• Barfusslaufen hat viele positive Auswirkungen auf Körper und Seele.
  • Fussexperte Carsten Stark behandelt in seiner Münchner Praxis Menschen mit Fuss- und Rückenbeschwerden.
  • Im Interview gibt er Tipps fürs Laufen ohne Schuhe.

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Barfusslaufen wirkt sich positiv auf den Körper aus. Die Körperhaltung verbessert sich, die Muskulatur wird gestärkt und die Fusssohlen werden mit der Zeit unempfindlicher. Auch auf die Psyche kann das Barfusslaufen positive Auswirkungen haben.

"Wenn die Füsse frei sind, ist die Seele und der Kopf frei", sagt Carsten Stark, Fussexperte und Autor von Büchern wie "Füsse gut, alles gut" (Südwest Verlag). Im Interview mit spot on news erklärt er, worauf es beim Barfusslaufen ankommt.

Worauf sollte man beim Barfusslaufen achten?

Carsten Stark: Auf jeden Fall immer Schuhe dabeihaben. Eventuell einen Waschlappen, dass man die Füsse abwischen kann. Auch eine Pinzette ist ratsam. Falls man sich etwas eintritt, kann man es sofort entfernen. Menschen, die eine Allergie gegen Bienen haben, sollten nicht barfuss auf einer Wiese herumlaufen. Sie sollten eher zu Minimalschuhen greifen, um sich vor der Gefahr zu schützen. Zecken sind eigentlich kein Problem. Denn es dauert sechs bis acht Stunden, bis man sich infiziert. Nach dem Spaziergang die Beine nach Zecken absuchen.

Wie lässt sich das Barfusslaufen in den Alltag integrieren?

Viele gehen in der Mittagspause spazieren. Warum nicht einfach die Schuhe ausziehen? Das lässt einen vom Alltag abschalten. Wenn man barfuss unterwegs ist, denkt man an nichts anderes. Man konzentriert sich auf die Schritte und der Kopf wird frei.

Barfusslaufen wirkt sich also auch auf die Psyche aus?

Gerade jetzt, wo wir uns von Beschränkungen befreien wollen. Wenn die Füsse frei sind, ist die Seele und der Kopf frei. Es ist die günstigste und beste Möglichkeit, sich mental wieder in eine gewisse Freiheitsposition zu bringen - um Depressionen abzubauen und positiv zu denken.

Es gibt Menschen, die selbst im Winter und Herbst barfuss laufen. Aber ist das noch gesund?

Die Menschen würden es nicht tun, wenn es ihnen schaden würde. Wenn der Fuss freier ist, muss er mehr arbeiten, weil er weniger Dämpfung hat. Dadurch ist er besser durchblutet. Leute, die Barfussschuhe anziehen, tragen diese in der Regel immer. Der Körper passt sich daran an. Es kommt aber auf die Regelmässigkeit an. Wenn man sie nur einmal die Woche anzieht, darf man nicht erwarten, dass sich etwas verändert.

Momentan liegen auch Barfuss-Pfade im Trend. Was können diese bewirken?

Solche Pfade gibt es schon seit 20 Jahren. Es ist eine künstlich erschaffene Natur. Man versucht damit, die Menschen einzuladen, das Barfusslaufen in einem geschützten Rahmen auszuprobieren. Man sieht das mehr als eine Art Spiel, weniger als eine Lebenseinstellung. Aber es ist zumindest eine Chance, dass die Menschen spüren, wie gut es ihnen tut. Deshalb kann ich das nur befürworten.

Bekommt man durch das Barfusslaufen mehr Hornhaut?

Nein. Für mich bedeutet Barfusslaufen nicht mit nackten Füssen durch die Wohnung zu gehen. Sondern sich auf natürlichem Boden zu bewegen. Dadurch bildet sich keine Hornhaut. Hornhaut ist tote Haut und eine Schutzfunktion des Körpers. Er baut an diesen Stellen mehr Schutz vor Belastung auf. Wer zu enge Schuhe trägt, hat meistens Hornhaut am grossen Zeh. Denn der Zeh drückt permanent an diese Stelle. Beim Barfusslaufen hat man keine Druckstellen. Ausserdem schmirgelt sich das tote Gewebe durch den Untergrund von allein ab.

Wie sieht es beim Joggen aus, worauf sollte man dabei achten?

Langsam beginnen und mehrere Schuhe parat haben. Also verschiedene Modelle von unterschiedlichen Marken. Dadurch wird der Fuss immer anders belastet. Vor dem Joggen am besten die Schuhe ausziehen und die ersten 200 Meter barfuss zurücklegen. Zum Schluss ebenfalls die Schuhe für die letzten paar Meter ausziehen, dadurch kann sich der Fuss erholen. Denn beim Joggen wird der Fuss vier- bis sechsmal so stark belastet. Absolutes No-Go: Beim Joggen nur den Vorfuss zu belasten und die Ferse nicht abzusetzen. Dadurch entsteht eine hohe Spannung in der Wade und das schadet der Muskulatur.

Über den Experten: Carsten Stark ist Spezialist für Füsse und hat die "Fusskartographie" entwickelt. Bei der Methode wird mithilfe eines Fussscanners ein digitales Fussbild erstellt, um den Ursachen für Beschwerden auf den Grund zu gehen. In seiner Münchner Praxis behandelt er seit Jahren Patienten, die unter anderem mit Fuss-, Knie- und Rückenleiden zu kämpfen haben.

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