- Arthrose entsteht durch die Schädigung des Gelenkknorpels und kommt häufig bei älteren Menschen vor, doch auch jüngere sind betroffen.
- Die Krankheit zählt zu den häufigsten Gelenkkrankheiten in Deutschland.
- Rund zwei Millionen Arthrosepatienten leiden täglich unter Schmerzen in ihren Gelenken.
- Am häufigsten betroffen sind Hände, Knie und Hüften, aber auch alle anderen Gelenke können befallen sein.
Michael Mehlig ist 49 Jahre alt. Seit einem Unfall als Jugendlicher hat er mit einer Arthrose im Knie zu kämpfen. Vor zwei Wochen wurde ihm ein künstliches Kniegelenk eingesetzt, welches sein Leben deutlich erleichtern soll. Mit seinem Schicksal ist er nicht alleine, denn Arthrose zählt zu den häufigsten Gelenkerkrankungen in Deutschland. Meist sind Patienten mit diesen Leiden jedoch deutlich älter.
Mit zunehmendem Alter verschleissen unsere Gelenke, das ist bekannt. Hierzulande leiden etwa fünf Millionen Menschen an den Symptomen einer Arthrose, mit steigender Tendenz, so die deutsche Arthrose-Hilfe. Ab dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen. Doch immer häufiger trifft es auch junge Menschen. Etwa 1,6 Prozent der unter 30-Jährigen leiden ebenfalls unter den Folgen derartiger Verschleisserscheinungen der Gelenke. Ursachen dafür gibt es einige.
Übergewicht und Überbelastung
Vorzeitiger Verschleiss kann viele Gründe haben, weiss Arthrose-Spezialist Sebastian Siebenlist der TU München. "Die wahrscheinlich häufigste Ursache bei jungen Menschen ist ein zurückliegendes Trauma des Gelenkes. Zum Beispiel durch eine Ausrenkung oder einen komplexen Bruch. Durch das initiale Trauma kommt es meist zu einer akuten Schädigung des Gelenkknorpels und unter Umständen im Verlauf zu einer Instabilität, was das Fortschreiten einer Arthrose begünstigt. Auch Überlastung durch Sport oder berufliche Tätigkeit begünstigen die Degeneration des Gelenkes", sagt der Experte.
"Wir sehen nicht selten Profisportler, die nach ihrer aktiven Karriere deutliche Verschleisserscheinungen ihrer Gelenke aufweisen, meistens an Hüfte und Knie, aber teilweise auch Schulter und Ellenbogen – je nach Sportart." Schwere körperliche Arbeit könne ausserdem schon in verhältnismässig jungen Jahren zu Arthrose führen. Insbesondere Fehlbelastungen oder Fehlstellungen der Gelenke verstärken das Auftreten einer Arthrose. Ebenso könne ein deutliches Übergewicht in jungen Jahren eine Arthrose bedingen oder beschleunigen.
Nicht immer ist die Ursache klar erkennbar
"Eher selten sind andere Gelenkerkrankungen Auslöser einer Arthrose, wie beispielsweise eine
Eisenablagerungskrankheit, eine vermehrte Blutungsneigung oder auch Erkrankungen der Gelenkschleimhaut beziehungsweise Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises", erklärt Siebenlist. Auch eine Gelenkinfektion könne in seltenen Fällen die Ursache sein. Ob bestimmte genetische Voraussetzungen eine frühe Entstehung von Arthrose begünstigen können, ist noch nicht abschliessend geklärt, sagt der Experte.
"Fakt ist, dass auch ohne Überbelastung oder Trauma eine sogenannte primäre Arthrose entstehen kann. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang unter anderem genetisch bedingte Abweichungen der Knorpelmatrix. In aktuellen Untersuchungen werden immer häufiger genetische Veränderungen entdeckt, die das Erkrankungsrisiko mutmasslich erhöhen."
Auswirkungen sind oft unklar
Bei Michael Mehlig ist die Ursache klar. "Nach dem Unfall wurde bei mir ein Knorpelschaden festgestellt", erzählt der 49-Jährige. Welche Auswirkungen das auf sein weiteres Leben haben würde, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Erst nach und nach schmerzten Bewegungen, wurde alltägliches, wie Treppensteigen beschwerlich.
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Zuerst kommt der Schmerz
"Nicht immer ist eine Arthrose direkt zu erkennen," erklärt Siebenlist. Erste Knorpelschäden passierten oft unbemerkt. "Das erste und häufigste Symptom ist dann der Schmerz, massgeblich unter Belastung", sagt er. "Teilweise klagen die Patienten auch über einen sogenannten Anlaufschmerz am Morgen nach dem Aufstehen." Bei Fortschreiten der Arthrose komme es dann zu Einschränkungen der Beweglichkeit und anhaltenden Schmerzen (Ruheschmerz, Nachtschmerz).
Dies kann schlussendlich dazu führen, dass das Gelenk durch ein künstliches ersetzt werden muss, wie bei Michael Mehlig. Nach über 30 Jahren Kniearthrose ist er optimistisch: "Ich erhoffe mir nun wieder eine bessere Beweglichkeit durch die Operation. Gegen Ende konnte ich kaum noch gehen." Andere Therapien gibt es kaum.
Gibt es eine Chance auf Heilung?
"Arthrose ist prinzipiell nicht heilbar. Es gibt bisher kein Medikament und keine chirurgische Therapie, um die Arthrose vollständig aufzuhalten", erklärt der Münchner Arthrosespezialist. Vom ersten (Knorpel-)Schaden bis zur Arthrose vergingen oft Jahre, in denen der Patient keine Schmerzen verspürt. Das mache es so schwierig, die frühen Stadien der Arthrose zu erkennen und frühzeitig behandeln zu können.
Allerdings kann das Fortschreiten verlangsamt werden. Durch gelenkschonende Belastungen oder Änderung/Modifikation der Belastung, wie durch eine Gewichtsreduktion. Stattdessen sollte der Aufbau gelenkstabilisierender Muskulatur durch gezielten Sport gefördert werden. Am besten ist es jedoch, Arthrose gar nicht erst entstehen zu lassen.
Zu viel Sport kann schädlich sein, zu wenig aber auch
Beim Sport kann man mit der Auswahl der Sportart schon vielem vorbeugen. Gelenkschonend sind beispielsweise Schwimmen und Radfahren. Belastend können dagegen Kontaktsportarten, Hanteltraining oder Fussball sein. "Häufige Überbelastungen und Übergewicht sollten generell vermieden werden", rät Professor Siebenlist. Auch orthopädische Hilfsmittel und Physiotherapie können einer Arthrose vorbeugen oder deren Verlauf begünstigen. Damit lassen sich eventuelle Fehlstellungen beheben.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Prof. Dr. Sebastian Siebenlist
- Interview mit Michael Mehlig
- Deutsche Arthrose-Hilfe e.V. | Information
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