Im "Tatort" aus Bremen floss jede Menge Blut. Die Opfer starben durch eine "Reihe massiver Bisswunden". Die Vermutung, ein Tier könnte dafür verantwortlich sein, bestätigte sich nicht. Die Bisse stammten von einem Menschen. Wie gefährlich kann ein Menschenbiss sein?

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Dass ein Mensch einem anderen, wie im "Tatort" vom Sonntag dargestellt, die Kehle zerfetzen und töten kann, halten Experten für abwegig.

"Ich halte die Darstellung, dass jemand einem anderen mittels seiner Zähne derartige Verletzungen im Kehlkopfbereich zufügt, für wenig realitätsnah", sagt der Rechtsmediziner Matthias Graw vom Institut für Rechtsmedizin in München im Gespräch.

Der Grund: Im Gegensatz zum Hund etwa hat der Mensch keine Reisszähne. "Deshalb ist es für ihn schwer aus dem Hals Fetzen rauszubeissen", so der Experte weiter.

"Eine schwere Verletzung des Kehlkopfes - etwa durch Quetschung - halte ich allerdings für möglich." Tiefere Bisswunden seien zum Beispiel im Bereich der Gliedmassen wie Finger denkbar. Ebenso habe man im Genitalbereich schon schwere Verletzungen beobachtet.

Im "Tatort" taucht noch ein weiteres Detail zur Todesursache auf: Drei Liter Blut hat ein Opfer verloren. Graw sei kein Fall bekannt, bei dem durch einen Biss eine Halsschlagader geöffnet worden wäre. Allerdings hält der Professor Quetschungen für möglich, die die Blutungen ins Gewebe nach sich ziehen.

Menschlicher Speichel enthält zahlreiche Keime

Generell zeigen sich Menschenbisse in ovalen oder halbmondförmigen Hämatomen und Schürfungen. Sie kommen insbesondere als Abwehrbisse vor sowie nach einvernehmlichen sexuellen Handlungen.

Eine solche Verletzung kann gefährlicher sein als ein Hundebiss, so das "Deutsche Ärzteblatt". Denn die beim Biss übertragenen Viren, Bakterien oder Parasiten können zu lebensgefährlichen Infektionen führen.

In 20 bis 25 Prozent kommt es bei einer Verletzung durch den Menschen zu einer Infektion; beim Hund liegt die Infektionsrate zwischen 5 bis 25 Prozent.

Je tiefer die Wunde, desto grösser das Infektionsrisiko. Ebenso sind verschmutzte Wunden, Wunden mit starker Gewebezerstörung sowie Wunden an Händen, Füssen, im Gesicht, an den Genitalien und im Bereich von Knochen, Gelenken und Sehnen einem höheren Risiko ausgesetzt.

Der menschliche Speichel enthält zahlreiche Keime und häufig ungewöhnliche Krankheitserreger. Deswegen gilt er als hochpathogen, also krankmachend.

Streptokokken, Staphylococcus aureus, Haemophilus spec., Anaerobier und Eikenella corrodens kommen am häufigsten vor – wobei letzterer Erreger besonders gefährlich ist. Zudem können auch Hepatitis B und C sowie HIV übertragen werden.

Um die Keimzahl zu mindern, muss die Wunde immer gereinigt werden – meist über einen längeren Zeitraum. Ärzte spülen mit desinfizierenden Lösungen und entfernen abgestorbenes Gewebe chirurgisch.

Bei Wunden, die nicht älter als acht Stunden alt sind und keine Auffälligkeiten zeigen, brauchen Betroffene in der Regel keine Antibiotika einnehmen, schreiben die Experten.

Ebenso wenig bei Verletzungen, die nach 24 Stunden noch nicht infiziert erscheinen. Allerdings gibt es auch andere Auffassungen: So empfehlen Mediziner für alle Bissverletzungen des Kopfes und Nackens eine zehntägige Antibiotikatherapie – und zwar unabhängig vom Infektionsstatus zu Therapiebeginn.

Wie erkenne ich eine Infektion?

Rötungen, Schwellungen, Eiter und Schmerzen deuten auf eine Infektion hin. Auch Unwohlsein und Fieber können deutliche Zeichen sein. Dem "Ärzteblatt" zufolge handelt es sich in den meisten Fällen um eine Weichgewebe-Infektion. Selten entwickelt sich demnach aus der Lokalinfektion eine Blutvergiftung (Sepsis).

Wundinfektionen sind in mehrfacher Hinsicht problematisch und immer ein Fall für Infektionsspezialisten. Die Experten empfehlen zudem "bei Fieber und Schüttelfrost, Blutkulturen vor Beginn oder Fortsetzung einer Antibiotikatherapie" anzulegen. Ob eine Bissverletzung genäht werden muss oder offen versorgt wird, entscheidet der Arzt. (fab)

Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.

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