(fa) Wenn von sexuell übertragbaren Krankheiten die Rede ist, denken die meisten sofort an AIDS.
Doch zu den sexuell übertragbaren Krankheiten zählen auch Krankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe, Herpes und Chlamydien. Und sie sind wieder im Kommen.
Erschreckend ist: Immer weniger Jugendliche sind informiert über Geschlechtskrankheiten. Und immer mehr Jugendliche erkranken daran.
Wir haben ein Profil der sexuell übertragbaren Krankheiten erstellt, die am weitesten verbreitet sind - den Arztbesuch kann Ihnen aber auch dieser Artikel nicht abnehmen. Lesen Sie auf den nächsten Seiten alles über die gefährlichen Begleiter der Lust.
1. Chlamydien-Infektion
Von Chlamydien hören viele zum ersten Mal, wenn es zu spät ist: Jede sechste bis siebte Ehe ist heutzutage steril - die Hälfte durch Chlamydien, berichtet der Gesundheitsratgeber Lifeline.de. Doch nach Ansicht von Fachleuten ist das erst der Anfang.
Denn Mädchen entdecken ihre Lust immer früher, haben aber selten Ahnung von sexuell übertragbaren Krankheiten. Dabei sind gerade sie gefährdet, sich Chlamydien einzufangen. Denn zum einen sind die Geschlechtsorgane junger Mädchen anfälliger für Mikroorganismen als die von Erwachsenen. Zum anderen sind junge Menschen laut Lifeline.de "immunologisch untrainiert", da sie noch keinen oder kaum Kontakt mit der männlichen Genitalflora hatten.
Je früher Mädchen sexuell aktiv werden und je häufiger sie ihren Partner wechseln, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich mit Chlamydien anstecken. Etwa zehn Prozent aller 17-jährigen Mädchen haben Chlamydien im Körper. Das ergab eine Studie in Berlin. Die Untersuchung an Berliner zeigt auch, dass die Jugendlichen fast nichts über das Bakterium wissen.
Dabei Infektionen mit Chlamydien sind laut den europäischen Leitlinien der "International Union against Sexually Transmitted Infections" (IUSTI) die häufigste sexuell übertragbare Krankheit bei Männern und Frauen in Europa.
Infektion mit Chlamydien
Chlamydien sind kugelförmige Bakterien, die nur in anderen Zellen überleben können. Bei zwei von drei Frauen bleibt eine Chlamydien-Infektion unentdeckt. Kommt es zu Beschwerden, sind das vermehrter Ausfluss, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen. Diese Symptome können laut Lifeline.de leicht mit Infektionen durch Pilze oder anderen Bakterien verwechselt werden. Ärzte raten, bei diesen Symptomen einen Gynäkologen aufzusuchen.
In der Regel beginnt die Infektion mit einer Entzündung in der Schleimhaut des Gebärmutterkanals. In 50 Prozent aller Fälle wandern die Keime weiter in Richtung Gebärmutter - manchmal begleitet von leichten Krankheitsanzeichen wie Zwischenblutungen, ungewöhnlichem Scheidenausfluss oder Unterleibsschmerzen.
Die Bakterien können schliesslich bis zu den Eileitern vordringen, sie durch Entzündungen verkleben - und so zu Unfruchtbarkeit führen. Doch Kinderlosigkeit in Folge von Chlamydien ist nicht nur ein Frauenproblem: Die Keime können auch Männer zeugungsunfähig machen.
Verbreitung von Chlamydien
Sehr hoch. Viele der Infizierten haben kaum Beschwerden und bemerken ihre Infektion daher nicht. Dadurch erhöht sich das Risiko einer chronischen Erkrankung und einer unbemerkten Verbreitung.
Therapie einer Chlamydien-Infektion
Chlamydien sollen sich sehr effektiv mit dem Makrolidantibiotikum oder dem Breitbandantibiotikum Tetracyclin behandeln lassen. Ärzte raten dazu, dass Paare bei einer Behandlung immer eine Partnertherapie machen. Der Arzt wird - je nach Art der Therapie - zwei bis vier Wochen nach der Behandlung einen Kontrollabstrich entnehmen, um auszuschliessen, dass weitere Erreger vorhanden sind.
Da eine bestehende Chlamydien-Infektion den Befall mit zusätzlichen Erregern begünstigt, wird empfohlen, dass jeder Chlamydienträger auch auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten untersucht werden sollte. Häufig treten Chlamydien und Gonorrhoe in Kombination auf.
2. Gonorrhoe / Tripper
Die Gonorrhoe ist eine weltweit vorkommende, ausschliesslich beim Menschen auftretende sexuell übertragbare Krankheit. Die Infektionskrankheit wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht. Die Bakterien werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Sie befallen nicht nur die Geschlechtswege und Geschlechtsorgane, sondern finden sich - abhängig von den sexuellen Vorlieben - auch im Rachen oder im Enddarm wieder. Besonders gefährdet, sich einen Tripper einzufangen, sind Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.
