(mcb) - Wer erfand eigentlich die Currywurst? Warum heisst der Caesar Salad wie der römische Kaiser? Und aus welchem Grund krümmt sich das Croissant so? Wir haben die Legenden hinter bekannten Gerichten zusammengetragen. Vom Zockersnack bis zum Zufallsprodukt - diese Anekdoten werden Sie überraschen!
Das Sandwich: Eine Zocker-Mahlzeit?
Einer der beliebtesten Mittagssnacks überhaupt klingt erst einmal gar nicht nach einem Gericht mit grosser Geschichte. Eine Erfindung der schnelllebigen Moderne, würde man meinen, ein Pausenfüller eben. Dabei steckt hinter diesem "Fast Food" eine äusserst amüsante Anekdote. Demnach soll ein gewisser Sir John Montagu, vierter Earl of Sandwich, für den Namen und die Zusammensetzung verantwortlich sein.
Denn Herr Montagu soll ein begnadeter Kartenspieler gewesen und in einer Nacht des Jahres 1762 wegen einer Glückssträhne nicht zum Essen gekommen sein. Weil er das Spiel nicht unterbrechen wollte, soll er Folgendes bestellt haben: Roastbeef zwischen zwei Weissbrotscheiben mit einer dünnen Schicht Mayonnaise. Weil es schnell gehen sollte, verlangte er den Snack ohne Rinde und in mundgerechten Dreiecken. Ein klassisches Sandwich eben: praktisch und schnell.
Die Pizza: Eine Trikolore
Obwohl es mehrere Hinweise auf ein früheres Auftauchen der Pizza gibt, macht eine Entstehungsgeschichte besonders hartnäckig die Runde. Demnach soll die Pizzeria Brandi in Neapel unsere heutige Pizza erfunden haben, um dem König eine Freude zu machen.
Der Pizzabäcker Raffaele Esposito hatte am 11. Juni 1889 die ehrenvolle Aufgabe, für König Umberto I. und dessen Frau Margherita eine schmackhafte Pizza zu kreieren. Um seinem Patriotismus Ausdruck zu verleihen und vielleicht dem König ein Lächeln abzugewinnen, zauberte er einen Belag aus Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Das farbliche Meisterwerk: Rot, Weiss, Grün - die Farben der italienischen Nationalflagge. Das Königspaar war entzückt, und die Pizza Margherita bekam einen festen Platz am königlichen Hof.
Crêpe Suzette: Ein Küchen-Fauxpas
Diese Speise ist das Ergebnis vom Glück im Unglück eines 16-Jährigen. Henri Charpentier stiess quasi infolge eines Versehens auf das Rezept.
Am 31. Januar 1896 arbeitete er im "Café Paris" in Monte Carlo, als der britische Kronprinz - der spätere König Edward VII. - mit 18 Gästen dort speiste. Wie immer bestellte der Kronprinz Crêpes, und wie immer sollten die Pfannkuchen direkt am Tisch zubereitet werden.
Als Charpentier sich an die Sosse machte, fing ein Likör plötzlich Feuer. Doch der Junge bewies ausserordentlich starke Nerven, probierte das Ergebnis seines Fauxpas, war begeistert und erklärte dem Prinzen, dass dies ein neues Rezept sei. Dieser war hin und weg und benannte die Neu-Kreation nach seiner Begleiterin - Suzette.
Die Currywurst: Ein Ergebnis von Langeweile
Als Lieblings-"Zwischendurch" aller Berliner und Ruhrpöttler sowie kulinarisches Aushängeschild der Nation ist die Currywurst aus Deutschland nicht mehr wegzudenken. Doch wie entstand diese pikante Kreation?
Die Erfinderin der Currywurst-Sosse ist die Berlinerin Herta Heuwer. Im Jahr 1949, so erzählt man sich, hatte Herta grosse Langweile, da niemand an ihrer Bude stand. So tobte sie sich an verschiedenen Zutaten aus und stiess schliesslich auf eine neue Mischung: Aus Tomatenmark, Curry, Worcestershire-Sauce und anderen Gewürzen schuf sie "Chillup" (aus "Chili" und "Ketchup") und liess es 1959 markenrechtlich schützen.
Bis heute macht diese Sosse die klassische Berliner Currywurst aus.
Toast Hawaii: Die Laune eines Fernsehkoch-Betrügers?
Clemens Wilmenrod war in den 50er-Jahren der erste deutsche Fernsehkoch - und was für eine Erscheinung er war! Denn er war gar kein Koch. Der ausgebildete Schauspieler gab nur vor der Kamera den Koch und wickelte damit die ganze Nation um den Finger. Mit seinem Begrüssungssatz "Ihr lieben, goldigen Menschen" und seiner eloquenten und charmanten Art begeisterte er die Zuschauer der deutschen Nachkriegszeit.
