• Hightech-Impfstoffpflaster mit Mikronadeln werden mit 3D-Drucktechnologie hergestellt. Unter anderem werden sie auch für die Grippe-Impfung und das Denguefieber erforscht.
  • Experten hoffen, so schneller auf Pandemien der Zukunft reagieren zu können. Ersten Studien zufolge sind Impfpflaster besonders wirksam und gut verträglich.
  • Corona-Impfstoff-Pflaster setzen auf Immunität durch T-Zellen und könnten in rund drei Jahren verfügbar sein.

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Impfpflaster aus dem 3D-Drucker könnten in Zukunft die Immunisierung vieler Menschen vereinfachen. Die Anwendung ist auch am Menschen einfach: Das Impfpflaster wird für einige Zeit vom Patienten selbst auf die Haut gedrückt. Über ein System von Mikronadeln versorgt es ihn dann schmerzfrei mit dem Vakzin. Die kleinen Nadeln durchdringen dabei die Hautoberfläche nur minimal und bringen den Wirkstoff direkt unter die Haut, wo zahlreiche Immunzellen sitzen.

Geforscht wird an solchen Systemen mit Mikronadeln weltweit bereits seit einiger Zeit. Je besser die 3D-Drucker-Technologie wurde, desto weiter entwickelten sich auch die über sie produzierten Impfpflaster. US-Forschern gelang es 2021 besser als je zuvor, die feinen Spitzen der Nano-Nadeln kostengünstig und gleichzeitig spitz genug, in exakter Länge herzustellen und entsprechend zu positionieren.

Studie aus Stanford: Pflaster wirkt besser als Spritze

Tests mit Impfpflastern machte unter anderem die Stanford University im letzten Jahr und testete ein Corona-Nadelplättchen an Mäusen. Dabei zeigte sich, dass das Pflaster einige Vorteile bietet: So habe das Immunsystem der Mäuse auf die Vakzin-Verabreichung über das Pflaster deutlich stärker reagiert als auf die mit einer Nadel, heisst es in der Studien-Auswertung. Die durch den Impfstoff angeregten T-Zellen und Antikörper im Blut der Versuchstiere habe eine 10- bis teilweise 50-fache Konzentration gezeigt.

In der Folge könnte es sein, dass zur Immunisierung der Bevölkerung mittels Impfpflaster eine geringere Menge des jeweiligen Vakzins benötigt wird. Somit wäre es auch preiswerter. Mit der 3D-Drucktechnologie sind die Pflaster zudem schnell herzustellen. So könnte es in Zukunft möglich sein, früher auf Pandemien zu reagieren. Zudem brauchen sie keine speziellen Lagerungstemperaturen.

Zahlreiche Vorteile durch Impfpflaster

Zudem können Impfpflaster zeit- und ortsunabhängig von Patienten selber verabreicht werden. Dadurch entstünde ein niedrigschwelliges Angebot, das möglicherweise mehr Menschen auch bei anderen Impfungen in Anspruch nehmen. Beispielsweise testeten Forscher an der Georgia Tech University das Impfpflaster bereits 2017 in ersten Studien erfolgreich für die Grippeimpfung an Menschen. Auch an die Immunisierung gegen Masern oder Hepatitis wird in diesen Studien bereits gedacht. Allerdings sind bei den Forschungsprojekten die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, sodass bislang kein Impfpflaster offiziell zugelassen und auf dem Markt erhältlich ist.

Emergex: Neues Corona-Vakzin soll mit Impfpflaster kommen

In Europa hat der britische Impfstoffhersteller Emergex mit PepGNP-Sars-CoV-2 einen neuen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt. Er basiert auf der sogenannten T-Zell-Priming-Technologie und soll nach seiner Zulassung über ein Impfpflaster verabreicht werden. Bei T-Zellen handelt es sich um weisse Blutkörperchen, die einen Teil unseres Immunsystems ausmachen. Sie können körperfremde Strukturen, zum Beispiel Viren, erkennen. Sind die T-Zellen also gestärkt, können Krankheiten besser abgewehrt werden.

Der Impfstoff von Emergex zielt darauf ab, im Körper die Aktivierung von T-Zellen auszulösen, die dann mit dem Coronavirus infizierte Körperzellen abtöten. So soll die Vermehrung des Virus und somit eine schwere Erkrankung verhindert werden. Dabei führt der Impfstoff zu keiner Bildung von Antikörpern, wie dies bei den bisher verfügbaren Impfstoffen gegen Covid-19 der Fall ist. Aufgrund seiner Technologie schätzt Emergex das Vakzin jedoch als besonders wirksam auch gegen Mutationen ein. Zudem geht man davon aus, dass eine einzige Impfung ausreicht und Auffrischungen unnötig werden.

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Erste Tests an Probanden haben begonnen

Im November 2021 gab das Unternehmen bekannt, dass die Schweizer Arzneimittelbehörde grünes Licht für erste Tests an Menschen gegeben hat. Die klinische Phase-1-Studie konnte somit beginnen. In ihrem Rahmen sollte einer kleinen Gruppe von 26 freiwilligen Probanden im Januar erstmals der neuartige Impfstoff verabreicht werden. Zudem testet Emergex derzeit einen ebenfalls auf der T-Zellen-Technologie basierenden Impfstoff gegen das Dengue-Fieber.

Bis der neuartige Impfstoff verfügbar ist, wird es jedoch noch einige Jahre dauern. Nach der Phase-1-Studie sind weitere Untersuchungen nötig. Sind Wirksamkeit sowie Verträglichkeit dann ausreichend nachgewiesen, könnte der Impfstoff auf den Markt kommen.

Verwendete Quellen:

  • Clinical Trials: Evaluation of Safety and Immunogenicity of a T-Cell Priming Peptide Vaccine Against Coronavirus COVID-19 (naNO-COVID)
  • Emergex: Emergex confirms its next generation T-Cell Priming COVID-19 vaccine candidate has the potential to be effective against all currently sequenced viral mutations
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: T-Zellen
  • Fachmagazin "The Lancet": The safety, immunogenicity, and acceptability of inactivated influenza vaccine delivered by microneedle patch (TIV-MNP 2015): a randomised, partly blinded, placebo-controlled, phase 1 trial. Volume 390, ISSUE 10095, P649-658 (August 12, 2017).
  • Georgia Tech University: Microneedle Patches for Flu Vaccination Successful in First Human Clinical Trial
  • Stanford University: 3D Printed Vaccine Patch
  • Fachmagazin Proceeding of the National Academy of Sciences: Transdermal vaccination via 3D-printed microneedles induces potent humoral and cellular immunity
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