Es gibt viele gefährliche Krankheiten, die im schlimmsten Fall mit dem Tod enden können. In erster Linie denken wir da natürlich an körperliche Erkrankungen - ein fataler Irrtum ...

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Etwa jeder dritte Bundesbürger erkrankt laut einer Statistik des Bundesgesundheitsamts aus dem Jahre 2004 pro Jahr an einer psychischen Störung. Und nicht selten können leider auch solche Erkrankungen den Tod zur Folge haben. Hier eine Übersicht über die gefährlichsten psychischen Krankheiten.

Anorexia Nervosa (Magersucht)

Anorexia Nervosa ist die psychische Erkrankung mit der höchsten Sterberate überhaupt. Schätzungen zufolge sind etwa 100.000 Menschen in Deutschland an Magersucht erkrankt - in zehn bis 15 Prozent der Fälle endet die Krankheit tödlich.

Ab einem BMI (Body-Mass-Index) von 17,5 kg/m² oder weniger spricht man von einer Magersucht. Betroffen sind vor allem junge Frauen zwischen 15 und 35 Jahren, deren gesunde Körperwahrnehmung massiv gestört ist. Obwohl bereits stark untergewichtig, empfinden sich Magersüchtige immer noch als zu dick und nehmen weiter ab. Das Hungern gibt vielen Patienten ein positives Körpergefühl - sie glauben, dadurch Kontrolle über sich und ihre Umwelt zu haben. Die gesundheitlichen Folgen des extremen Fastens jedoch sind verheerend: Sie reichen von Mangelerscheinungen über Hormon- und Durchblutungsstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod.

Eine Therapie ist in den meisten Fällen ein langwieriger Prozess, oft in Verbindung mit einem stationären Aufenthalt - und oft ohne Garantie auf Heilung.

Depression

Bis zum Jahr 2030 wird die Depression die häufigste Erkrankung in Industrieländern sein - das geht aus einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Schätzungen zufolge leidet schon heute etwa jeder 20. Deutsche an dieser Gemütskrankheit, die in extremen Fällen mit dem Tod endet.

So sind Forschern zufolge mehr als die Hälfte der 9.451 im Jahr 2008 begangenen Suizide auf Depressionen zurückzuführen. Und obwohl diese psychische Störung mittlerweile fast schon eine Volkskrankheit ist, wird sie in vielen Fällen gar nicht oder erst viel zu spät erkannt.

Depressionen kommen in allen Bevölkerungsschichten, Berufs- und Altersgruppen vor, wobei Menschen zwischen 30 und 40 Jahren am häufigsten betroffen sind. Symptome wie Schlaf- und Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwäche, mangelnder Antrieb, Ängstlichkeit, Pessimismus und Selbstmordgedanken sind charakteristisch für diese Krankheit. Betroffene ziehen sich oftmals gänzlich zurück und nehmen am sozialen Leben kaum noch teil.

Mit gezielten Psychotherapien und/oder Psychopharmaka lassen sich Depressionen in der Regel gut und erfolgreich behandeln.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Etwa sechs Prozent der Jugendlichen in Deutschland leiden unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Diese schwere psychische Krankheit setzt mit Beginn der Adoleszenz ein und ist durch eine unkontrollierbare Instabilität und Impulsivität gekennzeichnet. Die Betroffenen haben grosse Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen, können gleichzeitig aber auch nicht alleine sein, sie leiden unter intensiven Gefühlsschwankungen wie unter einer schweren Störung des Selbstwerts, was zu Selbstverletzungen bis hin zu Suizidversuchen führen kann.

Für die Entwicklung einer BPS wird eine gestörte Verbindung zwischen den vorderen Hirnarealen und den Zentren der emotionalen Verarbeitung ursächlich verantwortlich gemacht. Bei der Behandlung der psychischen Krankheit hat sich vor allem die so genannte Dialektisch Behaviorale Therapie als sehr wirksam erwiesen.

