Eine ungewöhnliche schwere Grippewelle hält die USA im Griff. Wie schlimm die Grippewelle 2013 hierzulande wird, kann derzeit noch niemand sagen. Dass sie kommt, gilt dagegen als sicher. Seit Wochen steigt die Zahl der Infektionen. Während uns die Grippe Jahr für Jahr gerade mit der Frage nach einer wirksamen Schutzimpfung beschäftigt, kommen andere Krankheiten kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Und manche von ihnen sind gefährliche Killer mit hohen Opferzahlen.
Sepsis - das vergiftete Blut
In Deutschland sterben pro Jahr rund 60.000 Menschen an einer Sepsis. Damit ist die umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnete Krankheit die dritthäufigste Todesursache. Die Sterberate unter den Erkrankten liegt bei rund 50 Prozent. Diese Zahlen gehen aus Studien des Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) hervor, das vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert wird.
Auch die finanziellen Folgen der Krankheit sind enorm. SepNet zufolge wird mittlerweile rund ein Drittel aller Gelder in der Intensivmedizin für Sepsis-Patienten aufgewendet. Rechne man die Kosten für Arbeitsausfälle und Früh-Verrentungen hinzu, steige der Betrag schnell auf acht Milliarden Euro.
Von einer Sepsis spricht man immer dann, wenn die Infektion über den eigentlichen Entzündungsherd hinaus unkontrolliert in den Körper gelangt. Ausgangspunkt können kleine Wunden ebenso sein wie eine Lungenentzündung. Die Verbreitung der Keime im Körper führt im schlimmsten Fall zu einem septischen Schock mit Organversagen und Todesfolge. Als Symptome einer Sepsis gelten unter anderem Fieber, Herzrasen und Atemnot. Gerade weil diese Zeichen allein keine eindeutige Diagnose zulassen, ist der Gang zum Arzt dringend empfohlen.
Lungenentzündung - die unterschätzte Gefahr
Die Lungenentzündung gilt unter den Infektionskrankheiten als Todesursache Nummer eins in Deutschland. Pro Jahr überleben rund 75.000 Menschen diese Erkrankung nicht.
Die Symptome bei entzündeten Lungen sind ausgeprägt, aber nicht immer eindeutig. Oft kommt es zu einem starken Hustenreiz mit Schleimauswurf, hohem Fieber und Atemnot. Eine Lungenentzündung kann sich aber auch über Schmerzen in der Brust ankündigen.
Für jede zweite Lungenentzündung sind sogenannte Pneumokokken verantwortlich, gegen die eine Schutzimpfung verfügbar ist. Auch wenn diese die Krankheit nicht immer verhindern kann, sorgt sie doch in rund 80 Prozent der Fälle für einen leichteren Verlauf. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung sinkt Statistiken zufolge um 20 Prozent.
Zur Bekämpfung einer bakteriellen Lungenentzündung stehen verschiedene Antibiotika zur Verfügung, die eine vollständige Heilung bewirken können. Der Einsatz dieser Mittel führt jedoch langfristig zugleich zu einer Resistenz der Krankheitserreger.
E.coli (EHEC) - die Gefahr der Epidemie
EHEC-Infektionen sind relativ selten. In Deutschland waren zwischen 2007 bis 2010 pro Jahr "nur" rund 900 Menschen betroffen. 2011 ging diese Zahl infolge einer über verseuchte Sprossen ausgelösten Epidemie sprunghaft nach oben. Es wurden fast 5.000 Fälle gemeldet.
Die Gefahr durch E.coli-Bakterien in Deutschland scheint gering und die bisherigen Opferzahlen belegen dies. Dennoch ist Vorsicht geboten, da sich EHEC im Falle einer Erstinfektion leicht ausbreiten kann und der Krankheitsverlauf oft schwer ist. Es besteht die latente Gefahr von Epidemien, die nur schwer wieder in den Griff zu bekommen wären.
