• Jede Impfung zählt auf dem Weg, die Pandemie in den Griff zu bekommen.
  • Doch gerade unter jungen Menschen wird oft gegen die Spritze argumentiert, man wolle sich dadurch nicht den Kinderwunsch verbauen.
  • Ist die Sorge wegen Unfruchtbarkeit nach der Impfung berechtigt? Ein Faktencheck.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Das Gerücht, eine Corona-Impfung könne unfruchtbar machen, hält sich so hartnäckig, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem eigenen Frage-und-Antwort-Stück darauf eingeht. Im Bereich "Impfung bei Schwangeren, Stillenden und bei Kinderwunsch" heisst es zu der vor allem im Internet verbreiteten Behauptung, die Impfung mache Frauen oder Männer unfruchtbar: "Diese Aussage ist falsch."

Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren ab dem 2. Trimenon (ab der 13. Woche) die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff, da insbesondere Schwangere ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Das zeigen Daten der "Cronos-Registerstudie", die den Zustand von Müttern und Babys untersucht, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft mit COVID-19 infiziert. Auch Stillenden wird die Impfung empfohlen.

RKI liefert mehrere Studien: Keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit

Das RKI zählt mehrere Punkte auf, die diese Worte untermauern: In den nicht-klinischen Studien vor Zulassung der Impfstoffe habe es keine Hinweise auf das Auftreten von Unfruchtbarkeit nach der Impfung gegeben. In der Zulassungsstudie des Herstellers Biontech seien zwölf Frauen unter den Geimpften und elf Frauen in der Gruppe mit Placebo-Gabe innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von zwei Monaten schwanger geworden.

Das RKI nennt zudem eine Studie aus Israel. Ausgewertet wurden Daten von 36 Paaren, die sich in einer Behandlung für eine künstliche Befruchtung befanden und in der Zeit impfen liessen. Bei Anzahl und Qualität der gewonnenen Eizellen sowie der untersuchten Spermienparameter habe es vor und nach der Impfung keinen Unterschied gegeben, teilt das Institut mit.

In einer aktuellen Studie aus Israel ging es ebenso um die weibliche Fruchtbarkeit im Zusammenhang mit der Corona-Impfung. Am Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv wurde bei 129 vollständig mit Biontech geimpften Frauen der Spiegel des Anti-Müller-Hormons überwacht. Dieses gibt Aufschluss darüber, wie viele Eizellen eine geschlechtsreife Frau produziert. Ergebnis war, dass die Impfung keinen Einfluss auf das Hormonlevel hatte.

Nach einer Studie der University of Miami müssen sich auch Männer im Zuge der Corona-Impfung keine Sorgen um ihre Zeugungsfähigkeit machen: Vor und nach Gabe von zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes waren die Spermien der untersuchten 45 Männer zwischen 18 und 50 Jahren gleich fit.

Wie entstand die Falschinformation? Forscher geben Antwort

Wie konnte die Falschinformation, die Impfung mache Frauen unfruchtbar, überhaupt entstehen? Eine Antwort darauf geben Forscher der Universität Jena: Sie widerlegen eine im Internet verbreitete Behauptung, die nach der mRNA-Impfung vom Immunsystem gebildeten Antikörper richteten sich gegen Bestandteile der Plazenta. "Weder aus den bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren, die an COVID-19 erkrankt sind, noch aus Sicht der Plazentaforschung lässt sich die Behauptung belegen", sagt Ekkehard Schleussner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin.

Durch die mRNA-Impfung wird eine Art Spike-Protein des Coronavirus gebildet. Das Virusprotein weist in einem winzigen Teil eine Ähnlichkeit mit dem Protein Syncytin-1 auf. Dieses ist während einer Schwangerschaft an der Bildung der Plazenta beteiligt. Die Ähnlichkeit beschränke sich jedoch lediglich auf eine Sequenz von 5 von 1.273 Aminosäuren im Spike-Protein beziehungsweise 538 Aminosäuren im Syncytin-1-Protein. Die Sequenzen seien noch nicht einmal identisch, da sie sich in der mittleren Aminosäure unterscheiden.

"Hier dürfte also der Mythos seinen Ursprung haben", schreibt die Uni Jena. Seit Jahren würden in der Therapie bestimmter Autoimmunkrankheiten jedoch Antikörper gegen ein Protein genutzt, das dem Syncytin-1-Protein sehr viel ähnlicher sei. Zahlreiche Experimente hätten gezeigt, dass dies keinerlei Einfluss auf die Plazentaentwicklung habe.

Forscher: Wenn Impfung unfruchtbar machen würde, würde es auch eine Infektion tun

Zudem: Wenn die Impfung unfruchtbar machen würde, dann müsste es eine Corona-Infektion erst recht tun, betont die Uni Jena. Denn bei einer Infektion sei die potenzielle Antikörperbildung deutlich höher und auch unkalkulierbarer als bei einer Impfung.

Es gebe keine besondere Ähnlichkeit zwischen dem Spike-Protein von SARS-CoV-2 und dem für die Bildung der Plazenta wichtigen Protein Syncytin-1, erklärt auch Virologe Lars Dölken von der Universität Würzburg gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Und auch das RKI ergänzt: "Nach dieser Logik müsste auch die Infektion mit COVID-19 unfruchtbar machen. Auch dies wurde jedoch weltweit nicht beobachtet." (dpa/mgb)

Impfpanne in Hannover: 42 Kinder bekommen Impfdosis für Erwachsene

In Hannover haben 42 Jungen und Mädchen Impfstoff mit der höheren Konzentration für Erwachsene gespritzt bekommen. Für die Kinder war eigentlich der Corona-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige vorgesehen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.