Infektion mit Gonorrhoe
Typisches Anzeichen einer Infektion ist ein gelblich weisser Ausfluss aus Gebärmutterhals oder Penis. Die Verwendung eines Kondoms schützt vor der Ansteckung mit Gonorrhoe.
Unter Umständen hält die Infektion so lange an, dass es zu einem chronischen Leiden kommt. Gonorrhoe kann bei Frauen und Männern zu aufsteigenden Infektionen führen, die mit Unfruchtbarkeit enden können.
Beim Mann kommt es nach der Infektion zu einer Harnröhrenentzündung mit Juckreiz. Der Ausfluss aus dem Penis ist eitrig und das Wasserlassen schmerzhaft. Seltener sind eine Entzündung der Nebenhoden und der Prostata.
Bei Frauen treten die ersten Symptome in der Regel nach zehn Tagen auf: Der Gebärmutterhals entzündet sich, auch hier tritt eitriger Ausfluss auf. Seltener sind Entzündungen der Vaginalschleimhaut und Entzündungen der Bartholinschen Drüsen. Die befallene Gebärmutterschleimhaut und die Eileiter können verkleben, was zur Sterilität führen kann. Im schlimmsten Fall breitet sich die Infektion auf das Bauchfell aus.
In manchen Fällen verläuft die Gonorrhoe ohne die typischen Symptome: Bei rund 5 Prozent der Infizierten bleiben sie trotz einer Infektion aus. In bis zu 70 Prozent der Fälle bemerken infizierte Frauen ihre Erkrankung nicht.
Verbreitung der Gonorrhoe
Weltweit. Die Gonorrhoe ist ein grosses gesundheitliches Problem: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr bei 60 Millionen - das entspricht ungefähr einem Prozent der Weltbevölkerung.
In Deutschland treten pro Jahr 10.000 bis 20.000 Fälle auf. Das Robert Koch-Institut schätzt die Zahl der tatsächlichen Erkrankungen allerdings sehr viel höher ein: Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle betrug in den neunziger Jahren 85 Prozent. Bis zum Jahr 2000 war eine Erkrankung mit Gonorrhoe in Deutschland meldepflichtig.
Therapie der Gonorrhoe
Therapeutisch wird erfolgreich das Breitbandantibiotikum Tetracyclin angewendet, das ebenfalls gegen Chlamydien eingesetzt wird. Auch bei der Infizierung mit Gonorrhoe raten Ärzte immer zu einer Partnertherapie. Nach Abschluss der Therapie muss nach den europäischen Leitlinien der IUSTI eine Kontrolle durchgeführt werden.
3. Herpes (Herpes genitalis)
Herpes genitalis wird in der Regel durch Herpes Simplex Viren (HSV) Typ II ausgelöst (Typ I ist Lippenherpes, Herpes labialis). Herpes-Wucherungen finden sich am äusseren, aber auch am inneren Genital oder im Bereich des Afters. Viren des Typs II können auch Hauterkrankungen in der Mundhöhle verursachen.
Infektion mit Herpes genitalis
Die hohe Zahl der Neuerkrankungen, die hohe Rückfallquote und die besonderen Komplikationen - besonders die Herpesinfektionen von Neugeborenen - sind für die Betroffenen eine grosse Belastung. Besonders gefährlich ist Herpes genitalis, weil es häufig mit HIV-Erkrankungen einher geht, bzw. eine Aids-Erkrankung begünstigen kann.
Verbreitung von Herpes genitalis
Infektionen mit Herpes-simplex-Viren im Genitalbereich gehören zu den am häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. In den USA wird von 45 Mio. HSV-2-Infizierten ausgegangen.
Therapie gegen Herpes genitalis
Es gibt laut offiziellen Quellen derzeit keine Heilung für Herpes genitalis. Die Viren überleben in den Nervenknoten. Bei einer robusten und gesunden Körperabwehr werden die Herpes-Symptome unterdrückt. Bei einer schlechten Körperabwehr kann es zu Rückfällen kommen.
Die Behandlung mit antiviralen Mitteln innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der ersten Beschwerden kann die Folgen von Herpes genitalis lindern und die Ausbreitung der Bläschen verringern, sodass sie schneller heilen. Dabei sind Tabletten mit verschiedenen Anti-Viren-Mitteln (Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir) nach Einschätzung der europäischen Leitlinien der IUSTI in ihrer Wirkung gleichwertig. Zusätzlich werden Solebäder und bei Bedarf eine Schmerztherapie empfohlen.
4. AIDS / HIV-Infektion
Infektion mit AIDS
Das Virus befindet sich in allen Körperflüssigkeiten, besonders hoch konzentriert in Sperma und Blut. Durch kleine, meist nicht sichtbare Verletzungen am Genital gelingt es den Erregern, in den Organismus einzudringen. Die Infektionsgefahr ist vor allem von der Viruskonzentration des Sekrets abhängig.
Die Diagnose wird anhand der HIV-Antikörper im Blut gestellt. Der Nachweis gelingt im Durchschnitt sechs bis zwölf Wochen nach dem Kontakt. Deshalb ist es wichtig, dass der HIV-Test so schnell wie möglich nach einem Infektionsverdacht durchgeführt und dann nach drei Monaten wiederholt wird (Bestätigungstest).