Er war dafür berühmt, ganz einfachen Kreationen exotische Namen zu geben. So erschuf er beispielsweise das "Arabische Reiterfleisch", eine ganz banale Hackfleischspeise, oder den "Venezianischen Weihnachtsschmaus" - ein simples paniertes Schnitzel.
Der Toast Hawaii war eine weitere "Erfindung" des Unterhaltungs-Kochs. Dafür belegte er einfach einen Toast mit Schinken, Ananas und Käse, überbackte es, et voilà! Mit Hawaii hat das natürlich reichlich wenig zu tun.
Risotto alla milanese: Ein misslungener Streich
Risotto ist ein norditalienisches Reisgericht, das sich inzwischen in ganz Europa grosser Beliebtheit erfreut. Das Risotto alla milanese ist zusätzlich noch mit Safran gewürzt und hat einen gelblichen Schimmer.
Die Legende besagt, dass der Glaskünstler Valerio di Fiandra dieses Gericht im Mittelalter ins Leben rief - aus extrem unkulinarischen Gründen. Er wollte seinem Meister nämlich lediglich einen Streich spielen und mischte ihm deshalb etwas Farbmittel, das er zum Färben der Gläser benutzte, in das Risotto. Dem Meister missfiel das jedoch keineswegs - im Gegenteil, der Safrangeschmack veredelte die Speise für ihn noch.
Das Croissant: Schmackhafte politische Rebellion
Die Geschichte des Croissants liest sich wie ein Abenteuerroman. Im Jahr 1683 belagerten die Türken Wien. Angeblich planten sie dabei eines Nachts, einen Tunnel unter der Stadtmauer hindurch zu graben. Während ganz Wien schlief, wollten sie in die Stadt eindringen. Doch dabei unterschätzten sie eine ganz entscheidende Berufsgruppe: die Bäcker.
Diese waren nämlich schon hellwach und bekamen alles mit. Sie schlugen sofort Alarm und verhinderten somit Schlimmeres. Um das zu feiern, erfand ein Wiener Bäcker das "Wiener Kipferl", ein Gebäck in der Form des türkischen Halbmondes. Es stand symbolisch für die Abwehr der Türken-Invasion.
Später soll dann die Frau Ludwigs XVI., Marie Antoinette, diese Gebäckform auch in Frankreich populär gemacht haben. Dort bekam es den Namen des zunehmenden Mondes: "croissant de lune".
Caesar Salad: Eine Kreation des Kaisers?
Obwohl es vielleicht naheliegend wäre - beide stammen aus derselben Region - hat der Caesar Salad rein gar nichts mit dem römischen Kaiser Julius Cäsar zu tun, sondern ist dem Italiener Cesare Cardini zu verdanken. Dieser wanderte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Tijuana, Mexiko, aus. Dort führte er mit seinem Bruder ein Restaurant, das von vielen Amerikanern frequentiert wurde.
Und so kam es, dass am 4. Juli 1924 - am amerikanischen Unabhängigkeitstag - das Lokal hoffnungslos überfüllt war und das Küchenpersonal nicht mehr hinterherkam. Aus Angst, seine Gäste nicht halten zu können, bereitete Cardini vor den Augen aller auf spektakuläre Weise eine ganz neue Salatkreation zu. Mit viel Unterhaltungswert und ganz neuen Dressing-Zutaten schuf er ein Gemisch aus Salatblättern, Parmesan-Käse und Croûtons. Weil er dies so überzeugend tat, glaubten die Zuschauer tatsächlich, dass der Salat ein geheimes Hausrezept war und griffen freudig zu.
Der Pharisäer: Nordfriesische List
Eine schöne Legende versteckt sich auch hinter einer Kaffeespezialität aus dem Norden Deutschlands. Für diejenigen, die ihn nicht kennen: Der Pharisäer besteht aus Bohnenkaffee, Schlagsahne, Zucker und Rum. Das Wort selbst bezeichnet im Neuen Testament einen Heuchler.
Doch wie kam das Getränk zustande? Es wird vermutet, dass es im 19. Jahrhundert auf der nordfriesischen Insel Nordstrand entstand. Der damalige Pfarrer der Gemeinde predigte jeden Sonntag, man solle dem Alkohol entsagen. So war es folglich üblich, in seiner Gegenwart ganz auf alkoholische Getränke zu verzichten. Lange ging dies jedoch nicht gut, denn die Friesen liebten ihren Hochprozentigen zu sehr. Und so täuschten sie den Pfarrer, indem sie Rum in ihrem Kaffee versteckten. Um den verräterischen Geruch von Alkohol zu verhindern, bekam das Getränk eine hübsche Sahnehaube.
So geschickt das Täuschungsmanöver auch war, der pfiffige Pfarrer kam dahinter. Aus Ärger über diesen Betrug rief er laut: "Oh, ihr Pharisäer!" Das Nationalgetränk der Nordfriesen war geboren.
