Dresden - Das Universitätsklinikum Dresden möchte sein Angebot für junge Krebspatienten erweitern. "Mädchen und Jungen in der Pubertät oder beim Sprung in das Berufsleben befinden sich ohnehin in einer schwierigen Phase. Deshalb brauchen sie eine andere Unterstützung als ältere Patienten", sagte Judith Lohse, Ärztin für pädiatrische Hämatologie und Onkologie.
Ein Kind, das mit drei Jahren an Leukämie erkranke, könne sich später nicht an die Behandlung erinnern. Doch bei älteren Kindern und Jugendlichen sei oft eine psychosoziale Hilfe erforderlich.
Im Herbst 2020 wurde am Uniklinikum eine "Transitionssprechstunde" für die Nachsorge nach einer Krebstherapie im Kindes- und Jugendalter etabliert - mit Beistand des Vereins Sonnenstrahl, einem Elternverein für krebskranke Kinder und Jugendliche. Transition steht für Übergang und beschreibt die Lage Betroffener am besten. Die Sprechstunde soll einen optimalen Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin ermöglichen. Ärztinnen und Ärzte beider Bereiche sind genauso involviert wie eine speziell geschulte Sozialarbeiterin. Im Alltag einer Klinik kann auf spezifische Bedürfnisse dieser Patientengruppe sonst kaum mit passgenauen Angeboten reagiert werden. Durch mehr Angebote solle sich das zukünftig ändern.
Schwierigkeit Patienten gleicher Altersgruppen zusammen unterzubringen
"Wir versuchen zwar, Patienten gleicher Altersgruppen zusammen unterzubringen. Aber das ist nicht immer möglich", erklärte Judith Lohse. Mitunter würden Jugendliche auf einer Station auch mit Säuglingen und kleinen Kindern behandelt, junge Erwachsene dagegen zusammen mit älteren Menschen in der Erwachsenenklinik. In dieser Situation sei es schwer, gleichaltrige Betroffene kennenzulernen, sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen.
Zunächst geht es in Dresden darum, spezielle Lotsen für Betroffene zu etablieren - eine Leistung, die sich momentan nur über Spenden finanzieren lässt. Der Lotse soll als eine Art Netzwerker wirken, die jungen Patienten während ihres stationären Aufenthalts und der ambulanten Therapie zusammenbringen oder ihnen als Mentor zur Seite stehen, erläuterte Anna Kraft, Sprecherin des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen am Universitätsklinikum Dresden die Idee. "Er soll zudem Möglichkeiten für einen regelmässigen Austausch schaffen, etwa in Form eines Cafés oder bei Bewegungsangeboten für diese Patienten."
Heilungschancen bei bestimmten Krebsarten erheblich verbessert
Internistin Katharina Egger-Heidrich, die gemeinsam mit Judith Lohse die Transitionssprechstunde massgeblich betreut, verweist auf die Statistik. In den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten hätten sich die Heilungschancen bei bestimmten Krebsarten erheblich verbessert. Laut dem Deutschen Kinderkrebsregister von 2019 würden 82 Prozent der Patienten im Alter von unter 18 eine Krebserkrankung mindestens 15 Jahre überleben, bei Lymphatischer Leukämie seien es sogar 90 Prozent. Sieben Prozent der Betroffenen erkrankten innerhalb von 30 Jahren nach der Diagnose erneut an Krebs, weshalb der Nachsorge ein besonderer Stellenwert zukomme.
"Wir können den Krebs nicht ausrotten, aber immer besser behandeln", sagte Lohse. Häufigste Krebserkrankung im Kindesalter sei die Akute Lymphatische Leukämie. Das betreffe etwa ein Viertel der jungen Krebspatienten. Möglicherweise würden Leukämien durch Infektionen getriggert, was ihre Häufigkeit in dieser Altersgruppe erklären könnte. In Dresden gebe es etwa 60 bis 70 Neuerkrankungen im Jahr.
Egger-Heidrich zufolge verkraften junge Menschen eine Chemotherapie in der Regel besser. "Bei ihnen sind die Organe noch gesund, sie bringen keine Vorerkrankungen wie Leberschäden oder Niereninsuffizienzen mit. Erst mit zunehmendem Alter verschlechtere sich die Prognose. "Das klassische Karzinom, was im Alter eine Rolle spielt, gibt es im Kindesalter fast nicht", ergänzte Lohse. © dpa
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