Lange wurden sie vernachlässigt, doch seit einiger Zeit erfahren sie mehr Aufmerksamkeit: die Faszien. Es handelt sich dabei um feine Bindegewebsstränge, die unseren kompletten Körper durchziehen. Mit Yoga kann man die Faszien fit halten.

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Muskeln, Nerven, Knochen und Organe sind von Faszien umgeben. Das Bindegewebe sorgt dafür, dass wir geschmeidig und beweglich bleiben. Durch Bewegungsmangel und Fehlhaltungen, etwa durch langes Sitzen, können die Faszien verkürzen und verkleben, was zu Verspannungen und Schmerzen führen kann. Hier setzt Faszien-Yoga an. Doch was ist das überhaupt?

Die Erklärung: Faszien-Yoga ist ein spezielles Faszientraining, bei dem das Bindegewebe gezielt angesprochen wird. Die einzelnen Stellungen, Asanas genannt, werden nicht so statisch gehalten wie etwa beim bekannten Yoga-Stil Hatha Yoga, sondern gehen fliessend ineinander über. Zusätzlich zu diesen Flows wird mehr gewippt, gefedert und gedehnt als im klassischen Hatha-Yoga.

Faszien-Yoga ist dynamischer und körperbetonter, der Kalorienverbrauch ist höher als bei ruhigeren Yoga-Formen. Gleichzeitig rückt der geistige Aspekt des Yoga ein wenig in den Hintergrund. Den Übenden wird empfohlen, genau in den Körper hineinzuhören, um zu spüren, wo es hakt.

Meldet sich der Schulter-Nacken-Bereich? Zwickt der Oberschenkel oder der obere Rücken? Die Übungen sollen nur so weit ausgeführt werden, wie der Körper es zulässt. Das kann dazu führen, dass die einzelnen Asanas bei verschiedenen Kursteilnehmern unterschiedlich aussehen. Wer schon länger (Faszien-)Yoga macht, ist wahrscheinlich flexibler und kann Beine, Hüfte und den unteren Rücken stärker dehnen.

Vorteile und Wirkung von Faszien-Yoga

Faszien-Yoga hilft dabei, das Bindegewebe gesund und geschmeidig zu halten. Durch die Übungen werden die Faszien gedehnt und in der Folge besser mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt. Verklebungen werden gelöst, wodurch vor allem "Problem-Partien" wie der Nacken-Schulter-Bereich oder der untere Rücken wieder beweglicher werden. Schmerzen und Verspannungen nehmen ab.

Doch die körperliche Wirkung geht noch weiter: Wer regelmässig Faszien-Yoga macht, strafft das Bindegewebe und bekämpft dadurch Cellulite. Ausserdem helfen die Übungen dabei, Krampfadern vorzubeugen und unterstützen beim Abnehmen.

Aber auch auf die Psyche hat Faszien-Yoga eine heilende Wirkung: Stress und negative Gefühle werden gemindert, nach einer Session fühlen sich viele Teilnehmer erfrischt und befreit.

Für wen ist Faszien-Yoga geeignet?

Grundsätzlich kann jeder mit Faszien-Yoga beginnen, der seine Beweglichkeit verbessern möchte. Dieser sanfte Yoga-Stil ist auch für Anfänger und Senioren geeignet, da die einzelnen Asanas so abgewandelt werden, dass sie auch von weniger Sportlichen ausgeführt werden können. Grundsätzlich ist Faszien-Yoga auch in der Schwangerschaft möglich. Werdende Mamas sollten aber vorab mit ihrem Frauenarzt oder der Hebamme sprechen.

Für Sportler, etwa Läufer oder Kraftsportler, stellt Faszien-Yoga eine sinnvolle Ergänzung zum Trainingsplan dar, da durch die vielseitigen Übungen Körperpartien angesprochen werden, die beim gewohnten Workout oft vernachlässigt werden.

Wer sich mehr Meditation und spirituelle Elemente wünscht, sollte Yin Yoga ausprobieren. Die Übungen wirken ebenfalls auf die Faszien, insgesamt verläuft die Stunde aber ruhiger. Es wird viel im Liegen und Sitzen geübt, der Fokus liegt stärker auf körperlicher und geistiger Entspannung als beim Faszien-Yoga.

Faszien-Yoga: Übungen zum Ausprobieren

Die folgenden Übungen aus dem Faszien-Yoga regen das tiefliegende Bindegewebe an. Sie können Verspannungen lindern und Schmerzen vorbeugen.

  • Der Schmetterling (Bhadrasana): Man sitzt auf der Matte, die Fusssohlen berühren sich, die Knie fallen nach aussen. Mit den Händen die Füsse umfassen und diese nah an das Becken heranziehen. Um die Leisten zu öffnen, werden die Knie nun sanft nach oben und unten bewegt. Diese Übung schenkt Flexibilität in der Hüfte und steht für Leichtigkeit.
  • Die stehende Vorwärtsbeuge (Pada Hastasana): Zunächst steht man aufrecht auf der Matte, dann beugt man den Oberkörper nach vorne in Richtung Oberschenkel und lässt den Kopf hängen. Die Hände greifen die Fussfesseln, Beine und Oberkörper wippen sanft. Dadurch werden die Sehnen in den Kniekehlen gedehnt, die Wirbelsäule wird mobilisiert und die Blutzufuhr im Kopf wird angekurbelt.
  • Die sitzende Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana): Man sitzt mit ausgestreckten, durchgedrückten Beinen auf der Matte, der Rücken ist aufrecht. Dann wird der Oberkörper vom unteren Rücken aus nach vorne gebeugt, die linke Hand greift die Zehen des rechten Fusses. Der rechte Arm geht gestreckt nach schräg oben, die Brustmuskulatur öffnet sich. Kurz halten und dann die Seite wechseln. Diese Übung dehnt die Beine, kräftigt die Wirbelsäule und mobilisiert das Becken.

Utensilien für Faszien-Yoga

Bequeme Kleidung und eine Yoga-Matte genügen, um viele Asanas zu Hause oder im Faszien-Yoga-Kurs ausführen zu können. Für manche Übungen wird Zubehör wie eine Faszien-Rolle oder ein Faszien-Fall benötigt.

Mit der Rolle kann man sich je nach Stellung eine Selbstmassage geben: Dickere Rollen eignen sich zum Beispiel für den Rücken, das Gesäss oder den Oberschenkel, dünnere für die Arme. Mit dem Ball werden die Füsse massiert, der Duo-Massageball mobilisiert die Wirbelsäule und das Kreuzbein.

Lesen Sie auch: Was ist Power Yoga? Und was ist der Unterschied zwischen "klassischem" Yoga und Power Yoga?

(tsch)

Verwendete Quellen:

  • Yoga Vidya: "Wirkungen von Faszien Yoga"
  • We Go Wild: "12 effektive Faszien Yoga Übungen, die Verspannungen lösen"
  • FitforFun: "Faszien Yoga: Für ein starkes Bindegewebe und mehr Flexibilität"
  • Faszientherapie: "Faszienyoga"
  • Trainingsworld: "Faszien-Yoga: Mit einfachen Übungen das Bindegewebe ganz sanft entspannen"
  • Yagabasics: "Faszien Yoga Anfänger"
  • Spiegel Gesundheit: "Faszien-Yoga: Dehnen, federn, schwingen"
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