Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs: Eine Tumorerkrankung ist oft lebensbedrohlich und daher ein absolutes Horrorszenario. Früherkennung kann da entscheidend sein. Wir erklären, welche Vorsorgeuntersuchungen es gibt, welche davon unbedingt nötig sind und wann die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Krebs – das sagen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Fast die Hälfte von ihnen überlebt die Krankheit nicht. Damit bleibt Krebs nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache und ist für viele Menschen eine alptraumhafte Vorstellung.
Früherkennungsmethoden sollen helfen, Tumore rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. "Je früher eine Krebskrankheit entdeckt und behandelt wird, desto grösser sind die Heilungschancen", sagt die Deutsche Krebshilfe.
Jedoch: "Trotzdem werden Früherkennungsuntersuchungen durchaus kritisch betrachtet, denn sie können auch Nachteile haben. Daher ist es sinnvoll, für jedes Verfahren die Vorteile den Nachteilen gegenüberzustellen und gegeneinander abzuwägen."
Diese Früherkennungsuntersuchungen zahlt die Krankenkasse
Die Krankenkassen übernehmen in einigen Fällen die Kosten solcher Früherkennungsuntersuchungen. Im Fall von Hautkrebs etwa können sich Männer und Frauen ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre durchchecken lassen.
Im Alter von 50 bis 54 Jahren zahlt die Krankenkasse einmal im Jahr einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl, um mögliche Darmkrebserkrankungen frühzeitig zu entdecken. Ab 55 Jahren wird auch zusätzlich eine Koloskopie (Darmspiegelung) angeboten mit der Möglichkeit, diese nach zehn Jahren zu wiederholen.
Frauen ab einem Alter von 20 Jahren können sich jährlich auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen lassen, ab 30 Jahren wird ausserdem die Brust abgetastet. Haben Frauen das Alter von 50 erreicht, können sie alle zwei Jahre zur Mammographie gehen.
Für Männer zahlt die Krankenkasse ab einem Alter von 45 Jahren eine Prostata-Untersuchung mittels Abtasten. Ausnahmen gibt es immer bei familiärer Vorbelastung: In Absprache mit dem Arzt können dann auch die Kosten von vorzeitigen Check-Ups übernommen werden.
"Die von den Krankenkassen bezahlten Untersuchungen sind die, bei denen man Krebs tatsächlich schon im frühen Stadium erkennen kann", erklärt Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. Es sind also die Methoden, die als weitgehend zuverlässig in der Krebsfrüherkennung gelten.
Umstrittener PSA-Test Prostata-Krebs
Alle anderen Untersuchungen müssen Patienten aus der eigenen Tasche bezahlen, wie etwa den PSA-Test zur Früherkennung von Prostata-Krebs, der immerhin die dritthäufigste Todesursache bei deutschen Männern ist. "Ob aber Männer mit regelmässigen PSA-Tests aber länger und vor allem besser leben, steht nicht fest", sagt der Krebsinformationsdienst.
Der PSA-Test untersucht ein spezifisches Antigen im Blut. "Aber dieser Laborwert kann aus unterschiedlichen Gründen hoch oder niedrig sein", wirft Dr. Johannes Bruns ein. "Er ist also sehr unspezifisch für das Thema Krebs.
Er ist zwar auch in Zusammenhang mit Krebs wichtig, aber da müssen mehrere Bedingungen mit eingehalten werden." Wenn also bereits ein Krebsverdacht besteht, etwa durch Abtasten oder Beschwerden des Patienten, kann der PSA-Test durchaus zur weiteren Abklärung hinzugezogen werden. Dann übernehmen die Krankenkassen auch die Kosten.
Untersuchungen bergen auch Risiken
Es gibt immer wieder Diskussionen, wie sinnvoll die Krebsfrüherkennung ist – und wie hoch der tatsächliche Nutzen überhaupt ist. "Tatsächlich kann man jetzt nicht in Zahlen sagen: Krebsvorsorge hat 2.000 Menschen das Leben gerettet", räumt Bruns von der Deutschen Krebsgesellschaft ein.
"Dass Patienten im Einzelfall einen Tumor gut überlebt haben, dafür gibt es viele Beispiele. Beim Darmkrebs etwa hat man aufgrund der Früherkennung Polypen entfernt, von denen man weiss, das hätte Krebs werden können. Und wir sehen auch, dass die Zahlen der Neuerkrankungen bei Darmkrebs insgesamt rückläufig sind."
Dennoch wird empfohlen, sich in Beratungsgesprächen mit Ärzten oder Krebs-Informationsdiensten genau über die Chancen und Risiken der Früherkennungsmethoden zu informieren.
Der Arzt sollte eine Mammografie-Patientin zum Beispiel darüber aufklären, dass Tumore theoretisch auch durch Röntgen-Strahlung entstehen können, sagt Bruns. In einem ausführlichen Beratungsgespräch sollten dann Schaden und Nutzen gegenübergestellt werden.
Früherkennung nie zu 100 Prozent sicher
"Ausserdem sind die Früherkennungsmethoden nie zu 100 Prozent sicher", sagt der Experte. "Manche Tumore werden vielleicht nicht erkannt, das sind dann die sogenannten falsch-negativen Befunde. Und dann gibt noch die falsch-positiven: Da sieht man irgend etwas und geht ganz falsch damit um, obwohl es vielleicht nur eine Zyste ist." Die psychische Belastung solcher falsch-positiven Befunde ist für die Patienten natürlich enorm.
"Deswegen gilt: Diejenigen, die sich zur Früherkennung begeben, sind grundsätzlich gesunde Menschen", erklärt Dr. Johannes Bruns. "Man darf ihnen durch die Untersuchung auch nicht das Gefühl geben, krank zu sein. Der Mensch gilt so lange als gesund, bis das Gegenteil bewiesen ist."
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