- Unsere Hände sind täglich im Einsatz. Bereiten sie Beschwerden, kann uns das enorm einschränken.
- Betroffen von Handschmerzen sind aber längst nicht nur ältere Menschen.
- Ein Experte erklärt die häufigsten Ursachen.
Die Hände sind unsere wichtigsten Werkzeuge und kommen sowohl im Beruf als auch im Alltag stets zum Einsatz. Entsprechend ernst sollte man Handschmerzen nehmen. Betroffen sind aber nicht nur ältere Menschen. Bastian Marquass, leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen, betont, "dass immer mehr Menschen jüngeren Alters etwa von einer Arthrose an den Finger- und Handgelenken betroffen sind". Im Interview klärt der Experte über Ursachen und Behandlungsmethoden auf.
Was sind die häufigsten Ursachen für Handschmerzen?
Dr. Bastian Marquass: Eine der häufigsten Ursachen ist der sogenannte Schnappfinger. Bei dieser Erkrankung kann die lokal verdickte Fingersehne nicht mehr ungehindert durch die Ringbänder an den Fingergelenken gleiten. Erst nach kräftigem Ziehen schlüpft sie schnappartig hindurch. Meistens tritt die Störung über dem Fingergrundgelenk auf der Handinnenseite auf. Als mögliche Ursachen gelten unter anderem erbliche Veranlagung, Überlastung durch ungewohnte Tätigkeiten oder Verletzungen. Betroffen sind überwiegend Frauen fortgeschrittenen Alters, bedingt durch Östrogenmangel. Im Anfangsstadium helfen konservative Therapiemethoden wie Kortison-Spritzen relativ gut. Wichtig ist der baldige Arztbesuch. Denn: Je später die Behandlung beginnt, desto unbeweglicher wird der Finger oftmals.
Welche Beschwerden kommen noch oft vor?
Kribbeln oder schmerzen die Finger oder Hände, so ist auch oftmals ein eingeklemmter Nerv die Ursache. Dieser verläuft im Bereich der Handwurzelknochen in einer Art Rinne, dem engen Karpaltunnel. Die Folge des Karpaltunnelsyndroms: Ausfallerscheinungen und Bewegungseinschränkungen an der Handinnenseite. Linderung können manuelle Therapien wie etwa eine zellbiologische Regulationstherapie bringen. Unterstützend helfen Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente sowie Kortison-Tabletten oder -Spritzen in den Karpaltunnel.
Gelenkverschleiss oder PC-Arbeit als mögliche Ursachen
Oft tun unsere Hände vor allem morgens weh und sind steif. Was können hier mögliche Ursachen sein?
Vielfach steckt dahinter Gelenkverschleiss. Die Finger schmerzen, sind steif und lassen sich nur schwer bewegen. Wie bei jeder Arthrose kommt es auch hier zu einer Verknöcherung der Gelenkkapsel. Die Fingergelenke werden zunehmend unbeweglich. Liegt eine Entzündung vor, so muss diese zuerst behandelt werden. Denn diese beschleunigt den Knorpelabbau und schränkt damit die Beweglichkeit der Finger noch mehr ein. Während eines akuten Schubs hat sich der Einsatz entzündungshemmender Schmerzmittel bewährt. Krankengymnastik ist ratsam, um die Beweglichkeit der Finger möglichst lange zu erhalten. Welche Ursachen letztendlich hinter den Beschwerden stecken, kann nur der Facharzt klären. Oftmals weisen morgendliche Schmerzen und Steifigkeit beispielsweise auch auf eine Rheumatoide Arthritis hin, also auf ein entzündliches Gelenkrheuma.
Eine Sehnenscheidenentzündung gehört zu den typischen Bürokrankheiten. Warum leiden so viele darunter?
Unsere Finger und Hände werden Tag für Tag stark beansprucht. Von Sehnenscheidenentzündungen betroffen sind vielfach PC-Nutzer - aber grundsätzlich kann jede Überbeanspruchung der Sehnen eine Entzündung des umhüllenden Bindegewebes verursachen. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf zu Schwellungen sowie Schmerzen - anfangs nur bei Bewegungen, später vielfach selbst im Ruhezustand. Die Behandlung ist oft langwierig. Entlastung ist die oberste Devise. Hilfreich können sogenannte Orthesen sein, halbstarre Bandagen, die das Handgelenk unterstützen. Bei stark ausgeprägten Entzündungen oder wiederkehrenden Beschwerden empfiehlt der Arzt in der Regel eine Kombination aus entzündungshemmenden Tabletten und Schonung.
So beugen Sie Handschmerzen vor
Können wir Krankheiten wie Fingerarthrose oder Karpaltunnelsyndrom vorbeugen?
Eine gesunde Ernährung mit viel Vitaminen und ausreichend Bewegung sind immer hilfreich. Zudem kann man präventiv einiges tun, um die Fingergelenke zu schützen. Um eine Knorpelüberlastung zu vermeiden, sollte man beispielsweise schwere Lasten nicht einseitig tragen. Hilfreich ist auch ein bequemer Griff. Denn schweres Tragen mit gestreckten Fingergelenken verletzt leicht die Knorpelschicht der Fingergelenke. Auch regelmässige kleine praktische Übungen können präventiv wirken, etwa folgende: Nehmen Sie einen kleinen, weichen Ball in die Hand und drücken Sie ihn kräftig zusammen. Öffnen Sie Ihre Hand nach einigen Sekunden wieder und wiederholen Sie diese Übung mehrfach. Dies dehnt und kräftigt das Handgelenk und fördert die Beweglichkeit. Empfehlenswert ist diese Übung insbesondere für Patienten mit Karpaltunnelsyndrom. Wer sich davor schützen möchte oder schon betroffen ist, der sollte übrigens möglichst monotone berufliche Arbeiten vermeiden, bei denen die Hand immer wieder stark abgeknickt und der Medianusnerv chronisch belastet wird.
Leiden auch jüngere Menschen unter Handschmerzen?
Ja, Krankenkassen berichten, dass immer mehr Menschen jüngeren Alters etwa von einer Arthrose an den Finger- und Handgelenken betroffen sind. Das könnte etwa an der intensiven Smartphone-Nutzung liegen. Vielfach werden schmerzende oder kribbelnde Finger sowie Sensibilitätsstörungen in den Handgelenken auch durch das RSI-Syndrom verursacht ("Repetitive Strain Injury"; Anm.d.Red.) - besser bekannt als sogenannter Mausarm. Betroffen sind sehr oft Menschen, die täglich stundenlang mit kleinen, schnellen Bewegungen ihren Cursor steuern. Die Folge der Überlastung: Entzündungen in Sehnen und Muskeln von Händen, Oberarmen, Schulter und Nacken. Neben Physiotherapie können ergonomische Tastaturen oder PC-Mäuse sowie regelmässige Dehnungsübungen hier die Beschwerden lindern und präventiv wirken.
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