E.coli-Bakterien werden auf unterschiedlichen Wegen vom Tier auf den Menschen übertragen, beispielsweise über direkten Kontakt, verunreinigte Lebensmittel oder Fäkalreste im Wasser. Sie bilden im menschlichen Körper ein starkes Zellgift, das die Nieren, Blutgefässe und Darmwände angreift. Als Folge kommt es zum Beispiel zu blutigen Durchfällen.
Werden EHEC-Keime über 70 Grad erhitzt, sterben sie ab. Das Abkochen oder intensive Grillen von Speisen senkt die Infektionsgefahr daher erheblich. Zusätzlich sollte gerade im Umgang mit Fleisch auf die Hygiene geachtet werden. So wird empfohlen, Fleisch sortenrein und getrennt von anderen Lebensmitteln aufzubewahren.
Hepatitis A - Hygiene ist das A und O
Die Gefahr einer Infektion mit Hepatitis A-Viren besteht vor allem für Reisende im Mittelmeerraum, in Südostasien, in weiten Teilen Afrikas und Süd- beziehungsweise Mittelamerikas. Rund vier von 1.000 Reisenden sind von einer Infektion betroffen. Da die Übertragung auch über verseuchte Lebensmittel wie zum Beispiel Austern und Schalentiere erfolgen kann, treten in heimischen Gefilden ebenfalls immer wieder Erkrankungen auf.
Neben einer Schutzimpfung ist es vor allem die Hygiene, die eine Infektion verhindern kann. So wird geraten, häufig gründlich die Hände zu waschen und auf ungewaschenes Obst und Gemüse zu verzichten. Auf Reisen sollte nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus Flaschen getrunken werden. Auch Eiswürfel stellen eine Infektionsquelle dar.
Ein Hepatitis A zeigt sich erst zwei bis sechs Wochen nach der Infektion durch Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. In einigen Fällen folgen eine Verfärbung des Stuhls und Urins sowie eine Ausbildung einer Gelbsucht, gegen die es derzeit noch keine Behandlungsmethode gibt. Während eine Hepatitis A-Infektion einerseits völlig symptomfrei verlaufen kann, sind andererseits über schwere Schädigungen der Leber immer wieder Todesopfer zu beklagen.
Grippe - gefährlicher Verwandlungskünstler
Das Influenza-Virus ist ein Verwandlungskünstler, und genau diese Fähigkeit macht es für den Menschen so gefährlich. Wenn sich unser Immunsystem gerade auf den Angreifer eingestellt hat, erscheint dieser schon in anderer Gestalt. So sterben in Deutschland jedes Jahr durchschnittlich 5.000 bis 8.000 Menschen an der Grippe. Vor allem Alte und Kranke, aber auch Schwangere sind hochgradig gefährdet.
Gerade in den dicht besiedelten Städten verbreitet sich das Virus schnell über die sogenannte Tröpfcheninfektion. Es genügt, wenn ein Erkrankter niest und die Umstehenden die Viren einatmen - und damit selbst zum Überträger werden. Ein Kreislauf, der schwer zu unterbrechen ist.
Die Infektion mit dem Influenza-Virus bedeutet noch nicht zwangsläufig eine Erkrankung. Nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO merken vier von fünf Infizierten die Infektion nicht. Bei den anderen treten zunächst Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Übelkeit auf. Hinzu kommt oft Fieber und Husten. Ob es sich wirklich um eine Grippeinfektion handelt, kann beim Arzt mit verschiedenen Tests nachgewiesen werden. In jedem Fall sollte der Erkrankte sich schonen, Bettruhe halten und ausreichend trinken.
Die STIKO, die ständige Impfkommission, empfiehlt vor allem Menschen über 60 Jahren, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Auch Personen, die berufsbedingt mit Influenza-Patienten in Kontakt kommen, wird eine vorbeugende Impfung empfohlen. Aufgrund der schnellen Mutationen des Virus' bietet die Impfung keinen vollständigen Schutz, senkt jedoch das Risiko.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.