Hämorrhoiden sind eine häufige Ursache für Blutungen aus dem After. Sie können auch dafür sorgen, dass es am Po brennt, nässt oder juckt. Bevor man sich an einer Selbstbehandlung versucht, sollte man die Beschwerden aber unbedingt von einem Arzt abklären lassen - ganz besonders dann, wenn Blut im Spiel ist.
Manchmal merkt man es nur an den Bremsspuren in der Unterhose. Doch spätestens, wenn sich das Toilettenpapier nach dem Stuhlgang rot färbt, ist klar: Es könnte ein Problem mit Hämorrhoiden sein. "Hämorrhoiden können vielfältige Symptome verursachen", sagt Prof. Dr. Derek Fischer-Zieker vom Chirurgisch-Proktologischen Zentrum in Reutlingen.
Hämorrhoiden können zum Beispiel dazu führen, dass es am After brennt, nässt oder juckt. Manchmal verursachen sie auch Schwellungen oder Schmerzen. "Die meisten Menschen erschrecken sich, wenn sie plötzlich aus dem After bluten", sagt Fischer-Zieker. "Blut sieht immer nach viel aus - vor allem auch noch in einer weissen Toilettenschüssel."
Eine Blutung aus dem Darm sollte man unbedingt medizinisch abklären lassen. Das gilt auch für andere Beschwerden, wenn diese nicht abklingen. "Viele Menschen bringen alle Probleme im Enddarmbereich gleich mit Hämorrhoiden in Verbindung", sagt der Mediziner. "Dabei können auch ganz andere Erkrankungen dahinter stecken."
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, zum Beispiel, Ekzeme, Fisteln, sexuell übertragbare Krankheiten wie Feigwarzen oder im schlimmsten Fall sogar Tumore, sollte man in jedem Fall von einem Arzt ausschliessen lassen.
Alle Menschen haben Hämorrhoiden
Doch was sind Hämorrhoiden überhaupt? "Letztlich haben alle Menschen Hämorrhoiden", erklärt Fischer-Zieker. Sie sind Schwellkörper am After, die aus Adern bestehen. "Sie dichten den After perfekt ab und halten den Stuhl zurück", so der Mediziner weiter. Im Laufe der Zeit - und durch eine starke Beanspruchung - können sie sich vergrössern. Und dann können sie Probleme machen.
Problematisch können Hämorrhoiden zum Beispiel durch eine schlechte Ernährung und schlechte Stuhlgewohnheiten werden. "Viele Menschen gehen mit dem Smartphone auf die Toilette und verbringen dort sehr viel Zeit - das ist aber ungünstig," erklärt Fischer-Zieker.
Ausserdem sollte man dann auf die Toilette gehen, wenn man den Drang dazu verspürt. "Einige Menschen warten mit ihrem Stuhlgang, bis sie zu Hause sind, und gehen nicht auf der Arbeit - auch wenn sie eigentlich müssten."
Zugleich sollte man bei festem Stuhl nicht zu sehr pressen. "Am besten ist ein kurzer Gang zur Toilette", sagt der Arzt. Im Idealfall sollte der Stuhl den Körper ohne Pressen wie von selbst verlassen. Bewegung und Ballaststoffe können dabei helfen, dass der Stuhlgang weich ist.
"Apfelsaft hat oft eine gute Wirkung", rät Fischer-Zieker, auch Lein-, Chia- und Flohsamen seien sehr positiv. "Wichtig ist aber, dazu viel zu trinken - sonst wird der Stuhl erst richtig fest." Als günstig habe es sich auch erwiesen, die Beine beim Stuhlgang anzuwinkeln, indem man sie zum Beispiel auf einen kleinen Hocker stellt.
Auch leichte Hämorrhoiden können starke Beschwerden verursachen
Mediziner teilen den Schweregrad von Hämorrhoiden in verschiedene Stadien ein. Im ersten Stadium sind sie nur bei einer Spiegelung des Enddarms als leichte Schwellung erkennbar. Im vierten Stadium dagegen gleiten sie nach dem Stuhlgang nicht mehr in den After zurück, sondern bleiben ausserhalb des Körpers.
"Die Beschwerden, die Hämorrhoiden verursachen, sind aber nicht immer abhängig vom Stadium", erklärt Fischer-Zieker. "Auch leichte Hämorrhoiden können starke Beschwerden verursachen - und umgekehrt."
Vom Stadium abhängig ist aber die Art der Behandlung. Leichten Hämorrhoiden kann man beispielsweise mit Ernährung, Bewegung und anderen Massnahmen entgegenwirken.
"Ich rate dringend davon ab, feuchtes Toilettenpapier zu benutzen", so der Arzt. Das sei oft mit Parfüm und Ölen getränkt. "Es kann zusätzlich noch Ekzeme und Allergien verursachen." Besser sei es, den After nach dem Stuhlgang mit der Hand zu waschen.
Salben ändern nichts an der Ursache
Viele Menschen versuchen erst einmal, Hämorrhoiden mit Salben aus der Apotheke zu behandeln. "Diese Salben reduzieren die Symptomatik", erklärt der Mediziner. Sie helfen zum Beispiel gegen Schmerzen und Juckreiz. Die Hämorrhoiden selbst reduzieren sie aber nicht.
Sind die Hämorrhoiden noch nicht so stark ausgeprägt, können sie ambulant mit einer Spritze behandelt werden, so dass sie absterben. "Allerdings kehren 60 bis 80 Prozent der Hämorrhoiden bei dieser Methode nach einem Jahr zurück," gibt Fischer-Zieker zu bedenken.
Möglich ist auch, Hämorrhoiden mit einem Gummiband abzubinden. Dabei schnürt der Arzt die Hämorrhoiden ab, so dass sie absterben. Auch dieser Eingriff wird ambulant durchgeführt und ist in der Regel ohne Risiko. "Selten kommt es dabei zu einer stärkeren Blutung", sagt Fischer-Zieker. Sind Hämorrhoiden aber erst einmal stärker ausgeprägt, hilft meistens nur noch eine Operation.
Übrigens sind Hämorrhoiden kein Phänomen, das nur ältere Menschen betrifft. "Ich schätze, dass rund zwei Drittel meiner Patienten jünger als 50 Jahre sind", erklärt Fischer-Zieker. Für die meisten sei der Gang zu einem Proktologen, also einem Arzt für den Enddarm, mit Scham und Ängsten behaftet. "Nach der Behandlung sagten die meisten allerdings: Das war ja gar nicht so schlimm. Ich komme gerne wieder," so der Mediziner weiter.
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