In der Werbung verspricht die Supermarktkette Rewe viel: günstige Preise, ökologische Produkte und beste Qualität – doch hält die Kette was sie verspricht? Dieser Frage sind die beiden NDR-Redakteure Susann Kowatsch und Rainer Mueller-Delin in einer "Markt"-Sondersendung nachgegangen – mit überraschenden Ergebnissen.
Rewe ist in vielen Innenstädten Deutschlands vertreten. Doch die meisten Kunden wissen nicht, dass auch andere Marken zur Unternehmensgruppe gehören: Denn neben den Rewe-Supermärkten sind auch die Discounter Penny, toom, nahkauf und diverse Reiseunternehmen Teil der Rewe-Group. Doch zurück zur NDR-Sendung: Bei ihrem Test der Rewe-Kette konzentrierten sich Susann Kowatsch und Rainer Mueller-Delin vor allem auf die Preise, Qualität und Mitarbeiter. Wie teuer sind die Produkte wirklich, welche Güte wird dem Kunden aufgetischt und wie behandelt das Unternehmen seine Angestellten?
Kategorie Preis
Die "Markt"-Redakteure kauften einen Mix aus 25 Produkten in verschiedenen Filialen ein. Ihr Warenkorb setzte sich aus Markenerzeugnissen und entsprechenden Eigenmarken zusammen. Dabei war die grosse Überraschung: Im Vergleich zur Konkurrenz von Edeka, Lidl und Netto ist Rewe zwar teurer, aber nur unwesentlich. Etwa 2,50 Euro liegen zwischen dem Einkauf bei Rewe und dem billigsten Konkurrenten. Legt man als Massstab nur die Eigenmarken an, ist Rewe sogar der günstigste Anbieter im Feld, zusammen mit Aldi. Allerdings muss der Verbraucher aufpassen, was er sich in den Einkaufswagen legt.
Denn nur die "ja!"-Produkte sind wirklich günstig. Die Eigenmarke "Rewe" bietet laut den "Markt"-Reportern nur selten einen Vorteil, weder im Geschmack, noch bei den Inhaltsstoffen. So wird beispielsweise dem NDR zufolge die saure Sahne des Unternehmens zusammen hergestellt, ist geschmacklich gleich, jedoch ist der Preis unterschiedlich. Gleiches gelte für den Toast.
Kategorie Qualität
Die Qualität der Lebensmittel schwankt: Im Test konnten etwa die Erdbeeren der Kette nicht überzeugen. Sie waren matschig, teilweise von Schimmel befallen und hatten Druckstellen. Alle anderen getesteten Produkte wie Kirschen, Pilze und Fleisch waren hingegen einwandfrei.
Besonderen Wert legt die Supermarktkette auf ihre ökologische Produktlinie "Rewe Bio". Verwirrend für die Verbraucher ist hier allerdings die Kennzeichnung mit drei verschiedenen Biosiegeln, berichtet der NDR. Auf allen Produkten findet sich das sechseckige deutsche Biosiegel und das EU-Biosiegel. Beide garantieren Mindeststandards bei der Produktion der Lebensmittel. Zudem kommt oft das Siegel von Naturland zum Einsatz, dass noch höhere Standards anlegt, ein Pluspunkt für Rewe. Hier gibt es nichts zu beanstanden, meinen die "Markt"-Redakteure.
Exkurs Supermarkt
Die überprüfte Supermarktkette macht sich laut NDR die branchenüblichen Tricks zunutze, um die Kunden zum Einkauf zu bewegen. 70 Prozent unserer Kaufentscheidungen im Markt sind Experten zufolge spontan, deswegen haben Discounter immer einen bestimmten Aufbau.
Gleich am Eingang des Ladens befindet sich die sogenannte "Bremszone" mit Obst und Gemüse. Sie soll Kunden dazu bewegen, länger im Markt zu bleiben. Denn je länger sich ein Kunde im Markt aufhält, desto mehr kauft er ein, wie Studien belegen. Teure Produkte finden sich immer auf Augenhöhe, oft gleichwertige, billigere Produkte werden weiter unten im Regal, in der sogenannten "Bückzone" platziert. Die "Quengelzone" kurz vor den Kassen dürfte vor allem Eltern ein Begriff sein – hier haben die Läden die letzte Möglichkeit, den Kunden noch zum Spontankauf zu verführen. Hinzu kommen speziell platzierte Produkte, besondere Beleuchtung, beispielsweise beim Fleisch, Musik und Ambiente des Marktes, um den Kaufimpuls auszulösen.
In Bundesländern ohne einheitlichen Ladenschluss können ReweKunden zudem auch nach 20 Uhr einkaufen. Der Check zeigt: Viele Kunden nehmen dieses Angebot an. Inzwischen machen einige Märkte bereits zehn Prozent ihrer Wocheneinnahmen nach 20 Uhr, wie die Recherchen der Redakteure ergeben.
Kategorie Mitarbeiter
Wie wirken sich tiefe Preise und lange Öffnungszeiten auf die Mitarbeiter aus? Rewe kommuniziert nach Aussen, dass sich der Konzern um seine Angestellten kümmert. Das ist nicht immer so, wie der NDR herausgefunden hat. Lediglich in den von der Rewe-Zentrale selbst geführten Filialen wird Tariflohn gezahlt. Alle anderen Märkte werden von privaten Kaufleuten geleitet, die sich nicht an die Tarifvereinbarung halten, wie "Markt" berichtet. Die Gewerkschaft Verdi berichtet von teils "sittenwidrigen Löhnen", die mancherorts nicht einmal 6,50 Euro pro Stunde betragen.
Hinzu kommt das Problem der Angestellten mit Werksverträgen, beispielsweise für Mitarbeiter, die die Regale auffüllen. Sie werden über externe Firmen angestellt und ebenfalls nicht nach Tarif bezahlt, wie die Recherchen des NDR ergaben.
Fazit des Rewe-Checks
Rewe macht vieles richtig, hat aber noch Potenzial nach oben, so Susann Kowatsch und Rainer Mueller-Delin: Die Kette ist nicht wesentlich teurer als die klassischen Discounter Lidl und Aldi, bietet aber ansprechende Qualität zum ebenfalls kleinen Preis. Trotzdem müssen sich Kunden im Klaren sein, dass dieser Preisvorteil teilweise auf dem Rücken der Mitarbeiter und Lebensmittelproduzenten ausgetragen wird.
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