Münchhausen-Syndrom, Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

Patienten, die an dem Münchhausen-Syndrom leiden, erfinden und täuschen Krankheiten vor, um dadurch Aufmerksamkeit und Mitleid zu erlangen. Dabei gehen die Betroffene so weit, dass sie sich selbst zum Teil lebensgefährliche Verletzungen zufügen und Verstümmelungen in Kauf nehmen, um die "Krankheit" möglichst glaubhaft darzustellen.

So verätzen manche ihre Haut, um eine Hautkrankheit vorzutäuschen, schlucken Medikamente, um ihr Herz zu schädigen oder nehmen sich sogar wiederholt Blut ab, um einen lebensbedrohlichen Zustand der Blutarmut herbeizuführen. Neben den schweren Folgeschäden durch Selbstverletzungen, falsche Therapieverfahren und operative Eingriffe, besteht die Gefahr, dass die Patienten im tatsächlichen Krankheitsfall nicht mehr ernst genommen werden.

Eine Abart des Münchhausen-Syndroms stellt das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom dar. Hierbei täuschen vornehmlich Mütter Krankheiten bei ihren Kindern vor oder lösen sie mit zum Teil grausamen Methoden künstlich aus, um die Aufmerksamkeit von Ärzten und Mitmenschen zu bekommen. So wird etwa die Hauptschlagader des Kindes abgedrückt, um einen epileptischen Anfall hervorzurufen oder Gift verabreicht, um Krämpfe und Erbrechen zu erzeugen. Rund 15 Prozent der Kinder überleben diese Torturen nicht.

Beide Formen schwerer psychischer Störung kommen jedoch nur relativ selten vor - wobei die Dunkelziffer extrem hoch ist, da sowohl das Münchhausen-Syndrom wie das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom fast nie erkannt beziehungsweise eine Diagnose aus Angst vor Falschbeschuldigungen zurückgehalten wird. Eine Therapie in Form von psychologischer Betreuung ist nur schwer möglich, da Betroffene stets versuchen, sich einer in ihren Augen unnötigen Behandlung zu entziehen.

Body Integrity Identity Disorder

Eine ähnlich mysteriöse, schwere psychische Erkrankung wie das Münchhausen-Syndrom und das Münchhausen-Stellevertreter-Syndrom stellt die so genannte "Body Integrity Identity Disorder" (BIID) dar. Betroffene leiden unter einer extrem verzerrten Selbstwahrnehmung und haben das überwältigende Bedürfnis, Gliedmassen, die sie als fremd und nicht ihrem Körper zugehörig empfinden, amputieren zu lassen. Da aber eine Amputation durch Ärzte in Deutschland nicht durchgeführt wird, wenn kein medizinischer Grund vorliegt, greifen Patienten in ihrer Not regelmässig zu drastischen und lebensgefährlichen Massnahmen. So lassen sie sich etwa das gehasste Körperteil von einem Zug überrollen, um es so loszuwerden, sägen sich Extremitäten ab oder zertrümmern diese, damit die Ärzte eine Amputation durchführen müssen.

Diese extreme psychische Störung konnte bislang kaum erforscht werden, da nur relativ wenige Fälle dieser Krankheit bekannt sind (in Deutschland sind es schätzungsweise etwa einige hundert). Aber auch hier geht man von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Angst vor Unverständnis, ihre Sehnsüchte vor der Öffentlichkeit geheim halten.

Bezüglich der Ursache vermuten einige Wissenschaftler, dass BIID auf einer Störung der Hirngegend beruht, die für die Körperwahrnehmung verantwortlich ist. Ähnlich wie bei so genannten Phantomschmerzen, bei denen Amputierte noch immer das fehlende Körperteil zu spüren glauben, ist bei BIID-Patienten umgekehrt ein bestimmtes Körperteil nicht in ihrem "Bild" integriert, wird nicht richtig wahrgenommen und daher als fremd empfunden.

Da eine genaue Ursache jedoch noch nicht hundertprozentig auszumachen ist, ist auch eine effiziente Therapie bislang nicht möglich. Auch nach therapeutischer und medikamentöser Behandlung, bleibt der Amputationswunsch bestehen. Man nimmt an, dass eine Heilung, also ein Verschwinden des Leidens, nur durch eine tatsächliche Amputation möglich ist.

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