Köln - Gehören Sie auch zum Team "Nie ohne Lippenbalsam aus dem Haus"? Gerade in der kalten Zeit des Jahres ist er für viele Leute ein hilfreicher Begleiter, schliesslich spannen die Lippen nun umso mehr. Woran das liegt und wann der Griff zum Lippenpflegestift zum Problem wird, erklärt die Kölner Dermatologin Uta Schlossberger im Interview.

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Frage: Sie sind trocken, spröde und spannen unangenehm - warum geht es unseren Lippen gerade so?

Uta Schlossberger: Unsere Talgdrüsen produzieren Fette, quasi eine Schmiermasse auf der Haut. Ist weniger davon da, trocknet die Haut aus.

Jetzt ist es so: Je kälter es wird, desto mehr stellen die Talgdrüsen im Lippenbereich ihre Arbeit ein, das beginnt bei Temperaturen von 8 Grad und weniger. Hinzu kommt: Im Bereich der Lippen gibt es ohnehin nicht so viele Talgdrüsen wie an anderen Körperstellen.

Ausserdem sind Temperaturwechsel für die Talgdrüsen eine Herausforderung: Wir gehen von draussen, wo es kalt und feucht ist, nach drinnen, wo wir trockene Heizungsluft haben. Da kommen die Talgdrüsen nicht hinterher - die Haut der Lippen trocknet aus.

Frage: Was kann man dagegen tun? Und was sollte man besser lassen?

Schlossberger: Wenn die Haut trocken ist, gilt ja generell: eincremen oder einfetten. Aber bitte mit den richtigen Inhaltsstoffen.

Was Sie also nicht tun sollten: Bei trockenen Lippen einen normalen Lippenstift auftragen, der trocknet alles noch mehr aus. Denn im Lippenstift haben wir Inhaltsstoffe wie Silikonöle, Parabene, Paraffin und zusätzlich Farbstoffe. Wir merken das ja selbst: Wenn wir einen sehr haltbaren Lippenstift auftragen, fühlt sich das trocken an.

Uta Schlossberger
Uta Schlossberger ist Dermatologin in Köln. © dpa / Andreas Schlossberger/dpa-tmn

Es sollten also Produkte ohne diese Bestandteile sein. Ich bin grundsätzlich Fan von Vaseline. Sheabutter und Jojobaöl sind auch gute Hausmittel. Und Honig, der wirkt auch ein wenig antiseptisch, das tut gut, wenn man zusätzlich Entzündungen hat oder eingerissene Mundwinkel - einfach bei Bedarf auftragen.

Und natürlich gibt es Lippenbalsam gegen trockene Lippen: Da sollte man sich die Verpackung gut anschauen. Je weniger Inhaltsstoffe drin sind, desto besser - am besten Naturkosmetik.

Frage: Können wir von Lippenbalsam abhängig werden?

Schlossberger: Ja, es kann durchaus eine Abhängigkeit auftreten, die aber psychologischer Natur ist. Es ist nicht so, dass die Lippen durch Balsam per se trockener werden und nach immer mehr schreien. Es ist mehr ein psychologischer Gewöhnungseffekt: Man hat die Stifte überall dabei und trägt die Lippenpflege immer wieder auf.

Dabei sollte einmal am Tag normalerweise reichen, maximal zweimal am Tag. Jede Stunde aufzutragen, das ist Quatsch, das überpflegt die Haut. Das kann sogar Nachteile haben, wenn man tatsächlich ein Produkt mit austrocknenden Inhaltsstoffen wie Silikonöl oder Paraffinen erwischt hat. Das entzieht den Lippen noch mehr Feuchtigkeit. Dann haben Sie wirklich den Effekt, dass Sie ständig nachschmieren müssen, weil die Lippen trocken wirken.  © Deutsche Presse-Agentur

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