Maultaschen: Den lieben Gott getäuscht?
Dass Maultaschen das Ergebnis einer Mönchsmogelei war, können sich vielleicht nur diejenigen denken, die den schwäbischen Namen der Teigtaschen kennen: "Hergottsb'scheisserle".
In der Tat wollten Zisterziensermönche im Kloster Maulbronn im 17. Jahrhundert mit dieser Speise angeblich den Herrn hinters Licht führen. Als sie nämlich in der Fastenzeit ein Stück Fleisch geschenkt bekamen, war ihnen klar, dass sie es nicht verzehren durften. Um Gott auszutricksen, versuchten sie es unkenntlich zu machen.
So zerhackten sie es zunächst, vermischten es mit Kräutern und Spinat aus dem Klostergarten, umhüllten es schliesslich mit einer Nudelmasse und schufen kleine Täschchen, damit ja niemand auf die Idee käme, es sei Fleisch im Spiel. Ziemlich clever - und unglaublich lecker.
Chop Suey: In Amerika erfunden
Viele Menschen werden vielleicht bei dieser Behauptung etwas desillusioniert sein, aber das vermeintlich chinesischste aller chinesischen Gerichte wurde tatsächlich in den USA erfunden.
Der Legende nach kam ein chinesischer Tellerwäscher im 19. Jahrhundert nach Amerika und bekam eine Stelle in einem chinesischen Restaurant in San Francisco. Da er nur der Tellerwäscher war, musste er sich von den Resten der Gäste ernähren. Diese vermischte er in einem Wok und fügte etwas Sosse hinzu. Seine Reste-Kreation nannte er "Chop Suey", und er ass sie Tag für Tag in den Hinterräumen des Restaurants.
Als jedoch immer mehr Kunden seine Kreation rochen und wissen wollten, was so gut duftet, erkannte der Küchenchef das Potenzial des Gerichts. Fortan war "Chop Suey" eine gewinnbringende Resteverwertung in vielen chinesischen Restaurants in den USA. In China jedoch ist das Essen - mit Ausnahme von touristischen Hochburgen - völlig unbekannt.
Sachertorte: Nur eine Zufallskreation?
Dass die feine Sachertorte die Erfindung eines erst 16-jährigen Küchenjungen sein soll, werden viele Österreicher vielleicht auf Anhieb nicht glauben wollen. Doch stimmt die Legende, so ist das österreichische Markenzeichen in der Tat die Zufallskreation eines Koch-Lehrlings.
Im Jahr 1832 war der junge Franz Sacher als Küchenjunge bei Klemens Wenzel Graf von Metternich, dem österreichischen Staatskanzler, tätig. Als eines Abends wichtige Gäste geladen waren, wollte der Staatskanzler diese mit einer aussergewöhnlichen kulinarischen Kreation beeindrucken und verlangte eben jene vom Küchenpersonal. Da der Patisserie-Chef krank war und alle anderen Kräfte für das restliche Menü gebraucht wurden, kam diese grosse Aufgabe dem jungen Franz zu.
Mehr aus Verzweiflung denn aus Können heraus kreierte er so die Sacher-Torte, einen edlen Schokoladenkuchen mit dünner Marmeladenschicht und feiner Schoko-Glasur. Diese Neuschöpfung sorgte für Begeisterung unter den Gästen.
Rindfleisch-Carpaccio: Für eine traurige Gräfin
Diese italienische Speise ist das Produkt folgender Zutaten: die strenge Diät einer Contessa und der kluge Kopf eines Kochs.
Als die Gräfin Amalia Nani Mocenigo im Jahr 1950 "Harry's Bar" in Venedig besuchte, sah der Chef des Hauses, Giuseppe Cipriani, auf Anhieb, dass etwas nicht stimmte. Sie bestellte lediglich ein Wasser und war augenscheinlich extrem bedrückt. Der Chef sorgte sich und erkundigte sich nach ihrem Befinden. So kam heraus, dass Amalia von ihrem Hausarzt eine strikte Diät verordnet bekommen hatte und die köstlichen Spezialitäten von "Harry's Bar" nicht mehr zu sich nehmen durfte, da jegliches gekochtes und gebratenes Fleisch schädlich sein könnte.
Aus Mitleid mit der armen Contessa eilte Giuseppe in die Küche und kam wenig später mit einer Diät-freundlichen Schöpfung zurück, die er "Carpaccio" nannte. Die rohen Rinderfilet-Scheiben mit weisser Sauce waren leicht und schmeckten der Gräfin vorzüglich. Bei der Namensgebung ehrte der Koch den venezianischen Renaissance-Maler Vittore Carpaccio, auch weil dieser die Farben des neuen Gerichtes - Rot und Weiss - oft in seinen Gemälden verwendete.
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