längeren Zeitraum blicken, werden jetzt veröffentlicht. Die jeweiligen Probanden wurden hierzu zwei, manchmal drei Jahre beobachtet.
Um das Krebsrisiko richtig einschätzen zu können, müsste man aber eher zehn bis 20 Jahre anschauen, wie Schaller erklärt. Und auch bei anderen Krankheiten lichtet sich der Nebel nur langsam.
"Welche Gesundheitsschäden und sonstige Langzeitfolgen der Konsum von E-Zigaretten hat, wissen wir noch nicht", sagt Pankow. "Gerade mit Blick auf die Lunge und die Gefässe gibt es aber zahlreiche Hinweise, dass der Konsum zumindest nicht harmlos ist."
Machen E-Zigaretten süchtig?
Fest steht auf jeden Fall, dass es sogenannte Akut-Effekte gibt, wie der Pneumologe erklärt, "also eine Belastung der Lunge, die zum Beispiel für Menschen mit chronischen Atemwegskrankheiten ungünstig sind". Asthmatiker sollten daher keinesfalls zur E-Zigarette greifen.
Hinzu kommt die Suchtgefahr. Auch da gibt es zumindest Hinweise auf ein Problem, wie Pankow erklärt. "E-Zigaretten enthalten auch Nikotin", sagt er. "Nikotin ist der Stoff, der bei herkömmlichen Zigaretten süchtig macht - deshalb ist davon auszugehen, dass es auch bei E-Zigaretten eine Suchtgefahr gibt."
Und die E-Zigarette als Beitrag zur Entwöhnung? Auch das ist in der Forschung noch umstritten, sagt DGP-Experte Pankow. "Insofern empfehlen wir E-Zigaretten zur Entwöhnung nicht, das kann höchstens bei einzelnen Hochrisiko-Patienten sinnvoll sein, die sonst gar nicht vom Rauchen loskommen." (cos/dpa)
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