- Andere Menschen können uns mit ihrem Verhalten ganz schön in den Wahnsinn treiben.
- Es anzusprechen, hilft zwar, ist aber in manchen Situationen ziemlich schwierig.
- Das Verhalten anderer sollte aber jedenfalls keine Macht über uns haben.
"Wie kann der nur ...", "Das gibt’s doch nicht!" Solche Sätze sind uns allen geläufig, denn völlig klar: Andere Menschen können uns mit ihrem Verhalten manchmal ganz schön fassungslos machen, wenn nicht sogar in Rage versetzen.
Warum das so ist, erklärt die systemische Paar- und Familientherapeutin Anette Frankenberger in der aktuellen Folge unseres Podcasts "15 Minuten fürs Glück": "Wir suchen immer den Gleichklang mit anderen Menschen. Wenn sie dann Verhaltensweisen zeigen, die nicht unserem Wesen entsprechen, die wir einfach gar nicht in uns haben, fallen wir schon mal aus allen Wolken."
Das könne äusserst anstrengend und nervenaufreibend sein. Wo es möglich ist und sinnvoll erscheint, empfiehlt sie deshalb, das Problem anzusprechen – aber nicht in der akuten Situation, sondern in einem ruhigen Moment: "Merkst du eigentlich, dass du mich oft unterbrichst?" Vor allem bei Menschen, mit denen wir viel zu tun haben, sei das ratsam.
Wichtiger Tipp: "Du hast keine Macht über mich"
Was klassischerweise viel Stress in uns auslöse, seien fehlendes Sozialverhalten oder einfach ausgedrückt: Rücksichtslosigkeit. Eines sollte uns dann laut der Therapeutin immer bewusst sein: "Je mehr ich mich darüber aufrege, desto mehr Macht gebe ich diesem Verhalten über mich."
Es könne einem nachhaltig die Stimmung und den ganzen Tag verderben. Deshalb rät Frankenberger dazu, sich vorzunehmen, "auch wenn es erst mal leichter gesagt als getan ist: diesem Menschen und seinem Verhalten nicht so viel Raum zu geben."
Das gelte auch für sogenannte "Energievampire", auf die die Therapeutin neben einigen anderen Menschentypen genauer eingeht im Podcast: "Diese Menschen, die uns Kraft rauben und wo uns der Kontakt einfach nicht guttut, sollte ich bestmöglich meiden. Das wäre die Lösung."
Regenmantel als Symbol: Ich schütze mich
Wo das nicht möglich ist, lautet ihr Tipp, sich innerlich auf Begegnungen vorzubereiten: "Ziehen Sie sich in Gedanken einen Regenmantel an. Das gibt das Gefühl: Ich schütze mich. Ich kann das zwar wahrnehmen, wie der andere sich da benimmt, aber auch hier: Er hat keine Macht über mich."
Vielen Menschen helfe auch, sich ihr Lieblingstuch umzuhängen, um sich genau diesen Gedanken des Geschütztseins zu verdeutlichen.
Was sagt schwieriges Verhalten aus? Viel über den anderen
Was wir aber auch alle kennen: Dieser eine verletzende Kommentar eines eigentlich lieben Mitmenschen, der uns dann tagelang beschäftigt. Wie geht man mit so etwas um?
"Wenn es ein Mensch ist, den wir eigentlich mögen, ändert das schon einmal viel. Meist geschieht so etwas aus Unachtsamkeit. In den seltensten Fällen wollte er uns damit ärgern. Wenn einen etwas getroffen oder verletzt hat, würde ich auch hier dazu raten, es anzusprechen. Der andere war in Gedanken vermutlich einfach woanders oder ist gerade selber belastet", erklärt Frankenberger.
Grundsätzlich gelte: "Schwieriges Verhalten sagt viel mehr über die andere Person aus als über mich, an die es adressiert war." Sich das klarzumachen, sei enorm wichtig und hilfreich: "Nicht ich habe dieses Verhalten verdient, sondern es hat etwas mit dem anderen, seiner Geschichte und Situation zu tun", gibt die Therapeutin zu bedenken.
Sie spricht aus, was wir alle letztlich auch von uns selbst kennen: "Unachtsamkeiten passieren gerade dann, wenn jemand sehr gestresst ist oder grosse Probleme hat."
Podcast "15 Minuten fürs Glück"
Folge 7: Die Magie der Freundlichkeit
Folge 14: Darum geht es wirklich, wenn wir streiten
Folge 19: Schwiegereltern: Diese Auffassung führt zu Konflikten
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.