- Nach seiner Corona-Infektion hat der Fussballer Joshua Kimmich mit "leichten Infiltrationen der Lunge" zu kämpfen und fällt bis Jahresende aus.
- Was aber sind Infiltrationen in der Lunge und wie hängen sie mit einer Corona-Infektion zusammen?
- Der Versorgungsmediziner Siegfried Jedamzik und Lungenfacharzt Michael Meilinger ordnen ein.
Der Bayern-Spieler
Was sind Infiltrationen der Lunge?
Wenn sich die kleinen Blutgefässe der Lunge entzünden, ist das bei einem Lungen-CT oder einem Röntgenbild sichtbar. Diese Verschattungen bezeichnet man auch als Infiltrationen der Lunge. "Das ist allerdings ein veralteter Begriff", sagt der Lungenfacharzt Michael Meilinger unserer Redaktion. "Es handelt sich dabei um eine entzündliche Veränderung im Lungengewebe."
Der Experte stellt fest: "Im Endeffekt ist eine Corona-Infektion der Lunge nichts anderes als eine Lungenentzündung - allerdings mit ein paar Besonderheiten." Es handle sich hier um eine virale und keine bakterielle Entzündung. Ausserdem befällt das Virus Blutgefässe und kann sich auch an anderen Orten im Körper ausbreiten.
Wie häufig treten Infiltrationen der Lunge nach Corona auf?
Generell sind entzündliche Veränderungen im Lungengewebe keine Seltenheit. Sie kommen oft während beziehungsweise nach einer Grippe, einer bakteriellen Lungenentzündung oder eben während oder nach Corona vor. "Infiltrationen sind nach der akuten Phase einer Corona-Erkrankung überhaupt nicht ungewöhnlich", sagt Meilinger. Allerdings würden nur bei Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden, entsprechende Röntgenaufnahmen gemacht. "Wer einen milden Verlauf hat, ruht sich einfach aus und bleibt zu Hause – wenn wir alle röntgen würden, hätten sehr viele gewiss auch sichtbare Entzündungen", sagt auch Corona-Versorgungsmediziner Siegfried Jedamzik.
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Welche Ursachen gibt es?
Von einer Infiltration der Lunge spricht man auch, wenn sich dort ein Tumor ausbreitet - oder die angesprochenen Entzündungen. Letztere können durch Bakterien, einen Pilzbefall oder Viren verursacht werden. So kann auch eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu den Entzündungen führen - und zwar, während der Körper versucht, das Virus zu bekämpfen: Nachdem das Coronavirus den Körper befallen hat, reagiert der Körper mit seiner Immunabwehr. Dabei versuchen auch sogenannte Fresszellen, das Virus zusammen mit den Immunglobulinen zu zerstören und die vom Virus nicht mehr funktionsfähigen Zellen abzuräumen. Die Entzündung entsteht dabei um das zerstörte Gewebe herum. "Der Körper räumt die vom Virus zerstörten Zellen in Form einer Entzündung ab", sagt Siegfried Jedamzik, der seit Beginn der Pandemie COVID-Patienten betreut. Menschen mit Entzündungen an der Lunge fühlten sich häufig müde, depressiv verstimmt und abgeschlagen. "Das sind ganz typische Symptome - ähnlich einer Grippe."
Wie beeinflussen Lungeninfiltrationen die Leistung und Belastbarkeit?
Laut Michael Meilinger ist es nicht ungewöhnlich, dass es in den ersten Wochen nach einer Corona-Infektion noch Veränderungen in der Lunge gibt. "Dann ist es möglich, dass Betroffene bei Belastung merken, dass sie schneller ausser Atem sind."
In der Regel verschwinden die Symptome auch wieder innerhalb der nächsten Wochen und man ist wieder zunehmend belastbar. In zehn bis 15 Prozent der Fälle haben die PatientInnen jedoch über vier Wochen hinaus anhaltende Symptome, erklärt Meilinger. Dann spricht man auch vom Long-COVID-Syndrom.
"Wichtig ist auch die Frage, ob es Entzündungen in anderen Teilen des Körpers gegeben hat", sagt Versorgungsarzt Jedamzik. Ob und welche Langzeitfolgen etwa in den Bronchien, der Lunge oder im Gehirn bleiben können, werde momentan erforscht. "Welche Long-COVID-Folgen bei Joshua Kimmich kommen könnten – kein Mensch weiss es."
Neben möglichen Langzeitfolgen einer COVID-Erkrankung, kann es in sehr seltenen Fällen auch zu einer Lungenfibrose kommen, also zu einer Vernarbung des Gewebes und chronischen Entzündungen des Lungengewebes.
Welche Behandlung gibt es bei Entzündungen der Lunge?
Im Normalfall heilen leichte Infiltrierungen der Lunge nach einer gewissen Zeit von allein. Zusätzlich kann es – gerade bei Profisportlern – sinnvoll sein, die Lungenfunktion, die Belastbarkeit und den Sauerstoffgehalt im Blut von Betroffenen nach einer gewissen Zeit zu kontrollieren, erklärt Experte Meilinger. Generell gilt: Wie bei einer Grippe oder einer bakteriellen Lungenentzündung auch, braucht der Körper eine gewisse Zeit, um sich zu erholen und bis er wieder voll einsatzbereit ist.
Kann es auch bei Impfdurchbrüchen zu Infiltrationen der Lunge kommen?
Ja, auch vollständig geimpfte Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, können durch die Immunglobulinabwehr und die Fresszellen Entzündungen in der Lunge bekommen - und auch in anderen Regionen des Körpers. Eine Impfung kann nicht vor Infiltrationen der Lunge schützen. Allerdings erhöht sie den Schutz vor einer Corona-Infektion, die diese Beschwerden verursachen kann.
Wie lange sollte man nach einer Corona-Erkrankung mit Sport pausieren?
Um Risiken durch zu frühes Training nach einer Covid-19-Erkrankung bestmöglich zu vermeiden, empfiehlt Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin in Wien, mindestens für die Dauer der Quarantäne eine Sportpause einzulegen - also 14 Tage. Und das nur, wenn nach dem positiven Covid-19-Test keine Symptome aufgetreten sind. Bei leichten Erkältungssymptomen bis zum Hals, also zum Beispiel leichte Kopfschmerzen oder Schnupfen, sollte die Sportpause bis zur völligen Genesung eingehalten werden. Bei Husten, Bronchitis oder Fieber empfiehlt der Sportmediziner eine Sportpause von zwei bis vier Wochen bis zur völligen Genesung.
Bei schwereren Erkrankungen wie einer Lungenentzündung sollte mehrere Wochen bis zur völligen Genesung auf Sport verzichtet werden. Mindestens drei Monate soll die Sportpause betragen, wenn eine Herzmuskelentzündung aufgetreten ist. "Wer sich mit einem solchen Befund zu früh wieder körperlich belastet, hat ein stark erhöhtes Risiko für Komplikationen", sagte Scharhag.
Verwendete Quellen:
- Telefonisches Interview mit Siegfried Jedamzik
- Telefonisches Interview mit Michael Meilinger
- mit Material der dpa
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