• Im Zusammenhang mit dem Astrazeneca-Impfstoff ist es bei wenigen Betroffenen zur Bildung von gefährlichen Thrombosen gekommen.
  • Vor allem Menschen mit einer erhöhten Thromboseneigung könnten wegen des zeitweisen Einsatz-Stopps des Vakzins nun besorgt sein.
  • Doch aus Expertensicht spricht wenig gegen und viel für eine Impfung.

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Nach dem zeitweisen Stopp des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca ist vor allem bei vielen Menschen mit einem gewissen Thromboserisiko die Verunsicherung gross. Doch aus Sicht von Experten müssen sie keine Angst vor der Impfung haben.

Nach Einschätzung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) haben Menschen mit bekannter Thrombophilie, also einer erhöhten Neigung für Thrombosen, kein erhöhtes Risiko, diese spezifische Komplikation nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin zu erleiden.

Thrombose-Experte: "Keine Angst vor der Impfung haben"

Auch der Tübinger Kardiologe und Thrombose-Experte Prof. Meinrad Gawaz erklärt: "Patienten, die ein gewisses Thromboserisiko haben oder früher einmal Thrombosen hatten, zum Beispiel nach Operationen, müssen jetzt keine Angst vor der Impfung haben. Da gibt es keine Daten, die das begründen würden."

Gawaz, der auch im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung sitzt, könne hier "niemandem von der Impfung abraten" - zumal das oft Patientinnen und Patienten seien, die durch COVID-19 besondere Risiken haben. Denn durch die Erkrankung steige das Risiko für Thrombosen an, da gebe es einen klaren Zusammenhang.

Bei der Abwägung von Nutzen und Risiko überwiegt der Schutz vor einer möglicherweise schweren bis tödlichen Erkrankung und möglichen neurologischen Spätfolgen durch das Post-COVID-Syndrom also in aller Regel das Risiko sehr seltener schwerer Impfnebenwirkungen.

Verunsicherung wegen zeitweisem Impfstopp

Die Verunsicherung ist bei vielen Menschen gross, weil in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung von Astrazeneca mehrere Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in den Hirnvenen - vor allem bei Frauen - gemeldet worden waren und die Impfung mit dem Vakzin zeitweise ausgesetzt wurde.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat nach einer Prüfung die Sicherheit des Impfstoffs aber bekräftigt, und so wird er nun auch wieder in Deutschland genutzt.

Es wurde jedoch eine Warnung in der Patienteninformation hinzugefügt, wonach in seltenen Fällen Hirnvenen-Thrombosen bei Frauen unter 55 Jahren als Nebenwirkung auftreten könnten.

Impfreaktionen: Diese Reaktionen sind völlig normal

Trotz dieses Hinweises halten auch Allgemeinmediziner wie Professor Michael Freitag aus Oldenburg den Einsatz des Impfstoffes weiter für sicher: "Bis jetzt hätte ich auf Basis der Infos, die wir haben, keine Bedenken - da scheint mir der Nutzen der Impfung deutlich zu überwiegen, auch bei Menschen mit Thromboserisiko."

Allerdings weist Freitag darauf hin, dass sich Impfwillige auf Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Schlappheit, Kopfschmerzen oder Fieber einstellen müssen: "Dadurch merkt man, dass da tatsächlich etwas passiert."

Seiner Einschätzung nach fallen bei einer COVID-19-Impfung solche Reaktionen teilweise etwas heftiger als bei anderen Impfungen aus: "Man sollte sich darauf einstellen, dass man eventuell ein, zwei Tage ausser Gefecht ist und vielleicht nicht arbeiten können wird." Die Nebenwirkungen könne man lindern, indem man Medikamente gegen Schmerzen und Fieber parat hält.

Bei diesen Symptomen nach der Impfung sollten Sie zum Arzt

Allerdings gibt es auch Nebenwirkungen, bei welchen laut Freitag dringend ärztlicher Rat zu suchen ist. Dazu zählen:

  • Fieber, das länger als ein bis zwei Tage anhält
  • Bewusstseinsstörungen
  • massive körperlichen Beeinträchtigungen, bei denen man den Eindruck hat, sie nicht mehr im Griff zu haben

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weist in Bezug auf eine Impfung mit Astrazeneca zudem darauf hin, dass man sich in ärztliche Behandlung begeben sollte, wenn man 4 bis 16 Tage nach der Impfung anhaltende Kopfschmerzen habe oder punktförmige Hautblutungen bei sich entdecke.

Das PEI betont zugleich, dass es sich um eine sehr seltene potenzielle Nebenwirkung handle - die Wahrscheinlichkeit des Auftretens sei sehr gering. (dpa/mgb)

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