Während dieser Zeit sollte ausschliesslich Safer Sex praktiziert werden. Bei einem Kontakt mit virushaltigen Körperflüssigkeiten und der potenziellen Gefahr einer Übertragung des HI-Virus, gibt es die Möglichkeit einer Postexpositionsprophylaxe. Sie ist in den ersten 72 Stunden sinnvoll und besteht in einer mehrwöchigen Anti-Virus-Therapie. Startpakete für die aufwändige Therapie gibt es in den Notfallambulanzen von Krankenhäusern.
Verbreitung von AIDS
AIDS zählt zu den gefährlichsten sexuell übertragbaren Erkrankungen und wird durch das HI-Virus (Humanes Immunschwäche-Virus) ausgelöst. Bei jedem ungeschützten Geschlechtsverkehr läuft man Gefahr, sich mit Aids zu infizieren.
Therapie von AIDS
Aids ist nicht heilbar. Je früher jedoch die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Ärzte in der Lage, zu helfen. Es gibt heutzutage effektive Medikamente, die die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung verlängern.
5. Feigwarzen / Condylomata acuminata
Bei Feigwarzen handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie werden durch Humane Papilloma-Viren (HPV) verursacht.
Infektion mit Feigwarzen
Das Virus spielt eine Rolle bei der Entstehung von Krebs an den Geschlechtorganen, hier besonders am Gebärmutterhals und Penis. Man findet sie aber auch gehäuft beim Analkarzinom.
Die Warzen sind entweder rosenkohlähnlich oder flach, sie kommen in der Regel am Penisschaft oder an den Schamlippen vor und können ausserdem bei beiden Geschlechtern um den Enddarm herum auftreten. Zuweilen bilden sie sich auch in der Mundhöhle oder im Rachenraum. In extremen Fällen können die Warzen mutieren und grosse Teile des Körpers bedecken.
Verbreitung von Feigwarzen
Feigwarzen sind - neben Herpes und Chlamydien - eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Therapie von Feigwarzen
Therapeutisch kommen lokale Behandlungen mit speziellen Cremes (mit den Wirkstoffen 5-Fluorouracil oder Podophyllotoxin) und Tinkturen in Frage oder die chirugische Abtragung mit Laser oder Strom. Die Behandlung ist relativ langwierig. Die europäischen Leitlinien der IUSTI empfehlen auch in diesem Fall immer eine Partnertherapie.
6. Syphilis / Lues / Harter Schanker
Die Syphilis, auch Lues, harter Schanker oder abwertend Franzosenkrankheit genannt, ist eine Infektionskrankheit. Der Erreger der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum.
Infektion mit Syphilis
Syphilis wird hauptsächlich bei sexuellen Handlungen durch Schleimhautkontakt und von Mensch zu Mensch übertragen. An Syphilis erkrankte Schwangere können die Krankheit auf ihr Kind übertragen.
Das Erscheinungsbild der Krankheit ist vielfältig. Typisch ist ein Beginn mit schmerzlosen Schleimhautgeschwüren und Lymphknotenschwellungen. Bei einem Teil der Infizierten kommt es zu einem chronischen Verlauf, der durch vielfältigen Haut- und Organbefall gekennzeichnet ist. Im Endstadium kommt es zur Zerstörung des zentralen Nervensystems. Die Diagnoseerstellung geschieht hauptsächlich durch den Nachweis von Antikörpern.
Verbreitung von Syphilis
In den letzten Jahren tritt die Syphilis wieder vermehrt auf. Nach der Erstinfektion verbreiten sich die Erreger über die Blutbahn im gesamten Körper.
Therapie von Syphilis
Syphilis ist durch Penicillin heilbar. Mögliche Ausweichantibiotika bei einer Penicilinallergie sind Doxycyklin und Erythromycin. Die Entdeckung des Penicillins führte zu einem deutlichen Rückgang der Syphilis im 20. Jahrhundert. Seit den 1990er Jahren ist jedoch ein erneuter Anstieg der Erkrankungszahlen feststellbar. Eine Syphilisinfektion ist nach dem Infektionsschutzgesetz ohne Nennung des Namens meldepflichtig.
7. Tipps, um sexuell übertragbare Krankheiten zu vermeiden
Das Risiko, sich mit einer Sexualkrankheit zu infizieren, wird durch den Gebrauch von Kondomen stark herabgesetzt. Es empfiehlt sich, Kondome in Kombination mit einer Spermien abtötenden Salbe zu benutzen.
Wann soll ich zum Arzt gehen?
In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden:
- Wenn eine der genannten Beschwerden auftritt.
- Wenn es zum ungeschützten Sex gekommen ist und man sich nicht sicher ist, ob eventuell eine Infektion eingetreten ist.
- Um Informationen über Safer Sex, sexuell übertragbare Krankheiten und deren Prophylaxe zu erhalten.
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